Jobs – KI = Sozialkollaps

Künstliche Intelligenz (KI) wird in den nächsten zwei Dekaden die Mehrzahl unserer Arbeitsplätze ersetzen. Mehrzahl heißt “mehr als die Hälfte”. Keine bisherige technologische Revolution hatte eine derartige Wirkung auf die Gesellschaft. Nicht annähernd. Darum sind alle etwas verwirrt, und wissen nicht, was zu tun ist. “Weiter so”. Und wohin?

Wieso sind wir ausgerechnet heute an einem technologischen Scheidepunkt? So eine Hypothese wäre zu jedem anderen historischen Zeitpunkt lächerlich, wieso ist sie es heute nicht? Diese Artikel illustriert das auf perfekte Weise, dennoch empfehle ich ihn nur hartgesottenen wissenschaftlich Interessierten zum Lesen. Eine Wissenschaftlerin berichtet da über Entwicklungen in ihrem sehr fokussierten Spezialgebiet und erwähnt dabei jeden Punkt, der unsere Zeit zu einer einzigartigen machen. Die künstliche Intelligenz kommt da fast erst zum Schluss.

Eine Schleife, gebunden aus Software

Ihre Entwicklung – KI – ist die Königsdisziplin der Software-Entwickler. Die Entwicklung von Software profitiert von nichts auch nur im Entferntesten so massiv wie von entwickelter Software. Wenn Programmierer Programme programmieren, verwenden sie bei ihrer Arbeit einen byzantinischen Dschungel aus Software. Sie verwenden Software, die ihren Programmcode farblich markiert, damit sie schneller relevante Code-Stellen sehen, Software, die ihnen hilft, Fehler zu finden, Software, die ihnen automatisch ihren Code vervollständigt, während sie tippen usw.

Aber viel wichtiger: die Software, die sie schreiben, verwendet größtenteils Software, die andere vorher geschrieben haben. Fast alle Programmierer fügen immer nur im Verhältnis winzige Mengen eigenen Codes ein. Bei jedem modernen Programm liegt der Anteil des extra dafür geschriebenen Codes maximal im niedrigen Promille-Bereich. Und das, worauf Programmierer zurückgreifen können wächst mit bereits rasender und dennoch stark beschleunigender Geschwindigkeit. Jeder fügt immer nur noch ein bisschen hinzu und schafft damit für andere enorm Nützliches. Große Firmen wie Google unterstützen diesen Prozess massiv, in diesem Fall vermutlich um das Web vor dem Angriff der Apps zu verteidigen. Denn das Web ist Googles goldene Gans.

Alleine dieser Punkt der immer effizienteren Software-Entwicklung wird schon einen stattlichen Batzen Jobs killen, und würde alleine wahrscheinlich reichen, unsere Gesellschaft ordentlich durchzuschütteln. Doch es kommt noch erheblich dicker. Ich habe in meiner Promotion mit künstliche neuronalen Netzen gearbeitet. Das sind die wichtigsten Motoren der gegenwärtigen Durchbrüche in der künstlichen Intelligenz. Die Dinger sind ziemlich schwer zu beherrschen. Doch dabei hilft die zuvor erwähnte Beschleunigung der Software-Entwicklung.

Wolken am sind der Software Himmel

Und sie brauchen ziemlich viel Rechenleistung um Interessante Dinge zu tun. Weder Studenten noch für Firmen arbeitende Programmierer können mal eben beliebige Rechenleistungen abrufen, die sie aber nur in einem Promille ihrer Arbeitszeit benötigen. Können sie doch. Das Zauberwort heißt Cloud-Computing.

Amazon hat wie Google das Problem, einen riesigen Berg Rechenleistung zu managen und immer da verfügbar zu machen, wo er gerade gebraucht wird. Da kann nicht der Administrator der Suche mal ein paar Rechner mehr geben, weil gerade mehr gesucht als gemailt wird. Der Administrator wäre dazu viel zu langsam und unzuverlässig. Das geht automatisch. Und Amazon, eine der geschäftstüchtigsten Firmen dieses Planeten, hat erkannt, dass das ein wichtiges Problem ist und ein Riesen-Geschäft daraus gemacht.

Viele Daten und viel Intelligenz

Und jetzt kann die Autorin des oben verlinkten Artikels mal eben beliebige Rechenleistung abrufen um ein paar Gene mit dem auftreten von ein paar Molekülen zu korrelieren und kann dafür auf einen Riesen-Berg Daten (Zutat Nummer drei nach mehr Software und Cloud-Computing: Big Data) zurückgreifen. Denn einen Riesen-Berg Daten braucht man um ein künstliches neuronales Netz zu trainieren.

Das sind drei Zutaten für eine Software- und Gesellschafts-Revolution. Und die Autorin nennt auch noch die vierte Zutat für den kommenden Boom künstlicher Intelligenz und Bust für den Rest der Wirtschaft: künstliche Intelligenz. Denn was anderes sollte eine KI Forscherin für die Entwicklung der KI verwenden als KI? Wie ich bereits erwähnte ist die Beherrschung künstlicher neuronaler Netze ziemlich schwierig. Ein bisschen KI wäre da schon sehr hilfreich, das muss erst mal gar keine besonders clevere KI sein um mit dem Balancieren dieser Netze zu helfen. Und die KIs werden ja langsam cleverer – der geneigte Leser möge diese Entwicklung mit der der Software-Entwicklung vergleichen. Vielleicht haben wir auch noch dreißig, vierzig Jahre, bis die KIs so richtig clever werden, aber wahrscheinlich eher nicht.

Doch das ist auch egal. Selbst vierzig Jahre wären für so eine Umwälzung sehr wenig Zeit. Wir sollten sicherheitshalber eher mit 15 rechnen. Und dann?

Berufe, die hauptsächlich mit dem Umgang mit Menschen zu tun haben, werden vermutlich am wenigsten betroffen sein – Lehrer, Kinder-, Alten- und Kranken-Betreuung usw. Auch diese Berufe werden betroffen sein, da alle effizienter werden (Roboter, Expertensysteme, Online-Unis und -Lehrmaterial). Am schnellsten und härtesten dürfte es Logistik und Produktion treffen.

Automatisch vom Reißbrett bis zum Kunden

Logistik ist Amazons Spezialität (neben Cloud-Computing). Amazon hat vor drei Jahren eine Firma gekauft, die Lager-Roboter baut und beginnt jetzt, seine Lager zu automatisieren. Das erlaubt es mehr und dezentralere Lager zu haben, die deutlich schneller und billiger sind als solche, in denen Menschen arbeiten. Amazon hat auch vor einiger Zeit mit Tests von Liefer-Drohnen für Artikel bis 2,5Kg (90% von Amazons Lieferungen) begonnen und baut diese aus.

In Singapur, Helsinki und Berlin starten nun die ersten Tests mit autonomen Taxen und Bussen (Personen-Transport ohne Personal-Einsatz). Mercedes testet bereits seit längerem seine autonomen LKWs in den USA und bereitet Tests in Europa vor. Alle relevanten Firmen kündigen vollautonomes Fahren bis c.a. 2020 an. Das mag auch etwas länger dauern und die Regulierung wird das besonders hierzulande noch deutlich verzögern, aber 5 Jahre mehr oder weniger für den häufigsten Job unserer Gesellschaft – Fahrer – ist nichts, um darüber in Lethargie zu verfallen. Die Automatisierung der Logistik bringt es mit sich, dass für jeden Artikel jederzeit Position und Bestimmung bekannt sind, was weiteres großes Optimierungs-Potential erschließt – ein perfektes Betätigungsfeld für künstliche Intelligenz.

Adidas verlagert einen Teil seiner Schuh-Produktion wieder nach Deutschland – statt billiger Bengalen werden die Schuhe hier von noch billigeren Robotern gefertigt. Dies ist ein Pilot-Projekt einer weiteren Revolution: der Kommodifizierung der Produktion.

Moderne Produktions-Robotor werden immer flexibler und einfacher einzusetzen. Es wird immer einfacher und billiger, Produktions-Prozesse kurzfristig umzustellen. Die immer breitere Verfügbarkeit von industtriellen 3D-Druckern tut ihren Teil für die Flexibilisierung der Produktion. Früher war eine Produktions-Anlage eine teure Investition in eine hoch-spezialisierte Anlage zur Produktion spezifischer Artikel. Solche Anlagen banden große Mengen Kapital fest an einen Standort und eine Produkt-Sparte.

Teuer sind Produktions-Anlagen immer noch, doch die Flexibilisierung wird dazu führen, dass diese Anlagen nicht mehr an einen bestimmten Zweck oder eine bestimmte Firma gebunden sind. Produktion wird selbst zur gehandelten Ware, das ist die Bedeutung von “Kommodifizierung”. Firmen wie Adidas werden dann noch die Schuhe designen und die Vermarktung koordinieren, doch der gesamte Prozess von der Herstellung bis zum Kunden wird weitgehend automatisiert und kommodifiziert sein (Amazon Marketplace ist die Kommodifizierung der Logistik wie Cloud-Computing die Kommodifizierung von Rechenleistung ist).

Kommodifizierung ist deshalb so wichtig, weil sie stets große Effizienz-Gewinne bringt und die Automatisierung weiter voran treibt, da die Markt-Gesetze mit ihrem unerbittlichen Preis-Druck nur auf kommodifizierte, also “gehandelte” Produkte ihre volle Wirkung entfalten können.

Ein Teufelskreis, der aus immer mehr immer weniger Kunden macht

Und wie bei den Programmierern, die von Programmen profitieren und KI, die von KI profitiert, profitiert eine automatisierte und kommodifizierte Produktion und Logistik von eben dieser, da natürlich auch Produktions-Anlagen, Lager- und Transport-Robotor produziert werden können.

Es gibt also eine ganze Reihe gegenwärtiger Entwicklungen, die sich selbst und gegenseitig beschleunigen: Software Entwicklung, Cloud Computing, Big Data, KI, Automation von Produktion, Logistik und anderem, Kommodifizierung. Es gibt zwischen all diesen Entwicklungen zahlreiche positive Rückkopplungen, das heißt, wenn A schneller und billiger wird, wird B schneller und billiger, was wiederum A noch schneller und billiger macht. Es gibt da Rückkopplungen der Form A macht A schneller wie bei Software-Entwicklung und KI und es gibt zahlreiche A -> B -> A, A -> B -> C -> A und so weiter Rückkopplungen.

Deshalb sind all dies sogenannte exponentielle Entwicklungen und speziell die exponentielle Entwicklung von Produktion und Logistik könnte uns theoretisch ein ökonomisches Schlaraffenland bescheren. Denn exponentiell heißt “je mehr desto mehr und das immer schneller, je schneller desto schneller”. Doch die Produktion wird womöglich an den Marktgesetzen scheitern, da kaum jemand ihre Produkte mehr kaufen kann, wenn kaum jemand für ihre Produktion bezahlt wird. Auch das ist eine Rückkopplung – eine negative.

Liebe Mitbürger, wir sollten uns alle mal ein paar Gedanken machen und besprechen, wie wir damit umgehen würden, wenn plötzlich die Mehrheit der Jobs im Schlaraffenland flöten ginge. Nur mal so rein hypothetisch.

Der Wieder-Auftstieg des Faschismus

Wir erleben das Ende der Demokratie und ein Wieder-Erwachen faschistoider Gesellschaftsstrukturen. Diese Entwicklung wird hier von verschiedenen Seiten beleuchtet und mit einigen Beispielen belegt.

