Qualeaktäts Journblogismus

WikiLeaks oder ähnliche Projekte können Bausteine einer völlig anderen Medienlandschaft sein, als wir sie heute kennen. Der selbst proklamierte Qualitäts-Journalismus zeigt sich gerade jetzt zur Veröffentlichung der Cablegate Depeschen wieder überwältigt von der eigenen Bedeutsamkeit. Eine freiheitliche Welt ohne diese nachgerade übermenschlichen Welterklärer ist für selbige nicht vorstellbar. Für mich schon. In der Tat kann ich mir eine freie Welt besser ohne sie als mit ihnen vorstellen.

WikiLeaks oder ähnliche Projekte können Bausteine einer völlig anderen Medienlandschaft sein, als wir sie heute kennen. Der selbst proklamierte Qualitäts-Journalismus zeigt sich gerade jetzt zur Veröffentlichung der Cablegate Depeschen wieder überwältigt von der eigenen Bedeutsamkeit. Eine freiheitliche Welt ohne diese nachgerade übermenschlichen Welterklärer ist für selbige nicht vorstellbar. Für mich schon. In der Tat kann ich mir eine freie Welt besser ohne sie als mit ihnen vorstellen.

Journalismus wird heute überwiegend durch Werbung finanziert. Der andere wesentliche wenn auch kleinere Anteil der Einnahmen entsteht durch den Verkauf bedruckten Papiers. Journalismus lebt also praktisch ausschließlich davon, dass möglichst viele Menschen ihm möglichst viel Aufmerksamkeit schenken. Der größte Teil der Einnahmen – die Werbung – besteht sogar im direkten Verkauf dieser Aufmerksamkeit. Daher muss Journalismus im Wesentlichen die Erwartungen seiner Kunden erfüllen. Werden diese Erwartungen regelmäßig enttäuscht, wenden sich die Kunden anderen Medien zu. Überfordert, verstört oder langweilt der Journalismus seine Kunden, vertreibt er sie und muss seine Tätigkeit einstellen.

Da viele Menschen weder besonders geduldig noch besonders interessiert an den Ergüssen der Welterklärer sind, sind Zeitschriftenregale und Fernsehprogramme vor allem bunt, laut/fett gedruckt und voller unterhaltsamer Trivialitäten. Der selbsternannte Qualitätsjournalismus fristet ein Nieschendasein in der Aufmerksamkeitsökonomie.

Und er läuft ständig Gefahr seine Rolle als wichtigste Kontroll-Instanz der repräsentativen Demokratie an die unerbittlichen Regeln der Aufmerksamkeitsökonomie und Massenpsychologie zu verraten. Letzteres scheint in Buschs Amerika geschehen zu sein. Ja, er macht unsere Gesellschaftsform sogar extrem verletzlich gegenüber Terrorismus, wie ich hier erläutert habe, und gegen wirtschaftliche Übernahme, wie Berlusconi in Italien bewiesen hat. Am schlimmsten wirkt jedoch wahrscheinlich die Werbung. Werbung ist heute die übermächtige Propaganda-Maschine des Neo-Liberalismus. Jede Werbung versucht uns zu überzeugen, dass wir kaufen müssen, um wer zu sein, um glücklich zu sein, um etwas zu gelten. Kaufen ist der einzige Sinn des Lebens. Und Werbung wirkt bekanntlich. Aus diesen Gründen stellt wirtschaftlich finanzierter Journalismus eine Gefahr für freie Gesellschaften dar. Ja, vielleicht macht er sie gar unmöglich.

Doch Journalismus, das Auffinden, Aufbereiten, Erörtern und Diskutieren von gesellschaftlich relevanten Informationen ist essentiell für freie Gesellschaften. Diese Aufgaben kann nicht jeder selbst meistern. Aber ein gesellschaftlicher Dialog über wichtige Themen ist unerlässlich für das Erreichen eines breiten Konsens bezüglich zentraler Fragen. Das Aufdecken von Missständen ist Voraussetzung für Ihre Behebung.

Professioneller Journalismus hat diese Rolle gefüllt und das war richtig und wichtig. Doch zwei Dinge haben sich heute geändert, und daher können und sollten wir dieses fragile und aufgrund der Werbung auch kontraproduktive System durch ein überlegenes ersetzen. Diese zwei Dinge sind

  1. Es gibt heute sehr viel mehr hinreichend gebildete Menschen mit ausreichend Zeit, diese Aufgabe zu übernehmen. Sollte darüber hinaus der volkswirtschaftliche Wahnsinn des Marketings aufgegeben werden und unsere sich selbst kontinuierlich absurd aufblähende Administration durch ein effizienteres System ersetzt werden, hätten viele Menschen noch viel mehr Zeit diese Aufgabe zu übernehmen.
  2. Es gibt das Internet. Die Kosten für Veröffentlichungen sind heute so gering, dass sie keine Hürde mehr für die meisten Mitglieder von Informationsgesellschaften dar stellen.

Journalistische Arbeit lässt sich z.B. in folgende Bereiche gliedern: Recherche, Aufbereitung und Diskussion. In allen drei Bereichen deutet sich schon heute die Überlegenheit des post-kommerziellen Journalismus an.

Aufbereitung und Diskussion geschieht heutzutage in Blogs. Die Aufbereitung verzichtet meist auf editorische oder redaktionelle Nachbereitung. Das nimmt Blog-Veröffentlichungen zwar oft den Nimbus der Professionalität. Dafür überzeugen Blogs durch Personalität. Bekanntlich ist es auch mit der profesionellen Neutralität komerzieller Medien nicht allzu weit her, und die Berichterstattung variiert erheblich mit den jeweiligen Publikationen. Bei Blogs ist die Person des Autors immer sichtbar und der Leser wird nicht erst verleitet an zu nehmen, er lese neutrale Informationen. Insbesondere in Verbindung mit einem Instrument wie KiIsWhoWi ist das viel nützlicher als traditionelle Medien. Und es hindert Autoren natürlich auch nicht daran sich zurecht den Ruf leidlich neutraler Berichterstatter zu erarbeiten.

Die Diskussion findet teils in den Foren der Blogs statt. Dieses Instrument haben kommerzielle Online-Publikationen vielfach übernommen. Doch es ist wie gesagt nur ein Teil des Dialogs, und vermutlich nicht der relevanteste. Der vielleicht wichtigere Teil der Diskussion findet zwischen den Autoren verschiedener Blogs statt. Durch die allgegenwärtige Praxis der Verlinkung zwischen Blogs entsteht ein auch für den gelegentlichen Leser leicht nachvollziehbarer schriftlicher Dialog. Dieses essentielle Mittel des Modernen Dialogs können kommerzielle Medien nicht nutzen, da sie die Aufmerksamkeit ihrer Leser niemals von sich auf die „Konkurrenz“ lenken dürfen. Diese professionelle Praxis des nicht Verlinkens ist natürlich auch ein erheblicher Nachteil für die Aufbereitung, da sie die Quellen von Informationen für Leser vielfach unauffindbar macht. Die Personalität von Blogs führt wiederum tendenziell zu pointierteren Positionen in Blog-Diskussionen, was diese für die Leserschaft attraktiver machen kann.

Die Recherche wird meist von Insidern übernommen. Hier kommt WikiLeaks in Spiel, als kleiner Baustein des freien Medien-Mosaiks. Denn WikiLeaks bietet Insidern lediglich die Möglichkeit ihre Information anonym zu veröffentlichen. Darüber hinaus versucht WikiLeaks das veröffentlichte Material nach gewissen Kriterien zu filtern. Zweifellos muss WikiLeaks mehr tun um selbst transparent zu machen, wie diese Filter funktionieren. Doch solange wir diesen essentiellen Baustein einer freien Medien-Landschaft als eine Gruppe von Outlaws behandeln, haben die sicher andere Sorgen. Wenn eine freie Medien-Landschaft erst erreicht ist, wird dieses eher nebensächliche Problem in den Hintergrund treten. Wenn WikiLeaks das Problem nicht behebt werden sich eben andere Plattformen durchsetzen. Eine Pluralität derartiger Plattformen ist ohnehin unerlässlich.

Heute sind die Rechercheure wie gesagt meist Insider. In einer freien Gesellschaft wird es nicht hinreichen zum Aufdecken von Missständen auf Insider angewiesen zu sein. Daher muss eine freie Gesellschaft transparent sein. Unternehmen dürfen Recherchen externer Personen nicht verhindern können. Politiker sind mit den von Propaganda lebenden Medien natürlich der nächste wunde Punkt unserer Gesellschaft und gehören folgerichtig abgeschafft. Doch nehmen wir mal an, wir würden uns zunächst von der Propaganda befreien und damit den kommerziellen Medien die Geschäftsgrundlage entziehen. Würden unsere Politiker es dann als unwürdig ablehnen, Bloggern Interviews zu geben? Wohl kaum. Eher ist zu erwarten, dass bestimmte Blogger mit großer Leserschaft vor dem penetranten Mitteilungsbedürfnis unserer so genannten politischen Elite geschützt werden müssen.

Bleibt die Frage, ob Privat-Leute tatsächlich den immensen Aufwand vernünftiger Recherche in ihrer Freizeit auf sich nehmen würden. Die Antwort ist natürlich ja (zumal wenn wie oben angedeutet noch mehr Freizeit verfügbar wäre). Man vergegenwärtige sich nur welche Unmengen Zeit (und Geld) manche Menschen in die abwegigsten Hobbys investieren. Die Blogosphäre macht heute schon deutlich, dass das journalistische Potential von Freizeit-Bloggern überwältigend ist. Wenn die kommerziellen Medien verschwänden und Privat-Rechercheure so zwangsläufig ernst genommen würden, würden sich ohne Frage reichlich Menschen finden, die genau das tun würden.

Die Überlegenheit privater Rechercheure liegt darin, dass wirklich jeder einer werden kann. Alle Augen sehen doch ein wenig mehr als zwei. Und wenn jemandem etwas auffällt kann er dem nach gehen. Oft wäre das heute nicht mal nötig. Es würde genügen, wenn einige der Menschen, denen etwas auffällt, dies mitteilen würden. Andere könnten dann die Zusammenhänge bilden und herausarbeiten.

