Peeple

Peeple ist ein neuer (während ich dies Schreibe erst angekündigter) Service mit dem sich normale Menschen gegenseitig bewerten können, und mit dem diese Bewertungen allen zugänglich gemacht werden. Der Service ist damit der erste (kommerzielle) Versuch, das KiIsWhoWi Konzept kommerziell umzusetzen. Und das ist gut.

Es war nur eine Frage der Zeit. Zwei Kanadierinnen sind es, die als erste die Idee von KiIsWhoWi in Reinform zu kommerzialisieren versuchen. So vorhersehbar wie die App selbst ist der künstliche Aufruhr um die Digitalisierung und Explizit-Machung des allgegenwärtigen gegenseitigen Bewertungs-Prozesses von Menschen – der auch bekannt ist als “Klatsch und Tratsch”.

Natürlich handelt es sich bei Peeple wie bei ähnlichen Angeboten (z.B. die Bewertung spezifischer Qualifikationen bei LinkedIn) um ein kommerzielles Angebot. Peeple zeichnet sich gegenüber z.B. LinkedIn dadurch aus, dass bei Peeple die Bewertung von Menschen die Kernfunktion ist, während es bei LinkedIn ein ziemlich untergeordnetes Feature ist.

Auch aus anderen Services ergeben sich, wie ich auch an anderer Stelle schon geschrieben habe, indirekt Bewertungen anderer Menschen – z.B. aus den Likes bei Facebook. Um solche indirekten Bewertungen auszuwerten, müsste man allerdings Zugriff auf große Mengen dieser Bewertungen haben und diese mit Hilfe von Computern auswerten.

Darum habe ich geschrieben, dass das Vertrauens-Netz momentan nur Firmen zugänglich ist, denn nur Facebook und die Firmen, an die Facebook (und andere Services) seine Daten verkauft, haben diese Möglichkeit. Ich gehe davon aus, dass solche Informationen z.B. in den Recruiting-Abteilungen großer Unternehmen teils auch bereits genutzt werden.

Hier kommt Peeple ins Spiel. Es handelt sich zwar um ein kommerzielles Angebot, doch gibt es normalen Nutzern die Möglichkeit, selbst auf Informationen dieser Art zuzugreifen. Damit ist es aus meiner Sicht ein bedeutender Fortschritt.

Dieser Artikel liefert eine valide Kritik an dem Konzept von Peeple. Ganz kurz: Einzelne Urteile zwischen Individuen sind nicht besonders wertvoll, weil a) Urteilende oft sehr schnell Urteile aus einzelnen Situationen Fällen, die nicht repräsentativ sein müssen, und b) die Beurteilten vielfältige Persönlichkeiten haben, die in in unterschiedlichen Situationen sehr unterschiedlich reagieren können und sich zudem mittel- und langfristig stark ändern können.

Das ist richtig, doch ist dies ein Problem, das sich durch richtige Auslegung des Services in den Griff kriegen lässt. Wie das genau funktionieren könnte, habe ich hier und hier angerissen.

Natürlich wäre es besser, wenn ein Service dieser Art von einer gemeinnützigen Institution betrieben würde, wie Wikimedia. Und idealer Weise sollte die Datenbank, die all diese Bewertungen enthält, öffentlich zugänglich sein, was bei Peeple vermutlich nicht der Fall sein wird. Dennoch ist Peeple aus Normal-Nutzer-Sicht ein Fortschritt und der Shitstorm, dem sich der angekündigte Service im Vorfeld ausgesetzt sieht, ist heuchlerisch, “hypocritical”, wie der Angelsachse sagt.

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