Wir leben in interessanten Zeiten.

Ich habe den Großteil meines Lebens auf einer historischen Insel der Glückseligkeit verbracht. Mit dem Erwachen meines Bewusstseins erwachte auch das Bewusstsein, dass der kalte Krieg bekloppt ist und wir diesen Planeten nicht gar so schnell verbrauchen sollten. Sexuelle Befreiung und eine Welle demokratischer Partizipation in zahlreichen Demos, Streiks, APOs und basisdemokratisch organisierten kleineren Projekten waren zusammen mit vorgenannten Erkenntnissen die Nachwehen der 68er Revolution vor meiner Geburt. Die Ideale von sozialer Marktwirtschaft, Achtung der Grundrechte, Freiheit der Presse und Demokratie waren völlig unantastbar.

Ich habe das Ufer dieser Insel der Glückseligkeit fühlbar verlassen und finde mich nun in einem stetig windiger werdenden Ozean.

Berichterstattung zur Überwachung

Es ist verblüffend, wie stark Medien die Wahrnehmung großer Phänomene und Ereignisse prägen. Nachdem 1989 die Deutsche Demokratische Republik (DDR) zusammenbrach, schwappte eine lange und hohe Welle der Empörung über die Ausforschung der Bevölkerung der DDR durch die Staats-Sicherheit (StaSi) durch Deutschland. Die viel gründlichere Überwachung durch die zeitgenössischen Geheimdienste wird dagegen fast komplett ignoriert.

Wer glaubt, “unsere” Geheimdienste seien im Gegensatz zur StaSi ja nicht böse, der hat sich offensichtlich nicht mit bekannten und allgemein akzeptierten Fakten zu Organisationen wie der CIA befasst.

Der plausibelste Grund für diesen frappierenden Mangel an Empörung über den aktuellen Geheimdienst-Skandal ist meiner Meinung nach das schleichende Ende der Pressefreiheit. Natürlich behält die Pressefreiheit ihre juristisch-akademische Bedeutung. Aber eine nicht ausgeübte Freiheit endet mit dem Ende ihrer Ausübung. Dieses Ende zeigt sich, wenn man sich tiefer mit der Berichterstattung zu einzelnen Themen befasst – wie zum Beispiel dem Ukraine Konflikt, Charlie Ebdo, islamistischem Terror allgemein, der Flüchtlings-Krise, der Subprime-/Finanz-/Staatsschulden-/Griechenland- … Banken(!)-Krise (ist alles eins).

Das schleichende Ende der Demokratie

Ein Drittel bis die Hälfte der Menschen hat das Wählen aufgegeben, weil eine Wahl heute keine bedeutsame Richtungs-Entscheidung mehr ist. Es gibt nur den Weg des Geldes, je nach Geschmack rot oder schwarz lackiert. Der Sozialstaat wurde gründlich entkernt und seine Aushöhlung schreitet zügig weiter voran. Meine nach unvorstellbaren Gräueltaten 60 Jahre lang weitgehend pazifistische Heimat heizt heute kräftig mit bei den prächtig laufenden Geschäften der internationalen Rüstungs-Industrie.

Selbst wenn man all das richtig findet, weil man glühender Anhänger des Neoliberalismus ist, selbst dann muss man besorgt sein über die zunehmende Ermächtigung totalitärer Willkür. Die unstrittig zentralste Funktion des Staates ist die Definition und Durchsetzung des Strafrechts. Auf das es uns Menschen überhaupt möglich wird, gewaltfrei zu interagieren. Dies sind nur mal zwei Beispiele staatlichen Versagens in dieser zentralsten Funktion: Beweismittel aus 1) Haarproben und 2) Drogentests sind Gegenstand völliger staatlicher Willkür.

Damit ist grob geschätzt die Hälfte aller Straf-Verfahren (und in den USA höchstwahrscheinlich noch mehr) deutlich jenseits dessen, was man sich gemeinhin unter “Rechtstaatlich” vorstellt. In der Schule fing bei 50% glaube ich die Note sechs an. Aber es muss natürlich auch in dieser Anklage gegen den Staat die Maxime “in dubio pro reo” gelten, “im Zweifel für den Angeklagten”. Das Urteil lautet daher, Staat: Fünf minus, setzen.

Die Machtergreifung des Kapitals

Es läuft seit Jahren ein fortwährender Angriff der Wirtschaft auf die Demokratie in Form dubioser Handels-Abkommen. Ein aktuelles Scharmützel in diesem Krieg ist TTP. Hier findet sich eine gute Analyse nur einiger Gründe wieso die 6000 Seiten Vertragswerk in Juristen-Sprache für die Öffentlichkeit nichts Gutes verheißen. Dieses Handelsabkommen mag wie das letzte von der Öffentlichkeit verhindert werden. Doch die Angriffe hören nicht auf. Irgendwann wird ein solcher Angriff erfolgreich sein. Und dann können nationale Parlamente nichts mehr beschließen, was internationalen Konzernen nicht passt.

Tatsächlich gibt es bereits erste Erfolge der Wirtschaft in diesem Krieg vorzuweisen. So verklagen einige Energie-Konzerne die Bundesrepublik Deutschland auf Grundlage des Energiecharta Vertrages wegen des Atomausstieges. Der vorläufige Erfolg liegt in der Möglichkeit der Klage, der Ausgang des Verfahrens ist ungewiss.

Jedes dieser Handelsabkommen versucht neue derartige Klage-Möglichkeiten zu schaffen. TTP beispielsweise versucht eine Enteignung des so genannten intellektuellen Eigentums der Öffentlichkeit (der “public domain”) durch die Hintertür zu erschleichen (siehe im bereits oben verlinkten Artikel.

Vorrangig geht es bei diesen Handelsabkommen offenbar nicht darum, Handels-Hemmnisse zu überwinden und die Marktwirtschaft zu stärken. Ich bin Teilhaber einer kleinen Firma, die unter anderem mit bestimmten Komponenten handelt, die auch ins Ausland versandt werden. Dies ist für eine kleine Firma ein bürokratischer Alptraum – schon z.B. bei einem Versand von Deutschland in die Schweiz.

Für kleine Firmen stellt dies ein ernstes wirtschaftliches Problem dar – das relativ leicht und wahrscheinlich völlig ohne öffentlichen Protest zu beheben wäre. Doch im Mittelpunkt der Verhandlungen geht es offensichtlich um anderes. Marktwirtschaft findet im Wettbewerb kleiner Firmen statt. Die großen internationalen Konzerne sind geprägt durch Monopole und Kartelle, Lobbyismus und Marketing-Propaganda. Mit Marktwirtschaft hat das alles wenig zu tun, wie ich an anderer Stelle ausgeführt habe.

Es geht den internationalen Multis, die bei den Verhandlungen von Handelabkommen im Gegensatz zu kleinen Firmen mit am Tisch sitzen, nicht um Marktwirtschaft, im Gegenteil. Es geht um die Usurpation nationaler Legislativen durch die mächtigen Rechts-Abteilungen der Multis und um die Abschaffung eines Kernelements der Marktwirtschaft: des unternehmerischen Risikos. Der Marktwirtschaft – kleinen Firmen und damit auch unliebsamer Konkurrenz der Multis – bleibt dieser äußerst kostspielige Klage-Weg verschlossen. Damit ergaunert sich das große Geld einen weiteren unter vielen Wettbewerbsvorteilen. So wird Demokratie und Marktwirtschaft mit einem Handstreich geschwächt. Der Erfolg dieser Strategie scheint momentan langfristig unausweichlich.

Das klingt alles weit weg für den Otto-Normal-Bürger. Doch wenn z.B. die Klage der Energie-Konzerne gegen Deutschland Erfolg hat, wird Otto-Normal-Bürger für das Privileg des Atom-Ausstieges 4,7 Milliarden Euro bezahlen. Gesetzes-Änderungen sind ohne Zusatzkosten nur noch zu Gunsten der Wirtschaft möglich nie mehr in zu ihrem Nachteil.

Lohnentwicklung und Wohlstands-Schere

Noch drastischer ist die Auswirkung der Wirtschafts-Politik auf das Lohngefüge, und das spüren bereits sehr viele Menschen. Es ist der Wirtschaft gelungen, die Löhne in den alten sozialen Marktwirtschaften in direkte Konkurrenz zu den Löhnen in aufstrebenden Wirtschaften in Südostasien, Südamerika und Südafrika zu bringen.

Dies ist eigentlich eine positive Entwicklung. So bekommen diese sich entwickelnden Wirtschaftsräume auch endlich eine Chance auf wirtschaftliche Entwicklung. Und es schadet Deutschland oder anderen alten Nationen mit starker Wirtschaft als Ganzes betrachtet auch nicht. Doch im Zuge dieser Entwicklung ist es gelungen, den dadurch erlangten wirtschaftlichen Gewinn in den Händen weniger zu belassen und die immer breiter werdende wirtschaftliche Unterschicht auszubluten.

Teile und Herrsche

Getreu der alten Maxime “teile und herrsche” werden so – wenn auch vielleicht nicht zentral koordiniert oder auch nur bewusst – verschiedene Fraktionen dieser Unterschicht gegeneinander ausgespielt. Dies findet in regelrechten Medien-Kampagnen (die Nachdenkseiten berichten regelmäßig dazu) gegen so genannte Hartz 4 Schmarotzer, Migranten, Flüchtlinge und besonders gern die Unterschicht anderer Länder (insbesondere in Südeuropa) statt.

Derweil lebt die stetig schwindende Mittelschicht in Angst vor dem sozialen Abstieg unter dem Dauerfeuer medialer Propaganda, die immer wieder neue Kaninchen aus dem Hut zaubert, die angeblich die Schuld an der Misere tragen. Neben den vorgenannten Unterschichtlern auch “feindliche” Konzerne wie Google und Uber, Russen, Moslems … alle außer denen, die fortwährend den Reichtum anhäufen, den die anderen Schichten vermissen.

Die politischen Entscheider und Wirtschaftsführer finden sich unterdessen in eitler Interesseneinheit, dem Interesse an einem ordentlichen Happen von diesem Reichtum. Während Wirtschaftsführer direkt mit Millionen für ihre moralischen Verfehlungen entschädigt werden ist es mittlerweile Gang und Gäbe, dass hochrangige Politiker nach ihrer politischen Karriere mit hoch dotierten Pöstchen für ihre Gefälligkeiten bedacht werden. Dies und die enorme Macht des Lobbyismus sorgen dafür, dass die Politik der Wirtschaft immer weniger in die Quere kommt.

Die ultimative Propaganda-Maschine

Was für die Politik die Lobby ist für das Demos, das Staatsvolk, die Werbung. Deutsche sind heute jeden Tag durchschnittlich 10 Stunden dem Dauerbombardement mit wirtschaftlicher Propaganda in Form von Werbung ausgesetzt, davon allein 4 Stunden Fernsehen in der Freizeit und noch mal so lange Radio am Arbeitsplatz. Deutsche Gesetze schreiben z.B. bei Fernsehen (noch!) vor, dass vier Fünftel des Programms dem Zweck dienen müssen, die Aufmerksamkeit des Publikums für die Propaganda abzugreifen, während “nur” ein Fünftel der Zeit für die eigentliche Propaganda verwendet darf. Macht zwei volle Stunden reine Propaganda-Berieselung für jeden Bürger vom Kleinkind bis zum Greis, jeden Tag, 24/7.