Dies führt uns zur größten Stärke dieses überlegenen Medien-Systems. Es basiert nicht auf der spezifischen Leistung bezahlter Individuen. Es basiert auf der Vernetzung teils eher unspezifischer Leistungen sehr vieler Menschen. Eine Nachricht kann sich aus Mitteilungen vieler Individuen ergeben, die alle nichts von der „großen“ Nachricht geahnt haben, bis irgendwer die großen Puzzleteile zusammenfügt, die selbst aus vielen kleinen Mosaik-Steinchen bestehen. Und die vernetzte „Crowd“ hat wieder und wieder bewiesen, dass sie jedes Individuum weit abgeschlagen stehen lässt.

Sie zweifeln? Sie zweifeln zurecht. Diese unbegreifliche Macht vieler vernetzter Individuen ist die mit Abstand bedeutendste Entdeckung der letzten Jahrzehnte. Und dem Mainstream ist diese Entdeckung weitgehend verborgen geblieben. Einer Crowd von Millionen von Individuen aus wirklich allen Winkeln der Welt ist es gelungen, Betriebssysteme und darauf aufbauende Software zu schaffen, die Lösungen für eine überwältigende Vielfalt von Problemen bietet und dabei kommerziellen Alternativen in vielerlei Hinsicht überlegen ist. Die Komplexität dieses filigranen Informationsgewebes übersteigt jede Vorstellungskraft. Wenn die Crowd so ein Gebilde schaffen kann, schaffen wir eine freie Medienlandschaft mit ähnlichen Mitteln mit links. Und den Rest unseres gesellschaftlichen Betriebssystems dazu.

WikiLieb?

Es zieht sich ein bemerkenswerter Bruch durch unsere Gesellschaft. Die selbsternannte QualitätsJournaille und die politischen und wirtschaftlichen Machthaber verdammen WikiLeaks mehrheitlich für die Veröffentlichung der Cablegate Depeschen. Ein signifikanter Teil der Blogosphäre und mein persönliches Umfeld befürwortet die Veröffentlichung sehr deutlich. Das bemerkenswerte daran ist, dass dieser Bruch nicht so sehr zwischen Konservativen und Progressiven, Rechten und Linken oder anderen Gesellschaftsgruppen verläuft. Der Bruch verläuft zwischen denen, die am langen Ende der Hebel der Macht sitzen und uns am kurzen Ende dieser Hebel. Insofern riecht Cablegate nach Revolution. Aber steht hinter dieser Zustimmung eine moralische Legitimierung? Oder gründet sie in niederen Motiven wie z.B. der Lust die Mächtigen bloß gestellt zu sehen?

Eine persönliche moralische Bewertung mag oft folgender Argumentation folgen: WikiLeaks hat scheinbar Geheimnisse verraten. So etwas tut man nicht. Doch diese Argumentation geht von einer falschen Annahme aus. WikiLeaks hat kein Geheimnis verraten. Vor der Veröffentlichung hatten je nach Quelle einige Millionen Menschen Zugriff auf die Depeschen, mehr als 1% der Amerikaner. Hier kann man beim besten Willen nicht mehr von einem Geheimnis sprechen und persönliche Bewertungs-Kriterien greifen nicht mehr.

Interne Informationen der US-Amerikanischen Administration wurden der Weltöffentlichkeit zugänglich gemacht. Um die Frage nach der Legitimität dieses Vorganges zu beantworten muss man ein gegebenenfalls vorhandenes legitimes Interesse der USA an der Geheimhaltung dieser Information gegen ein gegebenenfalls vorhandenes Interesse der Weltöffentlichkeit an der Veröffentlichung dieser Informationen abwägen.

Ein legitimes Interesse der USA könnte z.B. vorliegen, wenn sie ihre Diplomaten im Interesse des Weltfriedens, der Völkerverständigung, des globalen Umweltschutzes, des Kampfes gegen den Hunger oder für die Rechte der Unterdrückten einsetzen würde. Doch über jeglichen derartigen Verdacht ist die USA sicher erhaben. Ein legitimes Interesse könnte auch vorliegen, wenn sie ihre eigenen Interessen strikt im Rahmen der internationalen Verhaltensnormen verfolgen würde. Doch diese Normen verletzt die USA regelmäßig und wissentlich, wie schon das erste Promille der Depeschen eindrucksvoll belegt: Die USA untergräbt den spanischen Rechtsstaat; Sie arbeitet gegen legitime lateinamerikanische Regierungen und kollaboriert wider besseres Wissen mit illegitimen Regimen; Sie spioniert illegitim gegen die UNO; Sie spielt ein doppeltes Spiel im mittleren Osten. Wenn das tatsächlich erst ein Tausendstel der amerikanischen Vergehen wäre, wäre die moralische Bilanz der USA wahrhaft monströs. Doch selbst dieser kleine Auszug legt schon sehr nahe, dass das Interesse der USA an der Geheimhaltung der Depeschen jedenfalls nicht nur legitim ist.

Welches Interesse hat die Weltöffentlichkeit an der Veröffentlichung? Die USA geriert sich regelmäßig als Weltpolizei, die außerhalb ihrer Grenzen vorgeblich für Freiheit und Demokratie kämpft. Die massiv von der militärischen Intervention der USA betroffene Restwelt hat selbstverständlich ein legitimes Interesse zu erfahren welchen Interessen diese Interventionen wirklich folgen und welchen Verhaltensnormen sich die Weltpolizei unterwirft. Die USA profitiert enorm von dem Umstand, dass sie als einzige die globale Leitwährung drucken darf. Die Weltgemeinschaft, die der USA diese immense Dividende zahlt, hat selbst nach der in den USA maßgeblichen Markt-Logik ein legitimes Interesse daran zu erfahren, ob und wie die USA diesen Vorschuss zurück zu zahlen gedenkt.

Die USA selbst bringen zur Verteidigung der Geheimhaltung regelmäßig das Argument vor, dass die Informanten der USA gefährdet würden. Wie oben dargelegt helfen diese Informanten dabei illegitime Interessen durch zu setzen. Informanten dienen der Beschaffung von Informationen jenseits der legalen Kanäle. Wir reden also von Menschen die auf nicht offiziellen, oft vermutlich illegalen Wegen der Durchsetzung illegitimer Interessen dienen. Die Vergangenheit hat noch erheblich krassere Beispiele US-Amerikanischen Missverhaltens gesehen: der Sturz sozialistischer Regierungen südlich der US-Grenze, welche dann mehrfach durch faschistische Terror-Regime ersetzt wurden, welchen Zig-Tausende Lateinamerikaner zum Opfer gefallen sind; das Führen eines völkerrechtswidrigen Angriffskrieges im Irak, befördert und gerechtfertigt durch eine ausschließlich auf Lug, Trug, Aggression und Einschüchterung bauende Diplomatie. All dies hätte durch eine zeitige Offenlegung der diplomatischen Informationen der USA möglicher Weise verhindert werden können. Der Schutz dubioser Informanten eines dubiosen Regimes kann kaum derartige Argumente überwiegen.

Ich komme also zu dem Schluss, dass die Veröffentlichung der Cablegate Depeschen legitim ist. Darüber hinaus glaube ich aber, dass sich daraus ein generellerer Schluss ziehen lässt. Der verbrecherische Krieg im Irak und die verbrecherischen Tätigkeit unter anderem in Latein-Amerika wären vermutlich unter dem Medialen Auge der Welt- und vor allem auch der US-Öffentlichkeit wahrscheinlich nicht möglich gewesen. Das Busch Regime und auch Berlusconi legen den Verdacht nahe, dass freie und geheime Wahlen die Demokratie allein nicht vor dem Faschismus zu schützen vermögen. Garantierte Transparenz der Regierung scheint dazu eher in der Lage zu sein – sofern die Regierung Kritik nicht unterdrücken kann.

Und in so fern ist WikiLeaks tatsächlich teil einer Revolution. Die Ränke der Mächtigen werden hoffentlich ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt. Sicherlich wird es damit etwas schwieriger manche legitimen Interessen durch zu setzen. Aber es wird ganz erheblich schwieriger jegliche nicht legitimen Interessen durch zu setzen. Es ist schwer vorstellbar, dass das letztendlich nicht im Interesse der Machtlosen ist. Die Befreiung der Information wird die Revolution der Informationsgesellschaften sein, und sie hat das Potential, völlig unblutig zu verlaufen.

Zwölf andere Positionen zum Urheberrecht

Anke wies mich auf das gerade erschienene Positionspapier des Kultur-Ministeriums zum Urheberrecht hin. Danke Anke! Dieser Artikel liefert Gegenpositionen zu den zwölf Positionen von Staatsminister Bernd Neumann.

Anke wies mich auf das gerade erschienene Positionspapier des Kultur-Ministeriums zum Urheberrecht hin. Danke Anke! Dieser Artikel liefert Gegenpositionen zu den zwölf Positionen von Staatsminister Bernd Neumann.

1.“Denn ein wirksames Urheberrecht ist unverzichtbare Voraussetzung für das kulturelle Schaffen …„. Somit kann es also vor Einführung eines wirksamen Urheberrechtes kein kulturelles Schaffen gegeben haben. Don Quixote, der schon mal als bedeutendstes Werk der Weltliteratur gehandelt wurde, ist also kein kulturelles Schaffen, da Cervantes sich ja bekanntlich mit zahlreichen Plagiaten rum schlagen musste. „… und auch ein Beitrag zur Gewährleistung der künsterischen Freiheit„. Wie kann denn bitte ein Gesetz die künstlerische Freiheit gewährleisten, das künstlerische Verwertung anderer künstlerische Werke einschränkt? Da haben die Autoren gerade mit ihren zwölf Positionen angefangen und schon ist das Hirn alle. Das kann ja heiter werden. „[…] kann der Urheber nicht im bisherigen Umfang kulturelle Werke und Werte schaffen.“ Ach so, na dann. Ja, alles klar, es geht hier erklärter Maßen nicht um Klasse sondern um Masse und die angesprochenen Werte sind dann wahrscheinlich doch eher monetärer als kultureller Natur. Liebe Autoren, wenn Ihr als unsere gewählten Vertreter schon so einen inkonsistenten Schmarn raushaut, schreibt doch bitte wenigstens drunter, welcher Lobbyist das bezahlt hat. Transparenz und so.