Doch es ist allgemein bekannt, dass auch die anderen vier Fünftel des Programms zumindest teilweise den Anforderungen der Wirtschaft angepasst werden, gilt es doch ein attraktives Werbeumfeld zu schaffen, und eine attraktive Werbe-Zielgruppe anzuziehen.

Die allgegenwärtige und hoch wirksame Wirtschafts-Propaganda, vulgo “Werbung”, ist auf so vielen Ebenen schlecht, dass ich dem einen eigenen Artikel gewidmet habe. Im Zusammenhang mit dem Wieder-Aufstieg des Faschismus bleibt fest zu halten, dass wir täglich rund zwei Stunden mit der Aufnahme lupenreiner pro-Wirtschaftlicher Propaganda beschäftigt sind und den größeren Teil unseres wachen Lebens entweder mit der Vorbereitung auf diese Propaganda oder ihrer Aufnahme beschäftigt sind. Historische faschistische Regime haben von einer solch umfassenden und allgegenwärtigen, bereitwillig aufgenommen Propaganda wahrscheinlich nicht einmal zu träumen gewagt.

Der rote Faden

Es zieht sich ein roter Faden durch all diese Entwicklungen: Es ist die Machtergreifung des großen Geldes. Und es ist dies in dieser Ausprägung ein historisches Novum. Es gab z.B. auch im 19ten Jahrhundert mächtige Kapital-Konzentrationen wie zum Beispiel das Rothschild-Imperium, welches zu einem guten Teil auf der Finanzierung von Kriegen fußt, oder Standard Oil, Rockefellers Öl-Monopolist.

Doch anders als damals reicht diese Macht heute bis in den letzten Winkel der Gesellschaft. Und obwohl es sicher mächtige Graue Eminenzen gibt und sinistre Verschwörungen unterscheidet sich die Situation gerade hierin von der der vergangen Jahrhunderte: Die Macht wird heute gerade nicht von einem Rockefeller oder einem kleinen Zirkel von Verschwörern ausgeübt sondern von einem Netzwerk, einem System des Geldes.

Das Netz des Geldes

Geknüpft ist dieses Netzwerk aus Geld. Die Handelnden sind keine natürlichen sondern juristische Personen, Firmen, die über gegenseitige Beteiligungen verknüpft sind. Individuen – Politiker, Journalisten, Wirtschafts- und Meinungsführer und alle anderen – sind über ihren Wohlstand und ihr gesellschaftliches Ansehen an dieses Netzwerk gefesselt. Wer sich dagegen zu stellen versucht wird schnell als weltfremd und/oder Verschwörungstheoretiker abgestempelt und sozial abgewertet.

Dahinter steckt vermutlich kein großer Plan. Wir haben über Jahrtausende ein extrem komplexes Gesellschaftssystem geschaffen, das aus Millionen von Regeln besteht. In Regel-Systemen gibt es Wechselwirkungen und Rückkopplungen. Manche dieser Rückkopplungen bestehen in sich selbst verstärkenden Effekten. So etwas kennt der Volksmund als “Teufelskreis” oder speziell in Bezug zum Kapital als “Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen”. Doch das ist bei weitem nicht die einzige sich selbst verstärkende Rückkopplung in unserem Gesellschaftssystem.

Ein resilientes Gesellschaftssystem

Man muss sich mit dem Prinzip der Rückkopplung auseinander setzen, wenn man die Usurpation durch das Kapital überwinden will. Denn es ist nicht damit getan, ein paar Konzerne zu zerschlagen und ein paar Regierungen auszutauschen. Es ist sicher auch nicht damit getan, das gegenwärtige Oligopol in ein staatliches Monopol zu verwandeln, wie es die Sozialisten fordern.

Wir müssen Regelsysteme finden, die stabiler sind als unser gegenwärtiges. Wir dürfen die Macht nicht sozialistisch konzentrieren, wir müssen meiner Ansicht nach versuchen, was noch nie gelungen ist. Wir müssen die Macht stabil dispergieren. Dazu reicht es nicht, das Regierungssystem zu reformieren. Die Machtergreifung des Kapitals betrifft alle Aspekte der Gesellschaft und die Antwort der Gesellschaft muss ebenso alle Aspekte betreffen.

Da wir mittlerweile eine Informationsgesellschaft sind, kommt dem gesellschaftlichen Umgang mit Information eine besondere Bedeutung zu. Doch diese Problematik ist bei weitem zu komplex, um sie in einem Artikel abzuhandeln. Es ist das Grund-Thema dieses ganzen Blogs (bzw. seiner Artikel aus der Kategorie Utopilotik).

Schluss

Geld regiert die Welt immer absolutistischer. Unsere Gesellschaft schleicht langsam, Schritt für Schritt in eine zunehmend militaristisch, faschistische Zukunft. Wir sind glücklicher Weise noch weit weg von den Schrecken der 30er Jahre. Aber wir sind auch weit weg von den langweiligen 70er und 80er Jahren.

Anhang

Anbei noch einige Fragmente, die ich über einige Zeit zu dem Thema gesammelt habe. Es sind kleine Hinweise, dass vielleicht etwas an der oben von mir ausgebreiteten These dran ist. Man beachte, dass hier ausschließlich Nachrichten aus westlichen Demokratien verwendet werden, die man eigentlich für gefestigt halten sollte. Aus Ländern wie Polen, Ungarn, der Türkei und anderen gibt es noch ganz anderes zu berichten.

Der Begriff „Faschismus“

Zunächst eine Begriffsklärung. Ich verwende den historischen Begriff “Faschismus” hier eher unorthodox. Was wir heute erleben ist etwas historisch völlig Neues, der Begriff passt nicht wirklich. Doch in Ermangelung gängiger Vokabeln für die aktuellen Anti-Demokratischen Tendenzen und den absolutistischen Anspruch des großen Geldes habe ich mich entschlossen, bei dem Begriff zu bleiben. Beim Studium von Wikipedias Definition des Begriffs fallen mir schon eine ganze Reihe Parallelen auf.

Meldungen zum Thema

Cameron Zitat:
For too long, we have been a passively tolerant society, saying to our citizens: as long as you obey the law, we will leave you alone. This government will conclusively turn the page on this failed approach
“For too long, we have been a passively tolerant society, saying to our citizens: as long as you obey the law, we will leave you alone. It’s often meant we have stood neutral between different values. And that’s helped foster a narrative of extremism and grievance.
“This government will conclusively turn the page on this failed approach. As the party of one nation, we will govern as one nation and bring our country together. That means actively promoting certain values.
“Freedom of speech. Freedom of worship. Democracy. The rule of law. Equal rights regardless of race, gender or sexuality.
“We must say to our citizens: this is what defines us as a society.”
Der erste Absatz ist ein Zusammenschnitt aus einer Rede von Cameron. Ich habe darunter noch etwas Kontext hinzugefügt aus verfehlter journalistischer Ethik. Ich halte das für bloße Rhetorik. Der relevante Kern der Aussage steckt im Zusammenschnitt. Es genügt nicht mehr, sich ans Gesetz zu halten um nicht Opfer staatlicher Willkür zu werden. Das ist gar keine schlechte Definition für Faschismus. Vom Regierungs-Chef. Für alle künftigen Krisen-Gewinnler wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, den Briten zu ihrer hervorragenden Wahl zu gratulieren 🙂

Zitat Senator und US-Präsidentschaftskandidat Lindsey Graham:
„If I’m president of the United States and you’re thinking about joining al-Qaida or ISIL — anybody thinking about that?“ he asked to laughs. „I’m not gonna call a judge. I’m gonna call a drone and we’re gonna kill you.“
Wenn Du auch nur darüber nachdenkst, Dich einer “Terror-Organisation” anzuschließen, werde ich keinen Richter rufen sondern eine Drohne und Dich ermorden. Was in meiner Jugend ein Aussage von beängstigender Menschenverachtung gewesen wäre, beschreibt heute sachlich den Stand der Dinge unter Busch und Obama.

Kanada Terror-Gesetze (passierte Unterhaus, Oberhaus gilt als sicher). Interessant auch, dass der deutsche Qualitätsjournalismus zwar im Vorfeld immerhin leise über das Gesetz berichtet hat, den endgültigen Abschied vom Rechtsstaat im Mai dann aber weitestgehend ignoriert hat.

Australien, Journalisten droht 10 Jahre Knast, wenn sie über Geheimdienst-Aktivitäten berichten.

Eine sehr interessante Analyse darüber, wie moderne Propaganda funktioniert.

Demonstrationsverbot in Spanien, Organisatoren von Demos müssen mit Existenz-Zerstörenden Bußgeldern rechnen (passierte Unterhaus, Oberhaus gilt als sicher). Siehe auch.

Frankreich Total-Überwachung (vorher schon noch schlimmer als in Deutschland, jetzt noch einmal massive Verschärfung).

Guantanamo hat man von gehört. Andere CIA Folterknäste gibt es in anderen Ländern. Aber selbst mitten in den USA in der Jurisdiktion derselben gibt es einen Knast, der so übel ist, dass Irland einen “Terrorismus-Verdächtigen” lieber nicht an die USA ausliefern wollte.

Kleine obskure Winkelzüge mit gigantischen Effekten in Gesetzen: Ende der 90er Jahre wurde in den USA das Ermächtigungs-Gesetz der Finanz-Industrie gebaut.

Eine empirische Studie aus Princeton belegt in verstörender Klarheit, dass das politische System der USA keine Demokratie (mehr?) ist. Bei uns dürfte es ähnlich aussehen.

Die Verstrickungen der Briten in die Folter-Parties der Amis wurde auf Bitten der Briten aus dem entsprechenden Report entfernt. Begründet wird diese undemokratische Intransparenz, erwirkt auf undemokratischem Weg, mit den gleichen Argumenten wie die Folter Selbst: Innere Sicherheit.

In den USA werden Regelmäßig wichtige Gesetz verabschiedet, von denen die abstimmenden Abgeordneten nichts wissen. Z.B. wurde eine beängstigende Abhörklausel mal eben weitgehend unbemerkt mit dem Budget verabschiedet. Selbst die ohnehin teils alberne Demokratie-Simulation, die regelmäßig vor den Medien und der Öffentlichkeit aufgeführt, wird ist bei näherem Hinsehen löchrig wie ein Schweizer Käse.

“the real dimensions of the US military-intelligence-police-prison complex begin to come into view: a staggering $830 billion, more than 80 cents out of every dollar in the funding bill, is devoted to killing, spying on, imprisoning or otherwise oppressing the people of the world, including the American people.” (Quelle) An dieser Stelle sei auch darauf hingewiesen, dass US-Gefängnisse mittlerweile vielfach kommerziell betrieben werden und ein finanzielles Interesse daran haben, möglichst viele Menschen einzusperren.

Wer den (fernauslesbaren) Chip auf seinem e-Perso zerstört, muss mit strafrechtlicher Verfolgung und Haft- oder Geldstrafe rechnen.

An east London schoolgirl who was „radicalised“ by Islamic State propaganda provided by her „deceitful parents“ must be removed from her home for her own safety, a judge has said. (Quelle) Das ist eine schwierige Problematik, die mindestens einer umfassenden gesellschaftlichen und politischen Diskussion bedürfte. Dem politischen Gegner wegen Gesinnungsverbrechen mal eben die Kinder weg zu nehmen, sollte nicht so einfach möglich sein.