2. Die zweite These ist keine These und es taucht auch nicht einmal der Versuch eines Argumentes auf. Da steht nur ein Dogma: Liebe Nutzer, „Urheber und sonstige Rechteinhaber“ (ich tippe ja vor allem auf letztere) haben Rechte auf Eure Kohle inne. Dem stelle ich glatt mal ein anderes Dogma gegenüber: Die Nutzung von Information muss frei sein. Und Freiheit verträgt sich nicht damit, dass mir jemand etwas verbieten kann, wenn ich nicht seine Bedingungen erfülle.

3. „Die Wertschätzung kreativen Schaffens bedarf auch in Zeiten der Digitalisierung einer breiten gesellschaftlichen Fundierung.“ Und Wertschätzung, insbesondere die kulturellen Schaffens, kann ja bekanntlich ausschließlich durch Bezahlung erfolgen. Herr Neumann, wenn Ihnen zur Wertschätzung kulturellen Schaffens tatsächlich nichts anderes als Geld einfällt, wollen sie sich nicht vielleicht nach einem Job umsehen, der besser zu Ihnen passt als ausgerechnet Minister für Kultur?

4. „Kulturelle Teilhabe erfordert – auch wegen der Komplexität medialer Welten – kulturelle Bildung und insbesondere Medienkompetenz.“ Ja genau! Das stimmt! Herr Minister, ich bin froh, dass Sie es selbst ansprechen. Es muss Ihnen auch gar nicht peinlich sein, dass Sie in Ihrem Alter nicht mehr so ganz durchblicken, wie das in modernen Medien funktioniert. So mit diesen Semmpels in der Musik, Mäschabs im Netz. Zumal andere Medien wie Literatur und bildende Künste gerade erst anfangen, die neuen Möglichkeiten zu erkunden. „Der Bund wird hier stärker als bisher als Impulsgeber, z.B. über die Unterstützung von Modellprojekten für kulturelle Bildung tätig werden.“ Ich bin sehr gespannt auf das Projekt „Kulturelle Bildung für Kultur Minister“. Aber sehen sie sich vor, wenn Sie erst erschnuppern, was künstlerische Freiheit im digitalen Zeitalter bedeuten kann, wollen Sie nachher gar nicht mehr zurück in Ihre Amtsstube.

5. „Gleichzeitig ist ihre Tätigkeit [die der Verwertungsgesellschaften] auch für Nutzer von Vorteil, weil sie als Zentralstellen eine gebündelte Rechtevergabe zu angemessenen Bedingungen ermöglichen.“ Herr Neumann, Sie Schelm. Haben Sie auch gulli gelesen? Der Aachener Weihnachtsmarkt muss dieses Jahr ohne Musik auskommen, weil die zuständige Zentralstelle die Gebühren ordentlich erhöht hat. Für viele Nutzer ist das tatsächlich ein Vorteil. Die freuen sich, dass sie die üblichen schrecklichen komerziellen Versionen diverser Weihnachtslieder ausnahmsweise mal nicht auf sich ein dudeln lassen müssen.

6. „Bleibt die Suche erfolglos [nach dem Urheber], so sollte gegen Zahlung einer angemessenen Vergütung eine Lizenzierung durch Verwertungsgesellschaften ermöglicht werden.“ Anders ausgedrückt: Wird der „Besitzer“ nicht ermittelt, gehört die Fundsache nicht etwa dem Finder oder gar der Allgemeinheit, sondern dem Fundbüro. Tolles Geschäftsmodell! Ja ich weiß, der Vergleich hinkt. Denn Information kann man nicht im üblichen Sinn besitzen. Man kann mir eine Melodie nicht wegnehmen. Aber dieser kleine Kategorien-Fehler hindert Sie ja leider auch nicht an der Verbreitung derartiger Positionen.

7. „Zur weiteren Verbesserung der Durchsetzung geistiger Eigentumsrechte in der digitalen Welt sollte der bestehende rechtliche Rahmen um ein effizientes System ergänzt werden, das es ermöglicht, einem (potentiellen) Verletzer einen Warnhinweis zu senden.“ Hui, Herr Neumann, da wurde Ihnen aber ein Trojaner unter gejubelt. Sehen Sie, es zahlt sich schon aus, dass Sie oben zugegeben haben, dass sie von modernen Medien nicht viel verstehen. Sonst könnte man jetzt glatt glauben, Sie seien ein ganz schlimmer. Denn sehen Sie, wenn man mir „effizient“ einen Warnhinweis schicken wollte, egal welche Inhalte ich über welches „Protokoll“ auch immer gerade abrufe, dann müsste man ja meine gesamte Kommunikation überwachen. Ich glaube, ich habs jetzt, Herr Neumann! Wir hatten ja bei 3. herausgefunden, dass Kultur eigentlich gar nicht so Ihr Ding ist. Bei 5. haben Sie bewiesen, dass Sie jeden Sophisten locker an die Wand argumentieren. Bei 6. bewiesen Sie Sinn für lukrative Geschäftsmodelle. Und hier geben Sie uns ganz subtil zu verstehen, dass Sie auch mal gerne zusehen. Herr Neumann, fragen Sie doch mal Google, Leute mit Ihren Fähigkeiten und Interessen nehmen die sicher sofort!

8. „Die sog. Providerhaftung ist in diesem Sinn und unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Angebote und Geschäftsmodelle der Provider fortzuentwickeln. Hier sind weitergehende Prüf- und sonstige Pflichten für bestimmte Internet Provider, wie etwa Host Provider, im Telemediengesetz zu verankern.“ Kudos, das war clever. Anstatt sich Ihrem neuen Arbeitgeber gleich an zu dienen, knallen Sie ihm diese Position hier vor den Kopf. Haben Sie schon sondiert, was Google Ihnen zahlen würde, um den Punkt da raus zu kaufen? Was Sie dabei wohl übersehen haben (ja, es ist wahrlich ein Kreuz mit der Medienkompetenz), sind all die anderen Anbieter, die sich nicht wie Google über geltendes Recht hinweg setzen können. Die könnten dann nämlich dicht machen. Denn die Annahme, dass man für ein paar Euro im Monat sämtliche Daten seiner Nutzer überprüfen könnte ist absurd. Macht aber nichts, gehen Sie halt ins Ausland. Deutschland ist eh schon schwierig für Host-Provider, Abmahn Recht und Hamburger Gericht sei Dank. Aber Google wird sich sicher für Ihre Konzepte zur Überwachung der Nutzer-Inhalte interessieren. Und wenns bei Google nichts wird, versuchen Sies bei Facebook, die geben nicht mal vor, nicht böse zu sein.

9. „Denn ohne die vielfältige Presselandschaft mit anspruchsvollen journalistischen Inhalten wäre das kulturelle, politische und gesellschaftliche Leben in Deutschland deutlich ärmer. Deshalb ist es wichtig, die Leistungen von Presseverlegern wie die anderer Werkmittler angemessen zu schützen.“ Ich übersetze mal gerade: Denn wenn ich der Presse hier nicht wenigstens ein bisschen den Bauch pinsele, machen die mich sowas von fertig, dass ich Google und Facebook total vergessen kann. Stimmt.

10. „Digitale Kopien von gemeinfreien Werken sollen von öffentlich finanzierten Kultureinrichtungen für die nichtkommerzielle Nutzung grundsätzlich kostenfrei angeboten werden.“ Ich bin platt. Das ist ja fast ein Zugeständnis an die so diffamierten „Nutzer“ (diese schrecklichen Menschen, vor denen Sie die Urheber zu schützen müssen glauben). Gut, kommt jetzt satte 40 Jahre zu spät, aber ist ja nicht so wild. Ja, ich weiß, die Medienkompetenz.

11. „Die Neuregelung hat die in sie gesetzten Erwartungen noch nicht erfüllt.“ Mensch Bernd! Da lieferst Du eine 1a Bewerbung in 10 Punkten und mit 11 machst Du alles kaputt. Das schreibt man doch nicht „Ich hab Mist gebaut, aber beim nächsten mal mach ichs bestimmt besser. Ehrlich!“

12. „Konkrete Maßnahmen in Deutschland müssen in einen geeigneten Rahmen auf europäischer Ebene eingebettet sein.“ Hurrah, die Türkei feiert gerade ihr priviligierte Partnerschaft, die genießen dann ja bald das Privileg Europas Hoster zu werden. „Über die Diskussion auf europäischer Ebene ist das Thema auch weltweit voranzutreiben.“ Oops. Sorry wegen des Blödsinns mit Google und Facebook Herr Staatsminister. Sie denken in großen Maßstäben und sind offensichtlich zu höherem berufen Herr Staatsminister. Am deutschen Wesen wird die Welt genesen.

Der Terror kommt aus der Glotze

Und ich meine nicht das Nachmittagsprogramm der Privaten. Ich meine z.B. das Programm der ARD zwischen 20:00 und 20:15. „Terror“ ist auch nicht metaphorisch gemeint. Ich verwende den Begriff genau so, wie er gerade wieder vermehrt in den Medien auftaucht.

Und ich meine nicht das Nachmittagsprogramm der Privaten. Ich meine z.B. das Programm der ARD zwischen 20:00 und 20:15. „Terror“ ist auch nicht metaphorisch gemeint. Ich verwende den Begriff genau so, wie er gerade wieder vermehrt in den Medien auftaucht.

Da möchte ich nicht nachstehen. Aus gut unterrichteter Quelle habe ich erfahren, dass es morgen einen, wahrscheinlich eher zwei Morde geben wird! Haben Sie Angst? Noch nicht? Schade, aber zwei schlappe Morde in ganz Deutschland sind wohl nicht so dramatisch. Und so lange Sie Straßen meiden, wirds schon nicht so schlimm, dort wird es aber morgen wohl wieder rund zehn Leute erwischen. Aber was immer Sie auch tun, halten Sie sich fern von Krankenhäusern! Denn dort wird unser Krankheitspersonal auch morgen wieder 100 Menschen rituell hinrichten.

Wieso regt uns all das nicht auf? Und wieso steht die Republik direkt vor dem Ausruf der Nostandgesetze, wenn ein paar Schlapphüte sich gegenseitig zuflüstern, dass irgendwelche notorischen Integrationsverweigerer sich vielleicht in die Luft sprengen wollen und der Innenminister sich selbst eine Bombenatrappe zuschickt? Um das noch einmal zusammen zu fassen: Wenn wir es hinbekämen, dass Ärzte und Krankenschwestern sich öfter die Hände wuschen und auch sonst mehr auf Hygiene achteten könnten wir jeden Tag hundert Deutsche retten (von verhungernden Negern will ich gar nicht anfangen, die interessieren ja eh keine Sau). Tun wir aber nicht. Wenn aber irgendwer sagt Al Kaida (TM) würde hier jetzt aber wirklich gern mal Terror machen, schreien all die Möchtegern-Faschisten nach mehr StaSi, härteren Gesetzen, und Fußfesseln für Islamisten. Schreien sie und werden gehört, wohlgemerkt.

Wer sich auf dieses Blog verirrt und bis hierhin liest, kennt die Antwort natürlich. Schuld sind die schlimmen, schlimmen Medien. Ist aber schon seltsam. Ein Typ mit einem Sprengstoffgürtel kann hier im Alleingang die sogenannte demokratische Grundordnung gefährden. Wenn sich hier jede Woche einer sprengte (und somit vielleicht ein Zehntel soviel Terror-Opfer wie Verkehrsopfer zu beklagen wären) wäre selbst das Geschichte, was man uns heute noch als „freiheitlich“ verkaufen will. 50 Mann über ein Jahr, jede Woche einer, stürzen die Republik. Das soll eine wehrhafte Demokratie sein?

Die Wirkungsketten sind ja bekannt: Bombenattentate geben

  • prima Fernsehbilder
  • prima Gelegenheit für Politiker, Handlungsfähigkeit zu beweisen
  • prima Argumente gegen weltfremde Pazifisten

Das ist eine eklatante Schwachstelle unseres Systems. Weil unsere Medien in einer Aufmerksamkeitsökonomie gefangen sind, und unsere Politiker mit ihnen, können 50 Mann innerhalb eines Jahres die freiheitlich demokratische Grundordnung aushebeln.

ExtremeGoverning versucht diese Schwachstelle zu vermeiden, indem es Propaganda verbietet. Dabei ist es nicht nötig, Propaganda zu definieren. Es wird viel mehr verboten, jemanden dafür zu bezahlen, Information oder eine Meinung zu verbreiten. In diesem System wäre somit Werbung implizit verboten. Und somit wäre die gesamte Aufmerksamkeitsökonomie gebrochen. Da sich mit gedruckten Zeitungen allein nicht genug Geld verdienen lässt, würde die mediale Macht an die Blogosphäre übergehen. Und Blogger schreiben – zumindest wenn sie keine Werbeeinnahmen zu erwarten haben – was sie für richtig halten. Überzeugung scheint ein sehr viel besserer Maßstab zu sein als Aufmerksamkeit.

Sollten unsere Ideale am Markt kleben?

Ein offener Brief an Oliver Schwarzmann als Antwort auf seinen Artikel „Kann es einen idealen Markt geben?“.

Sehr geehrter Herr Schwarzmann

Sie sind der Anlass aus dem ich dieses Blog eröffnet habe. Ich habe mich schon länger mit dem Gedanken getragen. Dann las ich ihren Artikel Versteckspiele im Netz und später auch Schein oder Sein im Netz? bei Telepolis. Ich freute mich, dass mal jemand wagt, einen etwas anderen Blickwinkel ein zu nehmen als die unreflektierten Facebook Kollaborateure und die in ihrer Meinung offenbar versteinerten Datenschützer. Ich glaubte auch gewisse Parallelen zu dem zu erkennen, was ich in KiIsWhoWi geschrieben habe. Ich nahm mir also vor, Sie mal irgendwann zu kontaktieren und folgte Ihnen auf Twitter.

So wurde ich auf Ihren Artikel Kann es einen idealen Markt geben? aufmerksam. Wieder war ich beeindruckt, dass sie eine Perspektive abseits der gewohnten Denk-Pfade einnehmen. Und ich wollte Ihnen direkt auf diesen Artikel antworten. Und eine leidlich ausgefeilte Antwort auf einen Blog Eintrag gehört nun mal in ein Blog. So wurde dieses Blog geboren.

Die oben angedeuteten „gewohnten Denkpfade“ führen entweder zu einer Lobpreisung der alt hergebrachten Markt-Mechanismen und der Annahme, dass diese – würde man ihnen nur genügend Raum einräumen – schon alle Probleme lösen würden (nicht mehr ganz so „Neo“-Liberalismus). Oder sie führen zur unvermeidbaren Abschaffung dieser Mechanismen, entweder ersatzlos (Marxismus, diverse Formen von Anarcho-Kommunismus) oder  ersetzt durch legislative Steuerung (Planwirtschaft, Sozialismus). Derweil verweilt der Mainstream bei der Kombination, die sich bisher bei der Zerstörung der Welt (das verlinkte Buch ist nebenbei bemerkt 14 Jahre alt) und seiner Bewohner vortrefflich bewährt hat (merke, dass unter den hungernden Ländern viele z.B. Soja zur Mast unserer Schweine exportieren), und fordert eine Kombination aus Marktwirtschaft und Planwirtschaft, in leicht variierter Abwägung.

Auf tritt O. W. Schwarzmann und schreibt, dass der Markt doch vielleicht gar nicht zwangsläufig böse sein muss. Bravo! „Ja, da bin ich bei Ihnen“ (bin ich wirklich, es handelt sich aber auch um ein Zitat aus dem dritten Satz Ihres Artikels und hat sich somit Anführungszeichen verdient). Doch ach! Ja wenn es jetzt kein „aber“ gäbe, gäbe es diesen Artikel wohl nicht und somit vielleicht auch nicht dieses Blog.

Ich glaube auch, dass der Markt nicht böse sein muss. Ich glaube auch, dass der Markt ein besserer Weg ist, als die oben angedeuteten Alternativen. Doch ich glaube auch, dass unsere aktuelle Misere sehr wohl in den Mechanismen des Marktes wurzelt. Sie scheinen hingegen vor zu schlagen, die Markt-Teilnehmer statt des Marktes zu ändern. Das Angebot müsse Magie entfachen und wir, die Nachfrage, müssen uns verzaubern lassen. Sie schreiben, die Wirtschaft sei „ein Forum, über das wir uns ausdrücken, austauschen und entfalten“.

Es scheint mir dies die selbe Tendenz zu sein, die unsere Gesellschaft hierhin (in die Welt von 2010) geführt hat. Es ist eine Tendenz, den Markt und seine Mechanismen in seinem Geltungsbereich immer weiter aus zu dehnen. Wir sind was wir kaufen und wir lösen gesellschaftliche Probleme indem wir ein Preisschild drauf kleben. Sie stellen fest, die „Ökonomie ist der Ausgangspunkt zur Gestaltung unserer Welt, berührt sie doch jeden Winkel unseres Lebens“. Mir gefällt der Ansatz, aus dieser Not ein Tugend zu machen. Ich verstehe allerdings nicht ganz, worauf sie anspielen, wenn sie von Produkten sprechen, „die einen magischen Zauber verströmen“. Mir fallen dazu zwei Dinge ein: besonders gelungene Kombinationen aus Nutzbarkeit und Marketing wie das iPhone (welches ich aus zahlreichen Gründen ablehne und, wenn überhaupt, für schwarze Magie halte) und besonders gelungene Handarbeiten. Während Produkte wie das erste i.d.R. asoziale Marketing Strategien verfolgen passen letztere nicht in moderne Wirtschaftsabläufe. Woran also denken Sie?

Wie die Antwort auf diese Frage auch lauten mag, ich stimme Ihnen vielleicht zu, dass ein wie auch immer gearteter Zauber in Produkten nicht unser Nachteil sein muss. Doch in wie fern bringt uns dieser Zauber einem idealen Markt näher? Das führt zu einer zentralen Frage: was zeichnet einen idealen Markt aus? Die eigentliche Grundfrage, die noch vorher beantwortet werden muss, ist aber: Welche Funktion soll der Markt überhaupt erfüllen? Sie scheinen an zu nehmen, der Markt soll uns Raum zu unserer individuellen Verwirklichung bieten und uns ideale Produkte liefern.

Ich schlage vor, dass wir uns andere Räume zu unserer Verwirklichung suchen – das hat doch die paar zig tausend Jahre vor der Allgegenwart des Marktes auch ganz gut geklappt – und dass wir uns, wenn nötig, mit dem heute verfügbaren Maß an Magie begnügen. Dann kann der Markt das tun, wozu wir ihn wirklich brauchen, und sich ansonsten soweit möglich aus unserem Leben heraus halten: Der Markt ist ein Regelwerk, das die selbstorganisierte Steuerung und Optimierung unserer Wirtschafts-Abläufe bestimmt.

Diese Steuerung hat Schwächen. Zum Beispiel verteilt sie begrenzte Ressourcen nicht unbedingt fair. Während ich vermutlich irgendwann an zu viel Körper-Fett und zu wenig Bewegung sterben werde, sterben andere an übermäßiger körperlicher Belastung oder verhungern schlicht. Da lässt sich vielleicht noch etwas verbessern. Auch lässt diese Steuerung vorhandene Ressourcen ungenutzt – 10% Arbeitslosigkeit scheinen in modernen Gesellschaften normal zu sein – während sie andere Ressourcen überansprucht – siehe z.B. Überstunden und Umweltzerstörung. Auch da lässt sich vielleicht etwas verbessern. Marktwirtschaft scheint auch ohne Gegensteuerung zu übermäßiger Machtkonzentration zu führen. Diese Konzentration stört das fragile Gefüge unserer Demokratie und lässt Chefs zurück, die mit ihrer allumfassenden Entscheidungsbefugnis überfordert sind. Und letztlich gibt es meiner Meinung nach doch auch Bereiche, die sich besser mit anderen mitteln steuern lassen als mit denen der Marktwirtschaft.

All dies wird üblicher Weise zum Anlass genommen, Marktwirtschaft rund weg zu verdammen. Deshalb hat mich gerade Ihr Artikel angesprochen. Sie erkennen Probleme an und suchen alternative Lösungsansätze, ohne den Markt aber grundsätzlich in Frage zu stellen. Da bin ich ganz genau bei Ihnen. Doch statt den Geltungsbereich des Marktes schlicht als universal zu definieren, schlage ich vor, ihn ein zu grenzen.