Via Fefe: “Portugals Präsident weigert sich anscheinend gerade, der linken Anti-Austerity-Koalition die Regierungsbildung zu erlauben”

Kommentar Zitat: “This article furnishes additional evidence that democratic regimes tend to fight tyranny by adopting some of its methods.” Die erste Hälfte des Artikels listet diverse Entwicklungen in Europa, die in diese (falsche) Richtung gehen.

Wir sind Pegida

Der Umgang unserer Gesellschaft mit Pegida verkennt die Normalität dieses Rassismus. Pegida, das sind nicht ein paar Spinner in Dresden, Pegida sind wir alle.

Meine Omas hegen beide eine seltsame Verehrung für Autobahnen und mögen Negern eine gewisse Faulheit nicht absprechen. Naja, die eine seit einigen Jahren nicht mehr, Gott hab sie selig. Letztere war eine gebildete Frau. Sie ist Ärztin geworden in einer Zeit, in der das für Frauen eine außergewöhnliche Errungenschaft war. Sie war damit Teil der ganz normalen rassistischen Mittelschicht, die heute als Pegida auf die Straßen geht.

Der Umgang unserer Gesellschaft mit Pegida verkennt die Normalität dieses Rassismus. Pegida, das sind nicht ein paar Spinner in Dresden, die nicht raffen, dass nur jeder Tausendste ihre Mitbürger im fernen Osten Deutschlands ein Moslem ist, und dass diese winzige Minderheit kaum den Untergang der abendländischen Kultur herbei führen könnte. Pegida sind wir alle.

Der allgemeine Rassismus

Es gibt allgemeine rassistische Einstellungen, die es immer in unserer Gesellschaft gab und gibt. Diese Bilden das Fundament der Pegida und ähnlicher Bewegung. Und es gibt spezifische Faktoren, die gerade jetzt wirken und konkret zur Manifestation der aktuellen Bewegung führten.

Der allgemeine Rassismus drückt sich dauernd in unserer Grundgesetz-widrigen Tagespolitik aus. Der zentrale Grundsatz unseres Grundgesetzes, die Basis unserer Gesellschaft lautet: “Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.” Da steht nicht “die Würde der Deutschen” sondern “die Würde des Menschen”. Dennoch tritt Deutschland die Menschenwürde täglich mit Füßen.

Wir treiben mit unserer Erpressung Südeuropas zur Austeritäts-Politik 50% der südeuropäischen Jugendlichen in die Arbeitslosigkeit was mindestens eine soziale Entwertung der Persönlichkeit und schlimmstenfalls eine existentielle Bedrohung darstellt. Unsere Grenz-Schutz- und Flüchtlings-Politik ist direkt mit-schuld am Tod Hunderttausender. Unsere Wirtschafts-Politik zerstört die lokale Wirtschaft und damit die Lebensgrundlage der Menschen in zahllosen armen Ländern und fördert durch internationale Verträge und direkte und indirekte Subventionen den Raub von Nahrungsmitteln aus Hunger-Ländern um diese Nahrungsmittel hier zur Vieh-Mast und als Treibstoff zu verwenden. In Klima-Verhandlungen stellen wir unsere Rechte und Interessen über die anderer Menschen und erkennen ihnen nicht das gleiche CO²-Budget zu, wie uns.

Die Liste lässt sich beliebig fortführen. Die Würde des Menschen ist antastbar, sie ist bestenfalls anti-proportional zur Entfernung seiner Heimat von Deutschland. Wir behandeln dunkelhäutige Menschen nach wie vor wie Nigger und empören uns, wenn unsere Mitbürger diese Botschaft auch auf die Straße tragen.

Für unsere Politik haben Menschen ohne deutschen Pass offensichtlich immer einen geringeren Wert als wir. Wenn es bei der Wahl eng wird, wird dieser teutonische Chauvinismus auch gerne von den konservativen Parteien in den Wahlkampf getragen. Prominente Beispiele hierfür sind in jüngerer Zeit Rüttgers (CDU, “Kinder statt Inder”), Koch (CDU, wollte “kriminelle Ausländer” ausweisen), Seehofer (CSU, Ausländermaut) und Scheuer (CSU, will dass Migranten zuhause Deutsch sprechen).

All dies ist der rassistische Grundton unserer Gesellschaft. Dagegen tut kaum jemand etwas (mich eingeschlossen). Es ist offensichtlich auch so, dass diese rassistische Grundeinstellung absolut mehrheitsfähig ist. Positionen die von der oben beschriebenen Grundgesetz-widrigen Politik  abweichen, haben bei Wahlen nicht die geringste Chance. Darum sind wir Deutschen mehrheitlich Pegida, auch wenn wir uns nun über das etwas plumpe Zur-Schau-Stellen dieses Chauvinismus in Dresden echauffieren.

Der Tropfen, der das Fass …

Aktuell kommen noch einige Faktoren hinzu, die konkret zu diesem rassistischen Ausbruch führten.

Es handelt sich um ein teuflisches Gebräu und es ist ein Wunder, dass der Rassismus nicht früher und heftiger ausgebrochen ist. Eine Zutat ist die Angst, die andere die Anti-Islam-Propaganda.

Jeder kennt das Bild von der “Decke der Zivilisation” die sprichwörtlich “dünn” ist. Nun, an dieser dünnen Decke wird in Deutschland und Europa gerade heftig gezerrt und was darunter hervorlugt ist nicht schön.

Angst

Ich habe oben schon von der 50%igen Jugendarbeitslosigkeit Südeuropas geschrieben. Die Jugendarbeitslosigkeit ist dort zwar am höchsten, doch auch die Gesamt-Arbeitslosigkeit hat teils verheerende Ausmaße. Die Wirtschaft z.B. in Griechenland ist um mindestens ein Drittel eingebrochen und es wird wahrscheinlich Jahrzehnte dauern, bis sie sich davon erholt. Da bekommen wir schön vorgeführt, was passiert, wenn wir nicht spuren. Und unser Tanz in relativ großen sozialen Höhen findet mittlerweile dank der Agenda 2010 weitgehend ohne Netz statt. Naja, knapp die Hälfte unserer Erwerbstätigen fiele gar nicht so tief, da mit der Agenda 2010 auch der Niedriglohnsektor in Deutschland neu erfunden wurde und gewaltige Ausmaße angenommen hat. Wer da keine sozialen Abstiegsängste entwickelt ist entweder doof oder reich.

Wie jeder weiß, der in neuerer Geschichte mal ein bisserl aufgepasst hat, sollten solche sozialen Ängste tunlichst nach außen gelenkt werden. Im Inneren wirken solche Kräfte nämlich schnell verheerend auf eine Gesellschaft. Da trifft es sich, dass sich ein paar gefährliche islamistische Wirrköpfe als Blitzableiter anbieten.

Der böse Islam

Es läuft nun seit 14 Jahren allabendliche Anti-Islam-Propaganda in der Glotze. Die Taliban sowie die Al Quaida, die für den Angriff auf das World Trade Center verantwortlich war, waren Kampf-Organisationen, die von den Amis im Kampf gegen die Sowjetunion in Afghanistan unterstützt und bewaffnet worden waren. Sadam Hussein war im Krieg gegen den Iran von den Amis unterstützt und bewaffnet worden, der Islamische Staat wurde offenbar in amerikanischen Folter-Knästen im Irak gezüchtet (siehe hier) und wird von Freunden der Amis am persischen Golf finanziert.

Doch unsere Glotze berichtet nicht von außer Kontrolle geratenen Mörder-Banden der Amis sondern von fiesen Moslem-Terroristen. Wenn so eine Mörder-Bande irgendwo eine Bombe zündet, findet unsere Glotze irgendeinen Politiker, der diesen niederträchtigen Anschlag aufs schärfste verurteilt. Wenn Obamas Mörder-SchwaDrone mal wieder irgendwelche Unschuldigen ausknipsen spricht man von “Kollateral-Schäden” – wenn man überhaupt darüber spricht. Und wenn diese Mörder-SchwaDrone dann doch auch mal ihr vorgesehenes Ziel ohne Anklage oder gar Gerichtsverhandlung erfolgreich ermorden, dann wird das in unserer Glotze gefeiert. Ein fieser,  Moslem weniger. Scheiß auf den Rechtsstaat.

Ach ja, und dann kommt immer mal wieder eine Moslem-Folter-Show in der Glotze. Abu Ghraib, vollgepisste Schädel (ausnahmsweise ohne Propheten-Bart) in Afghanistan, ein Deutscher gefolterter Moslem in Guantanamo (hey, kein richtiger Deutscher, nur ein Moslem und mit dem obligatorischen Bart) und ganz neu die XL Folter-Gala des CIA. Ich vermute, wenn der CIA Arier gefoltert hätte, wäre die Reaktion anders ausgefallen. Aber Moslems foltern scheint nicht so schlimm zu sein, da ist die politische Reaktion weitgehend ersatzlos ausgefallen.

Win – Win – Win

So und wer ist diesmal Schuld? Genau, Pegida, diese Dresdner Spackos. Die haben das alles völlig falsch verstanden.

Irgendwie scheint sich die Ansicht verbreitet zu haben, dass sich der Mensch in den letzten 70 Jahren grundlegend geändert hat. Zur Erinnerung: vor 70 Jahren ging das dritte Reich zu ende. Damals hat das deutsche Volk verängstigt und Propaganda-gesättigt der Ermordung von 6 Millionen Juden zugeschaut bzw. großenteils applaudiert. Jetzt machen wir dem Volk wieder Angst und berieseln es mit Propaganda. Fast möchte applaudieren, wie gefasst wir überwiegend damit umgehen.

Aber nein, alle sind völlig überrascht, dass sich der Hass, den die Angst gebirt, nicht gegen Merkel wendet sondern gegen plausiblere, besiegbarere Feindbilder. Die Linke springt mal wieder reflexartig auf und drischt auf die Zweitschwächsten ein. Für die Machthaber eine win-win-win-Situation: der Hass wendet sich nach außen, große Teile der Mittel- und Unterschicht werden geschwächt und die Intellektuellen sind abgelenkt.

Wenn sich jemand an Pegida stört: das ist ein Symptom und ein sehr mildes. Gegen Pegida Mitläufer vorzugehen oder sie aufklären zu wollen ist löblich und auch nicht völlig sinnlos. Aber das eigentliche Problem sind wir, die große Mehrheit von uns. Denn wir sind Pegida und durch die Dresdner Straßen zieht nur sichtbar der Geist unserer Mehrheitsmeinung.

Vetternwirtschaft 2.0

Das Vertrauensnetz wird die Welt radikal verändern. Aufgrund seiner enormen wirtschaftlichen Bedeutung wird es nicht aufzuhalten sein.

Das soziale Netz ist alles. Egal, worum es geht, Marketing, höheres Management, Politik, Militär, auch die meisten Privat-Leben – immer ist es unerlässlich im Aufgabengebiet Leute zu kennen von denen man weiß woran man ist, und die mit einem zusammenarbeiten. Beziehungen, Vetternwirtschaft, Seilschaften, Vitamin B: alles Wörter für die gleiche Sache. Es gibt keinen Faktor, der eine ähnlich große Bedeutung für den Erfolg hat. Die größten Versager können mit Beziehungen Präsident der USA werden und die größten Genies können ohne Beziehung kaum großen Erfolg haben.

Man mag das beklagen, doch genau so kann man die Schwerkraft beklagen. Wäre es nicht schön, wenn wir alle fliegen könnten? Weiß nicht. Wäre es nicht schön, wenn wir keine Menschen wären? Weiß nicht. Wir sind Menschen und sollten das Beste daraus machen. Wir sind soziale Tiere. Das ist gut. Und wir sind auf Kooperation angewiesen. Auch gut. Vetternwirtschaft ist teils menschlicher Makel, teils aus der Not geborene Strategie um mit einem ganz speziellen Engpass umzugehen: dem allgemeinen Mangel an Vertrauen.