Der Markt hat immense Stärken in der Optimierung der Verwendung begrenzter Ressourcen. Doch gegenwärtig wird versucht, die alten Marktgesetze unüberprüft auf das Management einer ganz besonderen Art von Ressource an zu wenden: Information. Doch Information ist nicht in der gleichen Art und Weise begrenzt wie dingliche Ressourcen. Für Information gelten andere Regeln, sie lässt sich beispielsweise fast ohne Kosten vervielfältigen. Ja eine weite Verbreitung bestimmter Informationen beschleunigt sogar die „Produktion“ neuer Informationen usw. Viele inherente Gesetzmäßigkeit des Informationsflusses sind geradezu denen der Wirtschaft dinglicher Ressourcen entgegengesetzt. Da ist es doch sehr zweifelhaft, dass die selben Marktgesetze für dingliche und informationelle „Güter“ gleichermaßen ideale Ergebnisse liefern.

Es ist unmöglich, vorher zu sagen, welche Regeln wo welche Ergebnisse liefern. Dazu sind die Zusammenhänge zu komplex. Man wird experimentieren müssen. Einen Vorschlag für Regeln des Informations-Marktes habe ich hier gemacht. Es ist auch vorstellbar, dass Information schlicht völlig frei sein sollte, wie vielfach gefordert wird. Das wäre dann eine noch radikalere Eingrenzung des Geltungsbereiches des klassischen Marktes als die von mir geforderte. Auf jeden Fall ist es nicht sonderlich plausibel, dass die selben Marktregeln für so unterschiedliche Ressource wie dingliche und informationelle ideal sein sollten. Daher ist an zu nehmen, dass der Geltungsbereich des Marktes in diesem Punkt nicht ausgedehnt sondern eingeschränkt werden sollte.

Sie schlagen vor, dass sich die Marktteilnehmer ändern. Vollzogen wird diese Veränderung in einer „Kultur der Verzauberung“. Ihr Vorschlag hat viel Charme. Doch wie soll diese Kultur herbei geführt werden? Sie haben selber festgestellt, dass Anonymität viele Schattenseiten hat. Die weitgehende gegenseitige Anonymität der Marktteilnehmer hat zur Folge, dass sie sich langfristig ungestraft gegenseitig übervorteilen können ohne großen Schaden zu nehmen. Das scheint doch deutlich bessere Renditen zu bringen als Magie und Legendenbildung.

Ich schlage daher vor, die Marktregeln zu variieren, um dem negativen Effekt der Anonymität Herr zu werden. Auch hier wird man experimentieren müssen. Aber da es gegenwärtig so aussieht, als würden uns unsere aktuellen Experimente in Sachen Marktwirtschaft bald mit einem gehörigen Knall um die Ohren fliegen, kann man ja vielleicht mal etwas wagen.

Ich frage mich auch, wie Ihre Vorschläge die Nutzung der brachliegenden Arbeitskraft verbessern sollen. Sollen sie das überhaupt? Arbeitskraft ist wieder eine besondere Ressource. Sie ist begrenzt wie dingliche Ressourcen. Daher ist es gut möglich, dass Marktwirtschaft sehr wohl zu ihrem Management geeignet ist. Aber anders als bei jeder dinglichen Ressource entsteht großer gesellschaftlicher Schaden, wenn zu große Teile dieser Ressource ungenutzt bleibt. Diese Eigenart legt nahe, dass bezüglich der Arbeitskraft mindestens eine deutliche Variation der Marktgesetze angesagt ist. Eine mögliche Denk-Richtung habe ich hier vor geschlagen. Wiederum wird dies nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Doch nach zweihundert Jahren Erfahrung mit Arbeitslosigkeit, sollte man vielleicht mal über andere Alternativen nachdenken als „Magie“ oder „weiter so“.

Ich stimme Ihnen also zu, dass der Markt ausbaufähig ist. Doch anstatt bei „Ausbau“ an „Anbau“ zu denken, schlage ich einen Rück- und Umbau vor. Weniger könnte viel mehr sein.

Auch wenn ich mich sehr kritisch mit Ihrem Artikel auseinander gesetzt habe, so schätze ich doch Ihren Mut andere Denkpfade zu beschreiten und die Originalität, die Sie dabei an den Tag legen, Herr Schwarzmann.

Ich würde mich freuen von Ihnen zu hören
Thorsten Roggendorf

Ki is who wi?

Anonymität ist Geschichte. Was wir noch dafür halten ist eine Illusion. Doch diese Illusion ermöglicht vielen erst Ihr soziozides Tun. Die Datenschützer werden so zu ahnungslosen Helfern derer, die unsere Gesellschaft zerstören. Was wir brauchen sind Datenbefreier.

Ich habe diesen Artikel auf Englisch verfasst. Aber Anke Bibusch hat ihn auf Deutsch übersetzt. Vielen Dank! Ankes Version findet sich gleich hier im Anschluss.

Ruling has always been the business of controlling the way information flows through society. The awakening of modern western societies can best be placed in the dark age after the fall of the roman empire. Western culture has drawn significantly from the romans who in turn build their culture after the Greek and so on all the way back to the Mesopotamians in what is now the middle east and the builders of Goseck and similar sites Europe’s cold north. And while we’re at this let’s not forget that Mohammed’s followers were the keepers of western humanity’s knowledge while Europe was a damp and dark land. However, our culture only began absorbing the achievements of its predecessors after it awoke from its slumber with the advent of the renaissance.

In the dark age the church had the monopoly on information. In a world where a short and miserable life was merely an entry ticket to heaven or hell, clergy were the only people to understand what they preached in the language of the fallen empire and they were the only ones who could read and write. They even had considerable control over what went on in their subjects heads. They held the key to eternity and they tortured and killed to maintain this monopoly.

The struggle for freedom was since then for a good part a struggle to bring down the information monopoly. That is why the feather is stronger than the sword and that is why despots have always striven to control information: because once you lost that struggle, you also lost the struggle over people’s actions.

Today the world is ruled by business. Business is a complex system following complex rules – rules of law, rules of psychology and most of all rules of economy. The rule of business probably came about when Calvinists and similar minded protestants established the idea that god cherishes economic success. Like all rulers before (and in parallel like the Nazis, the Stalinists and the Maoists) business seeks to control information. Business‘ instruments for information control are lobbyism, copyright, and most of all commercials.

However, I don’t claim that there is some kind of conspiracy or tyranny of big business. It is just a rule system that can be changed. Its grip on its citizens has become tighter though, with the omnipresence of commercials, the laws of copyright governing information society, the ever expanding influence of big business on party democracy, and its world wide conquest called globalization. Were it not for that small fraction of society, that particular pale and inconspicuous underground tribe, the struggle to break the information monopoly would seem to be a lost cause today. But our heroes have liberated the operating system of information society – the operating system of the information servers and networks.

I don’t believe that this is where it ends. Some projects have already demonstrated how breaking parts of the information monopoly can change our lives. When did you last consult Wikipedia? In olden days I used to consult perpetually outdated and – for many people – unaffordable printed encyclopedias for factual knowledge. In the Web’s infancy I turned to longish queries of Altavista, Metager and Lycos. Google made those queries shorter. And now I just have to browse Wikipedia’s vast commons for up to date facts that beat the hell out of these old beasts that occupied whole boards in our shelves.

This is very useful for me and makes this information available to people who could not afford it in the olden days. This in itself is a huge achievement for information society. Drawing from Wikipedia’s ideas (and indeed a lot more sources) I propose another Web 2.0 project that has the potential to transform society fundamentally – without changing any rules. It is just liberating a certain kind of information, making it available for everybody.

The information to liberate is everybody’s judgement of everybody else, and it works like this: You visit KiIsWhoWi.org (no, it doesn’t exist, it is hypothetical) and search for a person – by name and address, working position, or the 7:30 train where you see him each day. Maybe you have a picture of him on your mobile and search for matching pictures. If you don’t find him, you create a new entry, just as on Wikipedia. And then you can read what other people have written about him. You can read whom he helped or whom he cheated, where he was successful and where he failed. You may even learn about his sexual preferences and performance, whether he farts in company or picks his nose. And you can obviously add your own comments. You cannot modify other’s comments, though.

Since the information is bound to build up considerably, mechanisms are required to rate or modify comments (see Extreme Governing for examples), to merge the person from the train with the ice cream man and Mr. X from Y street n in Z. This is not a technical article though, so let’s assume we have this information at our finger tips.

Horrible idea, isn’t it? Designed to bring out the worst in us. And the best part is: it cannot really be stopped. I don’t think it would be illegal in many countries, and the internet being what it is, it would suffice if it were legal in one country. It is indeed already there, just not in one place and not covering everybody and most importantly not for everybody to read. You find out a lot about some people on social networking platforms. You can find out what they think and how they act in certain contexts if you read their blogs or comments they posted. You can learn about their payment or shipping responsiveness on ebay and so on. Business maintains huge databases with detailed economical transaction data of anybody who uses payback cards. Much of this information is anonymized, but dereferencing the alias is pretty simple in some cases. Business obviously keeps its own share of the information to itself, to maintain the monopoly. If you draw a parallel between the factual knowledge and the mutual judgements, the latter is currently in the pre Alta Vista phase, but some of it is already on record.

So, where does this take us? First of all it is important to note that I’m probably not talking about a vague possibility. KiIsWhoWi will pretty definitely come. What remains to be seen is whether it’ll be .com or .org. I’d prefer .org, but lets first take a look at .com. It is not a global platform yet but it is already much more advanced than its public counterpart. Economic transactions for payback customers, credit ratings for everybody, addresses of everybody, geoscoring (German link, geoscoring means associating your address with your credit-worthyness – no credit if your neighborhood is poor) and so on. The information may not be combined yet, but it is already surprisingly detailed. Once RFID tags become the standard in retail economic transparency will be pretty complete. Business may also strive to gather more private data like the sexual habit thingy. As long as it is of economical relevance, business will care about it.

Should that frighten us? The information will not be available to the public for some time to come. It will be protected by various data protection acts but these laws are occasionally broken. I have no doubt that the information will occasionally be used to deactivate boycott activists or other enemies of business but its main purpose is marketing. Marketing has become a mind boggling propaganda engine that has fundamentally changed public opinion. Very few people still dare to doubt the sanity of western market economy. Mass marketing does one thing: it associates buying with happiness and it has been very successful at this. We seem to be unable to imagine a life without our gadgets, big cars and exotic fruits. This in itself may be debatable. I like my gadgets though and this not the argument I want to discuss here. The real problem is that business is not a good ruler in every respect.

This has far too many facets to discuss here. I’d like to focus on the two most drastic examples. We destroy the biosphere. Ever heard about the sixth extinction? Well, suffice it to say that the other five extinctions occurred over a time span of five hundred million years (i.e. during most of geologically recorded evolution). You may have heard about the fifth extinction – that took out some funny creatures called dinosaurs, ugh well, and a good part of everything else as well. Anyway, I’d prefer to leave the biosphere intact, it is certainly not my intention to destroy it, and I assume most people would wholeheartedly agree to that. Talking of people: while people die it is preposterous to try to save the biosphere on their expense. You may be aware, that lots of cute little more or less brown babies starve all the time (about one every 5 seconds). Now business is not an evil emperor who hates brownish babies because of some sick ideology. It is just not business‘ business to save starving children. There is enough food to feed the world, there is indeed vast over abundance. But I got more money than a couple thousand starving kids combined. So I take that soy and feed it to my pigs. We buy, they die. It’s nothing personal against brown babies, not even intention. They are rather like roadkill. I doubt that posterity will share that nonchalance about the victims of my meat consumption or the destruction of the biosphere, but that judgement is for history to make.

But what does this have to do with KiIsWhoWi.com? Propaganda is essential for maintaining power. Mass marketing has been amply demonstrated to work, and its common message is that you have to buy. You have to work to get money for buying and you have to work to produce goods for others to buy. As long as this meme is governing our thoughts, business‘ power will be secured. The bad ruler will continue to produce roadkill and wastelands. The problem is not buying or working. The problem is that we overrate the importance of economic interests and as a whole make gross decisions.

The alternative to embracing KiIsWhoWi.org is fighting KiIsWhoWi.com. Business has much more resources than most private persons. Business will fight a tough battle using misinformation and manipulation on a large scale (it already does). It will bog down information society in a network of lies, propaganda, and proprietary information. If civil society can indeed stop KiIsWhoWi.com, it can only do so at a very significant cost of slowing down information flow in many many respects. Lots of valuable applications will not be possible if we decide to fight KiIsWhoWi.com – all that will remain of google for example is essentially a search engine.

Let’s now turn to KiIsWhoWe.org. There will be lies on KiIsWhoWe.org. Minorities will be bullied. Celebrities will have a real problem. Stalkers will stalk, intriguers will intrigue and dumb asses will make bad judgements. It will indeed be almost as bad as real life. A soap opera in the form of blog forum posts (wow a novel literary genre!). I find this scenario pretty frightening. But then the nerd in me finds real life pretty frightening. Maybe you are more relaxed about this. However, I don’t see how putting real life’s soap opera on record makes things worse. People (with the possible exemption of the likes of me) are after all pretty good at dealing with real life, with lies, cabal, and stupidity. I do however see how KiIsWhoWi.org could make some things better.

If somebody leaves a comment, that comment will obviously have to link back to the commenter’s page on KiIsWhoWi. You should not be able to post if you don’t have an entry with your real identity. So if the commenter lies, the victim will say so on the commenter’s page. If the commenter is a frequent lier, that will become suspicious fast. Technical helpers will aid us in reaching our personal judgements concerning other’s judgements. I believe that lie and intrigue will become scarcer in that scenario because it is all on record and maintaining these illusions if everybody can view the whole building of lies is much more difficult than telling different lies to different people who will never talk to each other. Even bullying I believe may become harder. Bullying will involve certain patterns in information flow that can be identified. Once such problems are exhibited they are easier to fight. Bullying is a serious problem now and it will likely remain to be that. I doubt that it will be made worse by KiIsWhoWi.org, though.

These arguments, these reasons for which I believe that the bad sides of KiIsWhoWi.org are not so bad after all, are also the reasons for which I believe that it can transform society to a better We. Imagine you are looking for a service. You need a plumber or a used car. You check the plumber’s/used car trader’s KiIsWhoWe.org record and see what other customers had to say. Maintaining a business based on anything else than customer satisfaction, would become real hard. Cheating and socially destructive behavior (including such behavior towards your customers) would become very expensive in the long run. In short business would be forced to do the right thing (TM) instead of maximizing shareholder value.

And this is not even where it ends. Politicians might have to learn to do the right thing as well. Satisfying your lobbyist or winning the next election may not be enough if you have to spoil your KiIsWhoWi entry for that achievement. One of democracies greatest shortcomings is that minority’s rights rely on the majority’s goodwill. If the majority decides to put atomic waste into your back yard, you are out of luck. KiIsWhoWi.org might even help with that. I would not sign a law that makes me mortal enemy of some minority. Not if their hate will be recorded in my KiIsWhoWi.org entry.

Still this is not where it ends. Moral courage, honorary office, all the virtues we value in others are suddenly something that has a very real value. Greed is a very prominent sin today. But I believe that this is not due to human nature. Greed is a natural human inclination which stems from our gatherer ancestry. But the human strive for social status is much stronger. Business uses propaganda to transform the human craving for social status into a craving for economic success. Most of the time we are not told to buy happiness directly but to buy love, respect, and social esteem. KiIsWhoWi.org has the potential to bypass economic success in defining social status. Instead social status is directly measured by ones actions towards other people. This would force us to value each and every life, because roadkilling a single child will not do, it is not something we would tolerate in our record.

At the core of this idea is a fundamental belief I hold about man. KiIsWhoWi.org would actually bring back the way human ethics were meant to be kept in check. I’m rather Darwin’s than Jehovah’s witness, so I believe there is no purpose in things being like they are. But even if you believe that man was created rather recently (geologically speaking), you may concede that man lived in small groups for the better part of our history. In these groups humans looked after each other and they talked about each other. The problem with this was that the restrictive world view of a small community crushed more liberal minds. That danger seems to be banned today – we look back at a long history of breaking information monopolies. With these monopolies fell (among many other things) the belief that free thinkers, colored people, gays and a long line of other somehow different people are inferior to the mainstream. I see no reason why this should revert with KiIsWhoWi.org.

Many of today’s apparent misdemeanors are only possible because we are anonymous in far too many contexts. KiIsWhoWi.org has the potential to change that. The information monopoly that is actually broken is my monopoly concerning certain kinds of information about myself. KiIsWhoWi.org could create a mutual transparency that would make many human vices much more difficult and dangerous to maintain. KiIsWhoWi.org is everybody’s conscience published. I’m not entirely sure how it will change the world, but change it it will.

Reality is much more complicated than this simple image I drew up here to make a point. The connection between my meat consumption and the starved children, that wobble along on my hips, is far too indirect to grant my condemnation on KiIsWhoWe.org. Yet somewhere between my hand reaching into the meat counter and people starving beside Brazil’s soy plantations, there likely is something worth mentioning. It is hard to tell whether all the good I predict would actually happen. It is even harder to tell whether all the bad I said would not happen will indeed not happen. It is impossible to imagine all the good or bad that would emerge that I haven’t even considered, but believing that I have overlooked nothing is pretty pretentious. I strongly believe though that KiIsWhoWi.com is already in the making and that its .org brother would not make things worse than they already are. So why don’t you just start the thing and we see what happens? If it turns out to have been Pandora’s blog we can still try to stuff it back where it came from along whith the contemporary megadeath and mass extinction. I wish us good luck.

Und dasselbe nochmal auf Deutsch. Vielen Dank an Anke Bibusch für die Übersetzung!

Herrschaft war schon immer gleichbedeutend mit der Kontrolle über den Informationsfluss in der Gesellschaft. Der Ursprung von modernen westlichen Gesellschaften kann am besten im Mittelalter nach dem Untergang des Römischen Reiches angenommen werden. Die westliche Kultur lehnt sich zu einem erheblichen Teil an die römische Kultur an, diese wiederum entwickelte sich nach griechischem Vorbild, und so weiter bis zu den Mesopotamiern im heutigen mittleren Osten und den Erbauern von Goseck und ähnlichen Schauplätzen in Europas kaltem Norden. Und wo wir schon dabei sind, sollten wir auch die Anhänger Mohammed`s nicht vergessen, die Hüter des Wissens der westlichen Menschheit zu Zeiten als Europa noch ein feuchtes dunkles Land war. Wie dem auch sei, unsere Kultur hat erst begonnen sich die Errungenschaften ihrer Vorgänger anzueignen nachdem sie mit dem Beginn der Renaissance aus dem Schlummer erwachte.

Im Mittelalter hatte die Kirche das Informationsmonopol. In einer Welt in der das kurze mühselige Leben nur eine Eintrittskarte in den Himmel oder die Hölle bedeutete, waren die Geistlichen die einzigen Menschen die verstanden was sie in der Sprache des untergegangen Reiches predigten, und sie waren die einzigen die lesen und schreiben konnten. Sie hatten sogar erhebliche Kontrolle darüber was in den Köpfen ihrer Gemeindemitglieder vorging. Sie hatten den Schlüssel zur Ewigkeit und haben gefoltert und getötet um dieses Monopol zu behalten.

Der Kampf um Freiheit war seit dem zu einem großen Teil das Bestreben dieses Informationmonopol zu brechen. Deswegen ist die Feder stärker als das Schwert und deswegen haben Despoten es immer angestrebt den Informationsfluss zu kontrollieren: Ist dieser Kampf erst verloren, ist auch der Kampf um die Kontrolle der Handlungen der Menschen verloren.

Heutzutage wird die Welt durch die Wirtschaft regiert. Die Wirtschaft ist ein komplexes System das komplexen Regeln – gesetzlichen Regeln, psychologischen Regeln und am allermeisten den Regeln der Ökonomie – unterliegt. Die Allmacht der Wirtschaft entstand warscheinlich als Calvinisten und ähnlich gesinnte Protestanten die Idee etablierten, dass ökonomischer Erfolg als ein hohes Gut vor Gott anzusehen ist. Wie alle Herrscher zuvor (und parallel dazu die Nazis, die Stalinisten und die Maoisten), versucht die Wirtschaft Informationen zu kontrollieren. Die Instrumentarien der Wirtschaft zur Kontrolle der Informationen sind Lobbyismus, Copyright, und am allermeisten die Werbung.