Der Mangel an Vertrauen

Vertrauen ist heute wahrscheinlich der begrenzende Faktor der Wirtschaft. Riesige Kapital-Mengen marodieren auf der Suche nach lohnenden Investitionsmöglichkeit um den Globus. Riesige Arbeitslosenheere verstopfen viele große Volkswirtschaften. Kapital und Arbeitskraft sind im Überfluss vorhanden. Doch wenn eine neue wirtschaftliche Unternehmung gegründet wird – vulgo: ein Startup – ist zunächst das Kapital das existentielle Problem und dann, die richtigen Leute für den Job zu finden.

Und beide Probleme haben die gleiche Wurzel: den Mangel an Vertrauen.

Vertrauen ist eine einzigartige Ressource. Es ist schwer zu verdienen, sehr leicht zu verspielen und nur sehr eingeschränkt übertragbar. Letzteres geschieht durch eine Empfehlung. Diese kann einen Vertrauensvorschuss – Vertrauen auf Kredit! – vermitteln, welcher es erlaubt, sich das Vertrauen auf neuer Position viel schneller zu erarbeiten.

Die Grenzen der Vertrauens-Übertragung

Dieser Vorgang der Empfehlung zeigt, dass Vertrauen durchaus übertragbar ist, wenn auch mit Einschränkungen. Die Einschränkung besteht darin, dass die Übertragung des Vertrauens durch den Mangel an Vertrauen dem Empfehlenden gegenüber beschränkt ist. Der Vorgang der Empfehlung ist so alt wie die Menschheit – für X lege ich meine Hände ins Feuer – und heute durch Arbeitszeugnisse und Empfehlungen formalisiert.

Doch diese Formalisierung stammt noch aus der Ära der Holzmedien. Sie ist enorm umständlich, bürokratisch, ineffizient (Arbeitszeugnisse verwenden z.B. einen speziellen Sprach-Code) und skaliert schlecht bis garnicht. Letzteres bedeutet, dass sie nur für Einzelfallprüfung taugt und sich nicht beschleunigen lässt.

Netzwerke

Wir leben heute in einer Utopie. Der überwiegende Teil der Menschheit ist heute zumindest eingeschränkt Teil des globalen Informationsnetzes und es wird nicht lange dauern, bis fast jeder Mensch uneingeschränkten Zugang zum Informationsnetz haben wird (siehe hier). Das war vor dreißig Jahren völlig unvorstellbar. Und es hat die Welt für die Teilnehmer des Informationsnetzes grundlegend verändert.

Nun stellen Sie sich bitte eine andere Utopie vor: Wir alle seien Teilnehmer eines globalen Vertrauensnetzes. Das Vertrauensnetz unterscheidet sich grundlegend vom Informationsnetz. Ich könnte mir Information theoretisch auch aus einer einzigen Quelle abrufen und es wird gerade versucht, die Netzstruktur des Informationsnetzes genau in diese Richtung um zubauen. Doch das Vertrauensnetz kann ausschließlich als Netzstruktur funktionieren – und es setzt das Informationsnetz voraus.

Ich kann die Vertrauenswürdigkeit einer Person nur beurteilen, wenn ich sehe, welches Vertrauen dieser Person von anderen entgegengebracht wird, welches Vertrauen diesen anderen entgegen gebracht wird und so weiter. Das Vertrauensnetz erfordert also eine netzförmige Informationsübertragung zwischen seinen Teilnehmern.

Vertrauensnetz

Es ist keine Utopie. Das Vertrauensnetz existiert. Doch wir leben in seiner Steinzeit. Wenn Sie alt genug sind, wissen Sie vielleicht noch, wie sich das WWW vor Google angefühlt hat. Information zu finden war furchtbar umständlich. Ein Internetsuche hat meist viel Zeit in Anspruch genommen und man hat bergeweise Information gefunden, die man überhaupt nicht gesucht hat.

Erinnern Sie sich vielleicht auch noch an die Zeit vor den großen Suchmaschinen wie Lycos, Altavista und Metager? Anfang der Neunziger gab es schon große Informationsmengen im Netz, aber sie waren nur sehr schwer zugänglich. Surfen mit Mosaic machte Spaß und war total spannend, hatte aber noch kaum praktische Bedeutung. Es war jenseits der Universitäten eine Spielerei.

Das Vertrauensnetz befindet sich heute irgendwo zwischen diesen ersten Anfängen mit Mosaic und dem Auftauchen von Googles Page-Rank Algorithmus. Doch das Problem des Vertrauensnetzes ist nicht nur das Fehlen einer Suchmaschiene sondern vor allem das Fehlen der tieferen Vernetzung.

Vertrauensnetz-Tools schießen wie Pilze aus dem Boden. Immer mehr Dienste bieten Bewertungs-Möglichkeiten für alles Mögliche. Kunden-Reviews von Amazon-Produkten, Bewertungen von Verkäufern auf Ebay, von Handwerkern auf Myhammer, Bewertungen von Geschäften auf Yelp, Bewertungen von Bars, Restaurants und Shops auf Foursquare, Bewertung von Arbeitgebern auf Kununu, Bewertung von Arbeitnehmern auf Dutzenden Freelancer-Plattformen und geschäftlichen sozialen Netzen wie LinkedIn, die Bewertung des persönlichen Wohnumfeldes auf airbnb – die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Es gibt heute nur noch wenige Lebensbereiche, für die keine Bewertungsplattformen existieren.

Und dann gibt es noch die großen sozialen Netze, allen voran Facebook. Auch hier finden mit “Freundschaften” und “likes” dauernd Bewertungen statt, auch wenn die Bewertungsmöglichkeiten hier um des sozialen Friedens willen sehr eingeschränkt sind. Es existiert ein riesiges Netz von Bewertungen. Und diese Bewertungen drücken oft Vertrauen aus: ich vertraue diesem Produkt (oder auch nicht), diesem Handwerker und so weiter.

Kein Vertrauen ohne Netz

Doch insbesondere von Amazon ist das Kernproblem bekannt: ausgesprochenes Vertrauen nutzt genau gar nichts, wenn man dem nicht trauen kann, der das Vertrauen ausgesprochen hat. Interessanter Weise funktioniert es anders herum schon einigermaßen: wer brauchbare Produkte bei Amazon sucht, muss Produkte mit vielen Bewertungen suchen und kann sich dann ein brauchbares Urteil aus Zahl und Inhalt der negativen Bewertungen bilden. Die positiven sind irrelevant, da sie oft gefälscht sind.

Denn was fehlt ist die Vernetzung: wüsste ich, dass ich den Bewertern trauen kann, wären die Bewertungen viel hilfreicher.  Natürlich versucht Amazon dieses Problem mit dem Top-Rezensenten-Programm zu adressieren, stellt sich dabei aber gleich wieder selbst ein Bein.

Dasselbe gilt auf allen Bewertungsportalen: Sie sind nicht völlig nutzlos. Doch da meist nur eine einzelne Ebene des Vertrauens abgebildet und nicht tiefer vernetzt wird, ist der Nutzen extrem eingeschränkt. Das Vertrauensnetz steckt noch in seiner Steinzeit.

Aber wird es hier denn eine dem WWW und Informationsnetz vergleichbare Entwicklung überhaupt geben? Handelt es sich nicht um ein Randphänomen? Oh, ja, diese Entwicklung wird es geben. Oh nein, das ist kein Randphänomen. Das soziale Netz ist alles. Das Vertrauensnetz ist eine Killerapplikation. Eine Killerappliation ist eine Anwendung, die zum Selbstläufer wird und ganzen Technologie-Familien zum gesellschaftlichen Durchbruch verhelfen, weil sie so ungemein nützlich sind. Beispiele? Technologie – Killerapplikation:

  • Elektrizität – elektrisches Licht

  • Computervernetzung – Email

  • Internet – WWW

Ein funktionierendes Vertrauensnetz bedeutet, dass ich genau weiß, welchen Bewertungen, welchen Kommentaren, welchen Artikeln ich trauen kann. Dadurch wird der Wert der Information enorm gesteigert; und unsere Gesellschaft mit einer Radikalität transformiert, die die Anfänge der Vernetzung bis heute recht beschaulich aussehen lässt.

Denn der Mangel an Vertrauen hat unsere Gesellschaft geprägt wie kein anderer Faktor. Menschen organisieren sich auf allen Ebenen zu Gruppen, die meist eine gewisse Zeit bestehen. Von der Familie zur Abteilung, vom Fußballverein zu den Bilderbergern: egal, was man erreichen möchte, man benötigt eine Gruppe von Menschen und diese funktioniert nur mit Vertrauen.

Disruption Reloaded

Wenn nun Vertrauen überall reichlich vorhanden ist, ändert das vieles. Natürlich werden die traditionellen Gruppen fortbestehen, sie sind Teil unserer menschlichen Natur. Doch das Vertrauensnetz erlaubt es, unmittelbar Ad-Hoc-Gruppen zu bilden, die sofort effizient arbeiten können. Jedes Mitglied, weiß, was es von den anderen erwarten kann und was nicht, auch wenn sich alle Mitglieder noch nie vorher begegnet sind. Wenn ich irgendeine Aufgabe zu erledigen habe, kann ich mit Hilfe des Vertrauensnetzes sofort die ideale Person zur Lösung der Aufgabe finden.

Es ist möglich, dass sich feste Arbeitsverhältnisse langfristig weitgehend auflösen. Voraussetzung ist das Vertrauensnetz und die Freelancer-Platformen arbeiten genau daran. Doch es sind nicht nur feste Arbeitsverhältnisse betroffen. Die potentielle Änderung der Organisationsform betrifft alle Bereiche der Gesellschaft.

Man mag das beklagen, doch genau so kann man die Schwerkraft beklagen. Es hat (auch?) Vorteile. Es wird zum Beispiel kein Problem sein, einen guten Handwerker zu finden. Und viele meiner utopischen Ideen setzen das Vertrauensnetz voraus.

Jedenfalls wird es sich kaum aufhalten lassen. Denn der wirtschaftliche Vorteil ist enorm. Es lässt sich beobachten, wie die Wirtschaft zunehmend Projekt-orientiert wird. In Teilen der IT-Wirtschaft gibt es einen Trend, nur mit einer Kernbelegschaft zu arbeiten und die Hauptarbeit von Projekt-bezogenen Ab-Hoc-Teams aus Freelancern erledigen zu lassen. Somit haben solche Unternehmen immer die perfekte Mannschaft für die Projekte und müssen keinen Leerlauf bezahlen, wenn die Auftragslage mal mau ist.

Mit zunehmender Automation wird die Projekt-Bezogenheit zunehmen. Denn die eigentliche Produktion, Dienstleistung und so weiter nimmt immer weniger Arbeitskraft in Anspruch. Was mindestens noch eine Weile bleiben wird ist die Markt-Exploration und der Aufbau neuer Produkte, Dienstleistungen, Produktionsabläufe usw. Alls dies ist Projekt-Arbeit. Und es wird in all diesen Bereichen und mehr immer wichtiger für einen recht begrenzten Zeitraum ein Team auch hoch spezialisierten Experten zusammen zu stellen.

Es ist fraglich, ob die starren Strukturen der traditionellen Wirtschaft den immer schnelleren Innovationszyklen gewachsen sein werden. Der Freelancer-Markt wächst stetig und das trotz gering ausgebildetem Vertrauensnetz und obwohl bisher nur spezielle Persönlichkeiten zu Freelancern werden, da die sozialen Sicherungs-Systeme nicht mit diesem radikalen Wandel mithalten.

An anderer Stelle zeigen sich die Auswirkungen des frühen Vertrauensnetzes noch deutlicher: Airbnb und anderen Plattformen ist es gelungen, den Vertrauensmangel in einem speziellen Marktsegment soweit zu sättigen, dass die Branche der vorübergehenden Unterbringung gerade revolutioniert wird. Nebenwirkungen sind niedrigere Kosten und ein erheblich besserer Service für die Kunden. Dieser Artikel bietet eine interessante Diskussion zu dem Thema und geht explizit und ausführlich darauf ein, was das mit Vertrauen zu tun hat.

Echte Markwirtschaft braucht Vertrauen

Abstrakter lässt sich feststellen, dass mit zunehmender Ausbildung des Vertrauensnetzes die Transaktionskosten auf breiter Front einbrechen. Das Vorhandensein und die Höhe der Transaktionskosten bei der Benutzung des Marktes sind überhaupt dafür verantwortlich, dass es Firmen und andere wirtschaftliche Institutionen gibt. Wenn die Transaktionskosten sinken, sollte das dazu führen, das der Markt kleinteiliger wird. Das heißt es gibt viel mehr kleine Anbieter und viel weniger große.

Genau das lässt sich im Unterbringungsmarkt beobachten, womit wir wieder bei obigem Beispiel Airbnb sind. Auch Ebay, Amazon Marketplace und viele andere Angebote, die die Transaktionskosten senken, haben genau den gleichen Effekt.

Für mich ist das ein Grund zum jubeln. Ich glaube, dass der Markt funktionieren würde und die beste Organisationsform der Wirtschaft wäre, wenn man ihm denn eine Chance gäbe. Doch statt vom Markt ist unsere Wirtschaft von Monopolen und Kartellen geprägt. Mit zunehmender reife neigt jeder Markt zu starker Konzentration auf Anbieter-Seite. Das heißt, der Markt schafft sich stets selbst ab. Ein wichtiger Grund für diese Konzentration sind die hohen Transaktionskosten, die durch das Vertrauensnetz massiv gesenkt werden. Ein anderer ist übrigens die Werbung, wie ich hier erörtere.

Wir sehen also Zeiten entgegen, die meinen Idealen deutlich näher kommen. Dieser Artikel stellt das ganz ähnlich dar. Auch hier werden Grenzkosten, Transaktionskosten und der Vertrauensfaktor betrachtet.

Rückkopplung auf die Menschen

Das Vertrauensnetz wirkt natürlich auch auf die Menschen zurück. Wenn ich Mist baue, kann sich das auf das mir entgegen gebrachte Vertrauen auswirken. Und “Mist” kann sowohl fachliche als auch menschliche Dimensionen haben. In einer Welt schnell wechselnder Kooperationen kann es sich z.B. ein Chef nicht leisten, seine Mitarbeiter schlecht zu behandeln – mit ihm würde schlicht niemand arbeiten wollen. Gleiches gilt möglicherweise, für moralisch fragwürdige Unternehmungen: wenn ich z.B. an einem ausbeuterischen Projekt mitarbeite verbaue ich mir damit möglicher Weise meine berufliche Zukunft.

Doch das ist nicht auf den Beruf beschränkt. Wir werden eine Demokratisierung der Wirtschaft erleben. Jemand, der beispielsweise persönlich für die Lieferung von Waffen in Krisengebiete verantwortlich ist, bekommt möglicherweise kein Bier mehr in einer Kneipe. Grund dafür ist der Arschlochdetektor. Man mag den beklagen, aber verhindern wird man ihn kaum. Auch hier wird das z.B. anhand der kaum aufzuhaltenden automatischen Gesichtserkennung erläutert.

Das Vertrauensnetz wird die Welt radikal verändern. Etwas, das so wichtig für unsere Zukunft ist, sollten wir nicht allein zunehmen monopolisierten privatwirtschaftlichen Interessen überlassen. Doch genau das geschieht gerade. Wir brauchen Gesetze, die allgemeinen Zugang zu diesen essentiellen Informationen sichern und Initiativen, die diese Informationen auf öffentlichen Plattformen, ähnlich Wikipedia, zugänglich machen – siehe z.B. KiIsWhoWi.

Wie ich gewählt habe und warum

Der Glaube an den Neoliberalismus setzt den Glauben voraus, dass mit Wachstum alles gut wird. Doch dieses Wachstum – genug davon – gibt es in Deutschland seit 40 Jahren nicht mehr.

In Deutschland gibt es heute 10 Millionen Arbeitnehmer, die keine Arbeit haben, von der sie leben können – 3 Millionen Arbeitslose und 7 Millionen prekär Beschäftigte. Das sind ein Viertel bis ein Drittel aller Arbeitnehmer und damit ein ähnlich großer Teil der ganzen Gesellschaft. Die 7 Millionen prekär Beschäftigten sind Ergebnis der Deutschen Niedriglohnpolitik, die SPD und Grüne eingeführt und CDU/CSU und FDP ausgebaut haben.

Außerhalb Deutschlands hat diese Politik aufgrund relativ sinkender deutscher Lohnstückkosten zu massiven wirtschaftlichen Verwerfungen innerhalb Europas geführt und dazu, dass die Lage in Südeuropa noch weit schlimmer ist, als bei uns. Wir versuchen – mit durchaus signifikanten Teilerfolgen – unser Beschäftigungsproblem zu exportieren.

Da ich nicht an das heilbringende Wachstum glaube und aufgrund zahlreicher Einzelpositionen sind für mich in dieser Reihenfolgen CDU/ CSU, FDP und SPD nicht wählbar.

Ich habe bisher meist Grün gewählt. An der Wählerschaft der Grünen kann man sehen, dass man sich die hehren Ziele der Grünen leisten können muss. Wir Grünenwähler sind satt, wohlhabend, besser gestellt, wirtschaftlich wie moralisch überlegen, aber eher keine Unternehmer, die durch Grüne Politik wieder zu viel zu verlieren haben.

Deshalb muss man selbst, wenn man Grüne Ziele verfolgt, erst die Probleme der sich ausbreitenden Massenarmut bekämpfen. Denn der stets steif aufgereckte moralische Zeigefinger der Grünen kann nur Beachtung finden, wenn der Bauch gefüllt ist. Erst kommt das Fressen, dann die Moral.

Bleiben die Linken. Im Kern stehen sie für den Glauben, dass es besser wird, wenn wir kapitalistische Bevormundung durch staatliche Bevormundung ersetzen. Bei historischer Betrachtung scheint mir diese These gewagt. Und hier im deutschen Westen sind die Chaoten der ehemaligen WASG unwählbar. Dennoch. Stärkere Linke heißt, dass die Problematik deutschen Lohndumpings mehr mediale Airtime bekommt, dass Nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik in öffentlichen Diskussionen nicht gänzlich ignoriert wird, dass es noch eine pazifistische Stimme im ehemals pazifistischen Deutschland gibt.

Ich habe meine Stimme dafür verwendet, bestimmten Standpunkten in den Medien etwas mehr Raum zu verschaffen. Wenn die Linke eine realistische Machtoption hätte, hätte sie meine Stimme nicht bekommen. Doch selbst als Junior-Partner der gemäßigt neoliberalen SPD – eine sehr unwahrscheinliche Option – könnte die Linke kaum all zu viel Schaden anrichten.

Ode an die Marktwirtschaft

Die grundsätzliche Organisationsform unserer Wirtschaft ist wahrscheinlich der prägendste Faktor unseres Zusammenlebens. Hier wird eine marktwirtschaftliche Utopie entworfen.

Unsere wirtschaftlichen Aktivitäten bilden ein unvorstellbar komplexes Netz. Jeder trifft täglich Entscheidungen – teils einzelne, teils Dutzende – die an anderer Stelle wirtschaftliche Entscheidungen erfordern. Es beginnt beim Frühstück: Butter oder Margarine? Und geht so den ganzen Tag weiter. Alles was wir konsumieren muss in möglichst passender Menge produziert werden. Bei Produktion, Transport und Verteilung der Güter werden ebenfalls unzählige Entscheidungen getroffen, die wieder andere bedingen, und alle wirtschaftlichen Prozesse werden kontinuierlich optimiert, also verändert. All dies muss koordiniert werden.

Zentrale Planwirtschaft

Es gibt grundsätzlich zwei Wege, diese Koordination zu erreichen: Entweder man plant den gesamten Prozess von zentraler Stelle oder man bestimmt lediglich gewisse Regeln, an die sich alle halten müssen, und überlässt die Koordination dann der Selbstorganisation.

Ein Versuch der zentralen Planung war die sozialistische Planwirtschaft. Da es bisher aufgrund der Komplexität des Problems völlig aussichtslos war, tatsächlich alles an einer Stelle bis ins letzte Detail zu planen, wurden pyramidale Hierarchien gebildet. An der Spitze wurden grobe, strategische Entscheidungen getroffen und die Details der Umsetzung nach unten delegiert. Heute gibt es Ideen, die zentrale Planung mit Computerhilfe tatsächlich an einer Stelle zu konzentrieren.

Ich habe grundsätzliche Zweifel, dass die zentrale Planung funktionieren kann. Ich halte das Problem für zu komplex und zudem chaotisch. Ein System ist chaotisch, wenn kleinste Änderungen einige Zeit später gravierende Folgen haben können. Ein bekanntes Beispiel dafür ist der Schlag des Schmetterlingsflügels, der Wochen später über das Sein oder Nicht-Sein eines tropischen Wirbelsturms „entscheidet“. Das wirtschaftliche Geschehen ist ebenfalls ein chaotisches System und solche Systeme lassen sich prinzipiell nur begrenzt voraus-planen. Sie lassen sich aber sehr wohl dezentral steuern und stabilisieren.

Macht-Zentralisierung

Für noch wichtiger halte ich aber den Einwand der Machtkonzentration. Wenn man alle wirtschaftlichen Entscheidungen an einer Stelle konzentriert, ergibt sich dort eine immense Machtkonzentration. Ich glaube, dass dies der Hauptgrund für das Scheitern des Sozialismus ist. In hierarchischen Systemen hatten historisch und haben heute Menschen Vorteile, die sich gegen andere Menschen durchsetzen, die also ihre eigenen Interessen über die der Konkurrenz stellen und bereit sind, „über Leichen zu gehen“. Wenn alle wirtschaftlichen Entscheidungen zentralisiert werden, sammeln sich an dieser Schaltzentrale der Macht nicht die Mitfühlendsten und Wohlwollendsten unter uns.

Menschen haben grundsätzlich größte Probleme mit Macht. Nur sehr wenige scheinen ihr gewachsen zu sein. Deshalb ist mein wichtigstes Anliegen bei meinen Vorschlägen zur Organisation unserer Gesellschaft die Vermeidung von Machtkonzentrationen. Und deshalb ist mein Ideal für die Organisation unserer Wirtschaft die Marktwirtschaft – allerdings eine Form von Marktwirtschaft, die noch nie erreicht oder auch nur angestrebt wurde.