Trozdem behaupte ich nicht das eine Art Konspiration oder Tyrannei in der Wirtschaft exsistiert. Es handelt sich lediglich um ein Regelsystem das verändert werden kann. Mit der allgegenwärtigen Werbung, den die Informationsgesellschaft bestimmenden Copyright Gesetzen, dem immer größer werdenden Einfluss der Wirtschaftsriesen auf die Parteipolitk und ihrer weltweiten Ausbreitung auch Globalisierung genannt, hat die Wirtschaft die Bürger immer mehr im Griff. Gäbe es diese kleine Fraktion der Gesellschaft nicht, diesen bestimmten blassen und unauffälligen Untergrund Klan, der Kampf das Informations Monopol zu brechen wäre heutzutage aussichtslos. Aber unsere Helden haben das Bediensystem der Informationsgesellschaft – das Betriebssystem der Informations Server und Netzwerke befreit.

Ich glaube nicht das es hier endet. Einige Projekte haben bereits demonstriert, wie das brechen von Teilen des Informations Monopols unser Leben verändern kann. Wann hast Du das letzte mal Wikipedia konsultiert? In alten Zeiten habe ich in ewig überholten und für viele Menschen unerschwinglichen gedrucken Enzyklopädien nach faktischem Wissen gesucht. Als das Internet noch in den Kinderschuhen steckte, habe ich für langwierige Nachforschungen Altavista, Metager und Lycos genutzt. Google hat diese Suchen verkürzt. Und heute brauche ich nur Wikipedias weitverzweigte Kathegorien durchstöbern und finde aktuelle Fakten die den alten Schinken die ganze Regalfächer füllten um Welten überlegen sind.

Das ist sehr nützlich für mich, und die Information wird Menschen zugänglich gemacht, die sie sich früher nicht hätten leisten können. Das ist an sich schon eine große Leistung für eine Informationsgesellschaft. Durch die Idee von Wikipedia (und natürlich einiger anderer Quellen) inspiriert schlage ich ein weiteres Web 2.0 Projekt vor. Dieses Projekt hat das Potential die Gesellschaft grundlegend zu verändern, und das ohne irgendwelche Gesetzesänderungen. Die Idee ist eine bestimmte Art von Informationen für jeden frei zugänglich zu machen.

Die zu veröffentlichende Information ist Jedermanns Urteil über Jedermann, und das geht so: Du besuchst KiIsWhoWi.org (nein, es exsistiert nicht, nur hypothetisch) und suchst nach einer bestimmten Person – mit Name und Adresse, Arbeitsplatz, oder dem 7:30 Zug wo Du ihm jeden Tag begegnest. Vielleicht hast Du ein Foto von ihm auf Deinem Handy, dann suchst Du nach passenden Fotos. Wenn Du ihn nicht findest, erstellst Du einen neuen Eintrag, genau wie bei Wikipedia. Und dann kannst Du lesen was andere Leute über Ihn geschrieben haben. Du kannst lesen wem er geholfen hat, oder wen er betrogen hat, wo er erfolgreich war wo er versagt hat. Du könntest sogar etwas über seine sexuellen Vorlieben und Leistung erfahren, und ob er in Gesellschaft pfurzt oder in der Nase bohrt. Und natürlich kannst Du Deine eigenen Kommentare hinzufügen. Allerdings kannst Du die Einträge anderer nicht verändern.

Da diese Informationen schnell anwachsen werden, sind Mechanismen zur Bewertung oder Veränderung der Kommentare notwendig (siehe z. B. Extreme Governing ), um die Verbindung zwischen der Person aus dem Zug und Herrn X aus Y Strasse n in Z zu knüpfen. In diesem Artikel geht es nicht um technische Details, also angenommen uns stehen diese Informationen zur Verfügung.

Eine scheußliche Vorstellung oder? Erdacht das schlechteste in uns herauszukehren. Und das allerbeste ist, es ist nicht aufzuhalten. Ich glaube nicht das es in vielen Ländern illegal wäre, und mit dem Internet wie es ist, wäre es ausreichend wenn es in nur einem Land legal wäre. Genaugenommen ist alles schon vorhanden, nur nicht zentral an einer Stelle und noch nicht über jeden, und am allerwichtigsten, nicht für jeden zugänglich. Über einige Menschen kannst Du viel auf sozialen Netzwerk Portalen erfahren. Alleine durch das lesen ihrer Blogs oder der Kommentare die sie geposted / geschrieben haben, kannst Du herausfinden was sie denken und wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten. Ihre Zahlungsmoral und Versandtreue kannst Du bei Ebay nachsehen und so weiter. In der Wirtschaft exsistieren riesige Datenbanken mit detaillierten Daten über geschäftliche Transaktionen von allen payback Kartennutzern. Ein Großteil dieser Informationen ist anonym, aber das dechiffrieren des Alias ist in einigen Fällen recht einfach. Um das Monopol nicht zu verlieren behält die Wirtschaft ihren Anteil der Informationen für sich. Wenn Du eine Parallele zwischen faktischem Wissen und den gegenseitigen Beurteilungen ziehst, befinden sich die letzteren in der Vor Alta Vista Phase, obwohl einiges schon zur Verfügung steht.

Und wohin führt uns das? Zunächst ist es wichtig sich klarzumachen, das ich wahrscheinlich nicht über eine vage Möglichkeit spreche. KiIsWhoWi wird höchstwahrscheinlich kommen. Was abzuwarten bleibt ist ob es .com oder .org sein wird. Ich würde .org vorziehen, aber lass uns einen Blick auf .com werfen. Es handelt sich noch nicht um eine globale Plattform, aber es ist bereits viel weiter entwickelt als das öffentliche Gegenstück. Wirtschaftliche Transaktionen von payback Kunden, Kreditwürdigkeitsbeurteilungen für jeden, Adressen von allen, Geoscoring (Geoscoring bedeutet Deine Kreditwürdigkeit anhand von Deiner Adresse zu beurteilen – kein Kredit wenn die Nachbarschaft arm ist) und so weiter. Vielleicht sind die Informationen noch nicht kombiniert, aber sie sind schon erstaunlich detailliert. Sobald RFID Etiketten im Einzelhandel Standard werden, ist die wirtschafliche Tranparenz fast komplett. Die Wirtschaft könnte versuchen auch mehr private Daten wie über sexuelle Vorlieben u.ä. zu sammeln. Solange wie es wirtschaftlich relevant ist, wird sich die Wirtschaft dafür interessieren.

Sollte uns das Angst einjagen? Die Informationen werden für die Öffendlichkeit in absehbarer Zeit nicht zugänglich sein. Sie werden durch verschiedene Datenschutzgesetze geschützt, aber diese Gesetze werden von Zeit zu Zeit gebrochen. Ich habe keinen Zweifel daran das die Informationen ab und zu benutzt werden um Boykott Aktivisten oder andere Gegner der Wirtschaft auszuschalten, aber der Hauptzweck ist Marketing. Marketing ist eine schwindelerregende Propagandamaschine geworden die die öffendliche Meinung fundamental verändert hat. Sehr wenige trauen sich noch die Vernunft der westlichen Marktwirtschaft anzuzweifeln. Marketing für die Massen verbindet den Vorgang des Kaufens mit Glück und war damit sehr erfolgreich. Uns erscheint ein Leben ohne unsere Gerätschaften, große Autos und exotische Früchte unvorstellbar. Darüber alleine kann man schon streiten. Ich mag meine Gerätschaften trozdem und das ist nicht der Punkt den ich hier diskutieren möchte. Das wirkliche Problem ist, das die Wirtschaft in keiner Hinsicht ein guter Herrscher ist.

Das hat mehr Facetten als hier betrachet werden können. Ich möchte mich auf die beiden drastischsten Beispiele konzentrieren. Wir vernichten die Biosphere. Schonmal was von der sechsten Auslöschung gehört? Lass es ausreichend sein, zu sagen, das die anderen fünf Auslöschungen über eine Zeitspanne von fünfhundertmillionen Jahren stattfanden (das heißt wärend der geologisch erforschten Entwicklungsgeschichte). Vielleicht hast Du von der fünften Auslöschung gehört, – die ausser ganz vielen anderen Dingen auch ein paar seltsame Kreaturen genannt Dinosaurier, dahingerafft hat. So oder so, ich würde lieber die Biosphäre intakt lassen, es ist sicher nicht meine Absicht sie zu zerstören. Und ich nehme an die meisten Menschen würden mir hier aus ganzem Herzen zustimmen. Wo wir schon von Menschen sprechen: solange wie Menschen sterben ist es anmaßend zu versuchen die Biosphäre auf ihre Kosten zu retten. Vielleicht ist es Dir bekannt, das ein Haufen süsser kleiner mehr oder weniger brauner Babys die ganze Zeit verhungert. (ungefähr eins alle 5 Sekunden). Nun ist die Wirschaft auch kein böser Monarch der wegen irgendeiner kranken Ideologie farbige Babys hasst. Es gehört einfach nicht zum Geschäft der Wirschaft hungernde Kinder zu retten. Es gibt genug Lebensmittel um die Welt zu ernähren, es gibt sogar weit mehr als genug. Aber ich habe mehr Geld als ein paar tausend hungernde Kinder zusammengenommen. Also nehme ich das Soja und verfüttere es an meine Schweine. Wir kaufen, sie sterben. Das ist nichs persönliches gegen braune Babys, es ist noch nichtmal Absicht. Sie bleiben eher zufällig auf der Strecke. Ich bezweifle das die Nachwelt diese Gleichgültigkeit gegenüber den Opfern meines Fleischkonsums oder der Zerstörung der Biosphäre teilen wird, aber das wird erst die Zukunft zeigen.

Aber was hat das alles mit KiIsWhoWi.com zu tun? Propaganda ist für die Machterhaltung unentbehrlich. Es ist bewiesen, das allgegenwärtige Werbung funktioniert, und die allem innewohnende Botschaft ist, das Du kaufen musst. Du musst Arbeiten um Geld zum kaufen zu verdienen und Du musst Arbeiten um Güter zu produzieren, die andere kaufen. Solange wie dieses Meme unsere Gedanken beherrscht, ist der Wirtschaft ihre Macht sicher. Der böse Herrscher wird weiterhin Wüsten und Leichen produzieren. Das Problem ist auch nicht kaufen oder arbeiten. Das Problem ist, das wir die Wichtigkeit von wirtschaftlichen Interessen überbewerten und insgesamt falsche Entscheidungen treffen.