Zentrale Marktwirtschaft

Zwar ist Marktwirtschaft eine dezentrale Selbstorganisation nach Regeln an die sich alle halten müssen. Doch einerseits wird nur ein sehr kleiner Teil der wirtschaftlichen Entscheidungen nach diesen Regeln getroffen und andererseits werden diese Regeln als gegeben betrachtet.

Innerhalb von Firmen sind die marktwirtschaftlichen Regeln meist aufgehoben. Die Entscheidungsprozesse innerhalb von Firmen orientieren sich eher an den Prinzipien des Sozialismus als an denen der Marktwirtschaft. Firmen sind meist streng hierarchisch organisiert. Die Spitze trifft grobe strategische Entscheidungen und delegiert die detaillierten Entscheidungen zur Umsetzung nach unten. Eine komplexe und aufwendige Bürokratie dient meist – wie im Sozialismus – der Kontrolle und Korrektur der Umsetzung. Je größer eine Firma wird, desto mehr gleichen ihre Charakteristika und Probleme denen sozialistischer Betriebe. Um dieser fatalen Tendenz Herr zu werden, richten große Unternehmen oft sogenannte Profit-Center ein, die dezentrale, marktwirtschaftliche Prinzipien auch innerhalb der firmeneigenen Entscheidungsprozesse etablieren.

Auch auf unterster Ebene gibt es immer mehr Bestrebungen, die klassischen hierarchischen Entscheidungsstrukturen aufzubrechen. Begonnen hat dieser Trend vielleicht bei Toyota mit dem Kanban-Prinzip. Kanban und andere dezentrale Prozesse sind der Schlüssel von Toyotas globalem Siegeszug. Diese Prinzipien wurden unter anderem in der Software-Entwicklung aufgenommen und weiterentwickelt. Hier haben dezentrale – sogenannte „agile“ – Prozesse die zentralen teilweise verdrängt.

Chef

Die klassische hierarchische Entscheidungsstruktur mag vielleicht in der Vergangenheit funktioniert haben. Damals waren die Umstände verglichen mit heute wenig komplex und auf wenige kompetente Menschen kamen viele mit geringen Kompetenzen. Heute bedienen sich selbst kleine Abteilung eines teils unüberschaubaren Wissensschatzes ihrer Mitglieder. Unter solchen Umständen einen Chef zu haben, der grundsätzlich für alle Vorgänge und Entscheidungen in seiner Abteilung allein verantwortlich ist, bedeutet permanente Überforderung des Chefs und setzt ihn einer Machtkonzentration aus, an der die meisten menschlich scheitern.

Der ideale Chef ist heute meist nicht mehr der allmächtige Gebieter und Kontrolleur seiner Untergebenen. Sie ist ein Kommunizierer, der dafür sorgt, dass Informationen innerhalb ihrer Zuständigkeit an die richtige Stelle kommt – idealer Weise ohne dass sie die Information ans Ziel trägt. Sie ist Inspiration durch Vorbild, sie führt nicht durch Autorität sondern dadurch, dass sie den Weg besser kennt.

Freiheit, Gleichheit

Hierarchien und Weisungsbefugnis sind nicht unerlässlich dafür, dass alle den Weg finden. Was sich wie ein schöner Traum anhören mag, wird täglich bewiesen. Da sind natürlich die unvermeidlichen Projekte freier Software-Entwicklung, wo täglich Millionen Menschen kooperieren um das mit Abstand komplexeste Gebilde zu schaffen, das je Menschenhand entsprang: ein Software-System, das mittlerweile von Telefonen zu Groß-Rechen-Zentren alles antreibt, was Bits und Bytes verarbeitet – mit Ausnahme einiger Konsumenten-Gefängnisse wie Apple’s und Microsoft’s gated communities. Die zahllosen Autoren des technischen Wunders der freien Software organisieren sich in einem chaotischen Ökosystem aus Kooperativen, Demokratien, Diktaturen und marktwirtschaftlichen Unternehmen. Ein sehr großer Teil dieses Schaffens basiert nicht auf Befehl und Gehorsam sondern auf Freiwilligkeit, persönlicher Initiative und persönlicher Verantwortung.

Und das funktioniert auch in marktwirtschaftlichen Unternehmen selbst. Den Beweis dazu haben einige Unternehmen angetreten, unter anderem diese brasilianische Firma, die seit Jahrzehnten sehr erfolgreich etwas betreibt, was nach verbreiteter Ansicht eine spinnerte Utopie sein sollte. Doch diese spinnerte Utopie ist gerade Marktwirtschaft. Marktwirtschaft ist nicht die zentrale Planung und Befehlshierarchie klassischer Unternehmen. Was man uns hier als Marktwirtschaft verkaufen will, ist die Machtsicherung einer kleinen kapitalistischen Elite. Marktwirtschaft setzt Wahlmöglichkeiten aller Beteiligten voraus, Wahlmöglichkeiten, die über „friss oder stirb“ hinaus gehen.

Anti-Marktwirtschaft

Doch um diese Freiheit und Effizienz zu erreichen, um sie für die breite Masse erreichbar zu machen, müssen wir die Regeln ändern. Wir betreiben heute ein System, in dem große Unternehmen Vorteile gegenüber kleinen haben. Folgerichtig kommt es in jedem „reifen“ Markt zu starken Marktkonzentrationen, was wiederum das Ende der Markwirtschaft bedeutet. Wir propagieren Marktwirtschaft doch betreiben ein System, das in der kontinuierlichen Abschaffung der Marktwirtschaft besteht. Wir steigern dauernd die Produktivität doch statt den Produktiv-Kräften entsprechende Freiräume und Entscheidungsspielräume zu geben, spannen wir sie immer enger ein und befördern so wieder das Gegenteil dessen, was wir predigen.

Unser System ist im Grunde ein mehr oder weniger eingeschränkter Anarcho-Kapitalismus, dessen Maxime das Recht des Stärkeren ist, gepaart mit einem Staatssozialismus, dessen Steuerung zunehmend von kapitalistischen Machtinteressen unterwandert wird. Immer mehr Bürger geraten in die Zange zwischen diese beiden Kräfte, überwacht und ausgeforscht vom staatlichen Sicherheitsapparat und immer ausgefeilterer „Marktforschung“, gegängelt von den Schergen der staatlichen „Sozialsysteme“ und getrieben vom Effizienzdogma der Kapitalisten. Und diese Pole werden uns als einzig mögliche verkauft.

Utopie

Meine Vision ist ein System, das das Recht des Schwächeren maximiert. Und dieses System kann nur – wenn man davon ausgeht, dass eine menschliche Gesellschaft überhaupt Regeln braucht, was ich fest glaube – dieses System kann nur eine Marktwirtschaft sein, ein selbstorganisierendes System, in dem es keine notwendiger Weise starke Steuerung gibt, sondern unabhängige – freie! – Akteure, die die Bedingungen ihrer Kooperation und Arbeitsteilung individuell aushandeln. Ein solches System zu erreichen erfordert wahrscheinlich drastische Regeländerungen. In einem solchen System ist das Ziel, möglichst wenig Machtkonzentration im Markt zuzulassen. Denn Macht besteht immer darin, dass der Stärkere die Freiheit des Schwächeren einschränkt. Ich habe mich in diversen Artikeln mit einzelnen Aspekten der Machtkonzentration auseinandergesetzt, und wie diesen zu begegnen wäre. Hier eine kurze Übersicht:

Wissen ist Macht. Das ist sehr viel mehr als ein Sprichwort und deshalb ist es unumgänglich, zur Minimierung von Machtkonzentration Wissen zu befreien. Diese Regeländerung ist eine Regelabschaffung, eine Abschaffung von Urheberrecht, Patenten und Ähnlichem. Dies hat Konsequenzen für z.B. Informationswirtschaft, Kultur und Medien (hinter den Links finden sich jeweils ausführliche Ausführungen von mir zu den Themen). Werbung, Propaganda bevorteilt die Starken und hat praktisch ausnahmslos negative Konsequenzen für unsere Gesellschaft. Sie ist abzuschaffen. Wir setzen marktwirtschaftliche Mechanismen zur Verteilung von Arbeitskräften ein. Das bevorteilt massiv die Mächtigen und benachteiligt die Schwächsten, die Arbeitssuchenden. Wir müssen dieses Verhältnis umdrehen. Meine Ideen, wie das erreichbar wäre finden sich hier und hier.

Ich glaube, dass all diese Maßnahmen notwendig sind, um eine Gesellschaft zu erreichen, die freier und fairer ist. Ich glaube aber auch, dass diese Maßnahmen wahrscheinlich nicht exakt so umsetzbar sind, wie ich es vorschlage, und dass sie zum Erreichen dieser Gesellschaft nicht hinreichen würden, selbst wenn sie es wären. Doch ich glaube, das ist die Richtung, in die wir gehen sollten. Es gibt keine simplen Rezepte zum Erreichen einer besseren Gesellschaft. Wir haben unser Zusammenleben zu gründlich und umfassend vermurkst. Wir benötigen viele Anpassungen und radikale Änderung, der Weg ist komplex und Scheitern vorprogrammiert. Doch in vielen Schritten und Fehlentscheidungen werden wir uns doch einer besseren Welt weiter nähern, wie wir es die vergangenen Jahrtausende getan haben.

Die Änderungen, die ich vorschlage, sind dabei nicht radikaler, als beim „Alten“ zu bleiben. Denn das Alte ist der globale Pauperozid und die Zerstörung unserer Lebensgrundlage. Radikaler geht kaum.

Und meine Hoffnung auf die bessere wirtschaftliche Ordnung, die ich hier umreiße, erhält immer mehr Nahrung. Freies Wissen – hier freie Software – weitgehende Autonomie, Freiheit und Eigenverantwortung der Marktteilnehmer: das ist nicht eine spinnerte Utopie für die ich nur ein mickriges Beispiel aus Brasilien gefunden habe. Es sind die zentralen Organisationsprinzipien des modernsten Wirtschaftssegmentes dieses Planeten, wie dieser leider ziemlich technische und noch mehr englische Artikel eindrucksvoll erläutert.

Wider die Werbung

Werbung ist einer der bedeutendsten einzelnen Faktoren unseres gesellschaftlichen Systems. Werbung ist wichtiger als Wahlen, wichtiger als der öffentlich rechtliche Rundfunk, wichtiger als der Föderalismus. Gleichzeitig ist Werbung wahrscheinlich das destruktivste einzelne Element unserer gesellschaftlichen Organisation.

Werbung ist einer der bedeutendsten einzelnen Faktoren unseres gesellschaftlichen Systems. Werbung ist wichtiger als Wahlen, wichtiger als der öffentlich rechtliche Rundfunk, wichtiger als der Föderalismus. Gleichzeitig ist Werbung wahrscheinlich das destruktivste einzelne Element unserer gesellschaftlichen Organisation.

Werbung ist eine allgegenwärtige Propagandamaschine. Das wäre nicht unbedingt schlimm, wenn sie nicht konsistent eine einzige Botschaft verbreiten würde. Doch genau das tut sie. Natürlich gibt es so viele Werbebotschaften wie Produkte. Doch jede Werbung sagt ausnahmslos „Kauf mich!“. Das hat selbstverständlich gravierende und tiefgreifende Auswirkungen auf unsere Gesellschaft.

Teufelskreis

Gleichzeitig ist Werbung selbstverstärkend. Ein immer größerer Teil unserer Gesellschaft widmet sich der Erzeugung von Aufmerksamkeit, von Aufmerksamkeit für die Botschaft der Werbung und von Aufmerksamkeit für die Werbung selbst. Werbung für schriftliche Publikationen, für Hörfunk und Fernsehangebote und auch für Internetangebote ist letztendlich Werbung für Werbung. Und so wird unsere Gesellschaft immer und immer tiefer von diesem Virus durchdrungen.