Die Alternative zu der Entscheidung für KiIsWhoWi.org ist das Bekämpfen von KiIsWhoWi.com. Die Wirtschaft hat mehr Mittel als die meisten Privatpersonen. Die Wirtschaft wird sich durch großangelegte Mißinformation und Manipulation mit allen Mitteln wehren (sie tut es bereits). Sie wird die Informationsgesellschaft in einem Sumpf von Lügen, Propaganda, und geschüzter Information ersticken. Sollte die Zivile Bevölkerung es tatsächlich schaffen KiIsWhoWi.com zu stoppen, ist der erhebliche Preis hierfür, den Informationsfluss in vielerlei Hinsicht zu verlangsamen. Viele wertvolle Anwendungen werden nicht möglich sein wenn wir uns dafür entscheiden KiIsWhoWi.com zu bekämpfen. – alles was zum Beispiel von Google bleibt ist im Grunde eine Suchmaschine.

Wenden wir uns KiIsWhoWi.org, zu. Es wird Lügen bei KiIsWhoWi.org geben. Minderheiten werden belästigt. Berümtheiten werden ein richtiges Problem bekommen. Stalker werden stalken, Intrigisten werden intrigieren und Dummköpfe werden schlechte Beurteilungen schreiben. Es wird sicherlich fast geanuso übel wie das richtige Leben. Eine Seifenoper in Form eines Blog Forum Eintrags. (wow ein neues literarisches Genre!). Ich finde dieses Szenario ziemlich beängstigend. Andererseits findet der Nerd in mir das richtige Leben ziemlich beängstigend. Vielleicht bist Du in dieser Beziehung ja entspannter. Wie auch immer, ich sehe nicht wie dadurch das die echte Seifenoper nachgehalten wird, irgendetwas schlimmer wird. Die Menschen (ausgenommen Leute wie ich) kommen alles in allem recht gut mit dem richtigen Leben, mit Lügen, Intrigen und Dummheit zurecht. Ich kann mir auf jeden Fall vorstellen wie KiIsWhoWi.org einige Dinge verbessern könnte.

Wenn jemand einen Kommentar hinterlässt, hat dieser Kommentar natürlich einen Link zur KiIsWhoWi Seite des Kommentators. Du solltest nicht in der Lage sein Einträge vorzunehmen wenn Du selber keinen Eintrag mit Deiner echten Identität besitzt. Wenn nun der Kommentator gelogen hat, wird das Opfer das auf der Seite des Kommentators vermerken. Ist der Kommentator ein regelmäßiger Lügner, wird er schnell verdächtig werden. Technische Hilfsmittel werden uns dabei unterstützen, uns unsere persönliche Meinung über die Beurteilungen von anderen zu bilden. Ich glaube Lügen und Intrigen werden weniger werden, da ja alles nachgehalten wird. Diese Illusionen aufrecht zu erhalten ist deutlich schwieriger wenn jeder das ganze Gerüst ansehen kann als wenn man verschiedenen Menschen die nie miteinander sprechen werden unterschiedliche Lügen erzählt. Ich glaube auch das Belästigen wird schwieriger. Beim Belästigen sind bestimmte Muster im Informationsfluss feststellbar die Identifiziert werden können. Sobald solche Probleme öffentlich sind, werden sie leichter zu bekämpfen. Belästigungen sind heute ein ernstes Problem und werden es wahrscheinlich bleiben. Ich bezweifle jedoch das es durch KiIsWhoWi.org schlimmer wird.

Diese Argumente, diese Gründe weswegen ich glaube, das die schlechten Seiten von KiIsWhoWi.org vielleicht doch nicht so schlecht sind, sind auch die Gründe weswegen ich glaube das es die Gesellschaft in ein besseres Wir verwandeln kann. Stell Dir vor Du benötigst eine Dienstleistung. Du brauchst einen Klemptner oder ein gebrauchtes Auto. Du schaust die KiIsWhoWe.org Klempner/ Gebrauchtwagenhändler Einträge an und kannst lesen was andere Kunden zu sagen hatten. Ein Geschäft das nicht auf Kundenzufriedenheit basiert aufrecht zu erhalten wird sehr schwierig werden. Betrug und sozial destruktives Verhalten (einschließlich solchem Verhalten gegenüber Deinen Kunden) würde langfristig teuer werden. Kurz gesagt, die Wirtschaft wird gezwungen, anstelle der Maximierung des Aktienwertes, das Richtige zu tun. (TM)

Und hier hört es nicht auf. Politiker könnten ebenfalls lernen das Richtige zu tun. Ein zufriedener Lobbyist oder das Gewinnen der nächsten Wahl könnten es nicht wert sein, dafür seinen KiIsWhoWi Eintrag zu verderben. Eine der größten Schwachstellen von Demokratien ist das die Rechte der Minderheit von dem guten Willen der Mehrheit abhängig sind. Wenn die Mehrheit entscheidet Atommüll in Deinem Hinterhof zu lagern, hast Du Pech gehabt. KiIsWhoWi.org könnte hier auch helfen. Ich würde kein Gesetz unterzeichnen, wenn es mich zum Totfeind von irgendeiner Minderheit macht. Nicht wenn sich ihr Hass auf meinem KiIsWhoWi.org Eintrag wiederspiegelt.

Hier ist immer noch nicht Schluss. Moral, Courage, Ehrenämter, all diese Tugenden die wir in anderen schätzen haben plötzlich einen sehr realen Wert. Gier ist heutzutage eine weitverbreitete Sünde. Aber ich glaube nicht das das in der Natur des Menschen liegt. Gier ist nur eine natürliche Neigung, die aus unserer Sammler Abstammung herrührt. Aber das Menschliche Streben nach sozialem Status ist viel stärker. Die Wirtschaft benutzt Propaganda um das menschliche Streben nach sozialem Status in ein Streben nach wirtschaftlichem Erfolg umzuwandeln. Meistens wird uns nicht erzählt direkt Glück zu kaufen, sondern Liebe, Respekt und soziale Anerkennung. KiIsWhoWi.org hat das Potential bei der Definition von sozialem Status den wirtschaftlichen Erfolg auszuklammern. Stattdessen wird sozialer Status direkt durch das eigene Verhalten gegenüber anderen Menschen gemessen. Das würde uns zwingen jedes einzelne Leben wertzuschätzen, weil es nicht zu tolerieren ist, wenn in unserem Eintrag steht, das wegen uns auch nur ein Kind auf der Strecke bleibt.

Mein fundamentaler Glaube über die Menschheit ist der Kern dieser Idee. KiIsWhoWi.org würde die Art wie menschliche Ethik kontrolliert werden sollte zurückbringen. Ich bin lieber ein Anhänger von Darwin`s Theorie als Jehovah`s Zeuge, also glaube ich nicht an einen tieferen Sinn in den Dingen wie sie sind. Aber selbst wenn Du glaubst das die Menschen eher kürzlich (geologisch gesehen) erschaffen wurden, könntest Du zugeben das die Menschen für die meiste Zeit unserer Geschichte in kleinen Gruppen lebten. In diesen Gruppen haben die Menschen aufeinander aufgepasst und übereinander geredet. Das Problem hierbei war das einengende Weltsichten die etwas freieren Denker unterdrückten. Diese Gefahr scheint heute gebannt – wir schauen zurück auf eine lange Geschichte von brechenden Informationmonopolen. Mit diesen Monopolen ist (unter anderem) auch der Glaube das Freidenker, farbige Menschen, Homosexuelle, und eine lange Liste weiterer, irgendwie anderer Menschen, weniger Wert sind als die Allgemeinheit. Ich sehe keinen Grund warum sich das mit KiIsWhoWi.org umkehren sollte.

Viele der heute auftretenden Vergehen sind nur möglich weil wir in zu vielen Kontexten anonym sind. KiIsWhoWi.org hat das Potential das zu ändern. Das Informationsmonopol welches tatsächlich gebrochen wird, ist mein Monopol über bestimmte mich selbst betreffende Daten. KiIsWhoWi.org könnte eine allgemeine Transparenz erschaffen, die es erschweren und gefährlich machen würde sich menschliche Laster zu leisten. KiIsWhoWi.org ist jedermanns Gewissen, veröffentlicht. Ich bin mir nicht wirklich sicher wie es die Welt verändern wird, aber verändern wird es sie.

Die Realität ist viel komplizierter als das einfache Bild das ich hier gezeichnet habe um meinen Standpunkt darzustellen. Die Verbindung zwischen meinem Fleischkonsum und den verhungerten Kindern, die auf meinen Hüften wabbeln ist bei weitem zu indirekt um meine Verdammnis bei KiIsWhoWe.org zu garantieren. Trozdem gibt es zwischen meiner Hand die in die Fleischtheke greift und den Menschen die neben Brasiliens Soja Plantagen verhungen, sicher etwas erwähnenswertes. Es ist schwer zu sagen ob all das Gute das ich vorhersage tatsächlich passieren wird. Es ist noch schwerer zu sagen ob all das Schlechte von dem ich sage es wird nicht passieren, tatsächlich nicht passieren wird. Es ist unmöglich sich all das Gute oder Schlechte das entstehen würde, was ich noch nicht einmal berücksichtigt habe, vorzustellen, aber zu glauben das ich nichts übersehen habe ist ziemlich anmaßend. Ich glaube fest daran das sich KiIsWhoWi.com bereits im Aufbau befindet und der .org Bruder würde nichts schlimmer machen als es jetzt schon ist. Also warum fängst Du nicht einfach an und wir schauen was passiert? Sollte es sich als Pandora’s blog entpuppen, können wir es immer noch zusammen mit zeitgenössischen Megatoten und Massenvernichtung dahin zurückversenken wo es hergekommen ist. Ich wünsche uns viel Glück.

ExtremeGoverning

Sollte ich dabei geblieben sein, wird dies der älteste Artikel meines Blogs sein, das Ende des Archivs. Und dieses Ende des Archivs war natürlich der Anfang meines Blogs. Doch dieser Anfang hat selbst wiederum eine lange Vorgeschichte. Diese ist teils dokumentiert und kondensiert in meinem Manifest über ExtremeGoverning.

Herzlich willkommen auf schrotie.de!
Thorsten Roggendorf