Dies alleine ist schon mehr als bedenklich. Doch die unisono verbreitete Botschaft der Werbung stiftet kaum Nutzen und erheblichen Schaden. Dieser Schaden erstreckt sich über praktisch alle Aspekte unseres Zusammenlebens, vom Privatleben über Wirtschaft und Politik bis zur Kultur.

Ich werde im Folgenden eine ganze Reihe der destruktiven Folgen der Werbung erörtern. Ich tue dies jeweils so kurz, wie sinnvoll möglich. Es ist zu beachten, dass die meisten angesprochenen Probleme nicht monokausal sind. Vieles hat mehrere Ursachen, Werbung ist immer ein Faktor von vielen – wenn auch ein oft wichtiger.

Ich bin was ich kaufe

Werbung ist das zentrale Vehikel, das in unserer Gesellschaft sozialen Status primär mit Geld und zur Schau gestelltem Konsum verknüpft. Diese Umdeutung sozialer Anerkennung ist einerseits verantwortlich für zahlreiche soziale Schieflagen unserer Gesellschaft, da so sozial destruktives Verhalten durchaus sozial positiv sanktioniert wird, andererseits ist sie in hohem Maße mitverantwortlich für die Zerstörung unseres Planeten, der dem überbordenden Konsumerismus nicht gewachsen ist.
Der letztgenannte Aspekt hängt mit einem weiteren zentralen Übel der Werbung zusammen. Werbung suggeriert als Ganzes genommen, dass der Sinn des Lebens – was immer das ist – nur über Konsum erfüllt werden kann. Damit ist Werbung zentraler Teil der allgegenwärtigen Propagandamaschine, die letztlich den scheinbar verblüffenden Siegeszug des Neoliberalismus befördert hat. Werbung ist als ganzes Propaganda für eine anti-soziale konsumeristische Politik und stellt durch ihre große Wirksamkeit eine immense Gefahr für die Demokratie dar.

Werbung ist der alleinige Motor der medialen Aufmerksamkeitsökonomie. Werbung ist der Grund, dass in kommerziellen Medien ausschließlich zählt, was (die) Aufmerksamkeit (der Zielgruppe) erregt. Sie ist somit verantwortlich für die zunehmende Skandalisierung und Verflachung des öffentlichen Diskurses, sie ist verantwortlich für die groteske Überbewertung des Terrorismus und somit der Aushöhlung der freiheitlichen Grundordnung und sie ist Verantwortlich für die Trivialisierung der Mainstream-Kultur und Marginalisierung echter Kreativität, sofern sie nicht auf Skandal und Schockeffekte setzt.

Werbung wider Marktwirtschaft

Werbung ist ein wichtiger Faktor dafür, dass in einer Marktwirtschaft größere Unternehmen zusätzliche Vorteile haben. Diese positive Rückkopplung ist einer Gründe für die fatale Tendenz zur Marktkonzentration. Werbung höhlt somit die Grundidee der Marktwirtschaft aus. Werbung wirkt. Je größer ein Unternehmen (bei gleicher Produktpalette) desto größer das Marketing-Budget pro Produkt, desto größer der Vorteil des großen Unternehmens. Dies stellt eine massive Wettbewerbsverzerrung dar.

Marktwirtschaft bedeutet (auch) Wettbewerb, Qualität, Effizienz und Innovation. Wo passt da Werbung rein? Ich laufe zwar langsamer als die anderen, gewinne aber den 100-Meter Lauf, weil ich die Punkte-Richter von mir überzeugen lasse? Genau das ist Werbung in der Marktwirtschaft. Zum Ausgleich hat Werbung keinen volkswirtschaftlichen Nutzen, außer dass sie das Wirtschaftswachstum ankurbelt. Letzteres aber nicht genug, das Problem müssen wir ohnehin anders lösen.

Werbung ist der Grund, dass Unternehmen um jeden Preis versuchen, alles, aber auch alles über jeden herauszufinden, zu speichern und weiter zu verarbeiten. So ist Werbung verantwortlich für gefährliche Informations-Ungleichgewichte (Wissen ist Macht). Werbung ist die zentrale Ursache dafür, dass Datenschutz so ein wichtiges Thema ist, dass wir bereit sind, dafür einen erheblichen Teil der digitalen Dividende zu opfern.

Sex sells

Ich vermute, dass Werbung auch für einen strukturellen Sexismus in unserer Gesellschaft verantwortlich ist. Wer schon mal mit einer schönen Frau unterwegs war weiß: Sie erregt Aufmerksamkeit. Ich behaupte, das steckt tief in unserer Biologie, damit müssen wir leben. Wie ich oben dargelegt habe, ist Aufmerksamkeit das vordergründige Ziel der Werbetreibenden. Daher dominiert in der öffentlichen Darstellung ein Frauenbild, dass auf seine aufmerksamkeitserregenden Aspekte optimiert ist. Auch die Politik scheint massiv davon betroffen zu sein. Zumindest vermute ich, dass dieser Wirkzusammenhang ursächlich für Marina Weisbands Klage ist:

In der Politik sind wenig Frauen, „weil die Zeitungen über sie nur berichten, was sie an haben, oder Heldenstories mit ihnen machen, wie sie sich als Frau durchschlagen. Weil sie erst auf politischer Linie total versagen müssen, ehe man anfängt, über das Inhaltliche zu sprechen. Weil sie unweiblich sein müssen, weil man sonst über ihre Frisuren spricht.

Ausverkauf der Demokratie

Noch gravierender sind natürlich die direkten Auswirkungen der Werbung auf die Politik. Lobbyismus ist nichts anderes als eine besondere Form von Werbung. Besonders ist dabei nicht die Wirkungsweise – Versicherungen zum Beispiel werden oft auf nahezu identische Art und Weise vermarktet – sondern das Produkt. Und die Effizienz. Das Produkt ist die Berücksichtigung der Interessen der Auftraggeber in der Gesetzgebung. Lobbyismus hat mittlerweile Ausmaße angenommen, die unsere Demokratie selbst ad Absurdum führen. Der Einfluss der Lobbyisten ist sehr viel größer als der der Wähler. Der Einfluss der Wähler sollte hierbei nicht mit dem Einfluss der Mainstream-Medien verwechselt werden, die sicherlich einen ähnlichen Einfluss haben wie die Lobbys.

Werbeverbot

All diese gravierenden Nachteile legen es nahe, Werbung zu verbieten. Dies umzusetzen wäre simpel. Schon heute gelten Werbeverbote für Alkohol und Tabak in zahlreichen Medien (im Fernsehen, bei Formel 1 Rennen usw.). Wenn Bedenken bestehen, dies könnte mit der Meinungsfreiheit in Konflikt geraten, ließe sich auch eine Form wie diese wählen: Es ist verboten, jemanden dafür zu bezahlen, einen dritten von etwas zu überzeugen. Zur hundert prozentigen Durchsetzung des Werbeverbots bedürfte es evtl. auch einer umfassenden Transparenz der Wirtschaft, für die wiederum eigene Argumente sprechen. Wie auch immer, einem Verbot stehen keine prinzipiellen Probleme entgegen.

Ohne Werbung

Es sind eher die zu erwartenden Konsequenzen, die Bedenken auslösen werden. Einerseits hängt ein ganz erheblicher Teil unseres Kulturschaffens am Tropf der Werbung. Dieser Teil unserer Kultur wäre durch ein Werbeverbot bedroht. Wie ich oben dargelegt habe, hat diese Finanzierungsform für Kultur aber sehr einseitige, nachteilige Folgen. Wie eine freie, bessere Kultur funktionieren könnte, habe ich unter anderem hier erörtert.

Wenn man von öffentlich rechtlichen Medien absieht, hängt quasi unser gesamter Journalismus von der Werbung ab. Auch dies hat, wie oben dargelegt, massive negative Konsequenzen. Doch ohne Werbung, gäbe es da gar keinen Journalismus mehr? Ich habe unter anderem hier erläutert, wie ein freierer, besserer Journalismus und öffentlicher Diskurs aussehen könnte.

Interessanter Weise müssen wir diesen alternativen Diskurs vervollkommnen, bevor wir überhaupt über die Umsetzung eines Werbeverbotes nachdenken können. Denn wie bereits dargelegt, hängt die große Mehrzahl der Medienwirtschaft und die komplette nicht-öffentlich-rechtliche Journaille am Tropf der Werbung. Etwas gegen diese Mutter aller Lobbys auszurichten, dürfte unmöglich sein.

Noch tiefgreifender wären die Folgen eines Werbeverbots für den Arbeitsmarkt. Kurzfristig würde ein solches Verbot zahlreiche Arbeitskräfte freisetzen. Zudem ist zu erwarten, dass die Wirtschaft in Ermangelung der omnipräsenten Konsumpropaganda zunächst schrumpft, was mittelfristig noch mehr Arbeitskräfte freisetzte. Doch wenn wir nicht glauben, dass wir das gesamte Wohl und Wehe unserer Gesellschaft dem unendlichen und exponentiellen Wachstum unser kaum kontrollierbaren, chaotischen Wirtschaft ausliefern sollten, dann müssen wir dieses Problem ohnehin lösen. Wie man das angehen könnte, habe ich hier erläutert.

Das Notwendige mit dem Nützlichen verbinden

Werbung hat also zahlreiche, tiefgreifende negative Auswirkungen auf unsere Gesellschaft. Werbung lässt sich zwar abschaffen, doch ist sie so tief mit unserem gesellschaftlichen System verflochten, dass diese Abschaffung allein einen bedeutenden Umbau unserer Gesellschaft implizieren würde. Doch diesen Umbau müssen wir ohnehin in Angriff nehmen, wenn wir unseren immer weiter beschleunigten Lauf mit dem Kopf gegen die Mauern dieses Planeten verlangsamen wollen. Und wenn wir dies endlich angehen, winkt uns eine bessere, humanere Organisation unseres Zusammenlebens.

Wachstum mussnich kannaber

Wie lässt sich die Abhängigkeit unserer Gesellschaft von kräftigem Wirtschaftswachstum brechen? Wie können wir die eigentlichen Ursachen der Finanz- und Schuldenkrisen beheben?

Unsere marode Finanzlage ist nur ein Symptom eines systemischen Fehlers. Wir brauchen mehr Wirtschaftswachstum, als spontan entsteht. Wenn die Politik dies wirklich will, werden wir die aktuelle Krise (Eurokrise Herbst 2011) einigermaßen ungeschoren überstehen. Dazu brauchen wir vor allem paneuropäische Solidarität, denn nur gemeinsam können wir den Marktkräften noch einmal die Stirn bieten. Da es sich aber um einen systemischen Fehler handelt, wird auch dann die nächste Krise nicht lange auf sich warten lassen. Und ob wir die dann auch noch überstehen können ist mindestens fraglich. Wir brauchen eine Lösung für das Problem des zu geringen Wirtschaftswachstums. Ich werde im Folgenden eine Idee einer solchen Lösung erläutern.

Wachstumszwang

Die gegenwärtige Krise ist letztendlich eine Wachstumskrise. Der aktuelle Auslöser, der das Überschuldungsfass zum Überlaufen gebracht hat, war die Subprime Finanzkrise 2008. Diese zwang die Staaten, sehr große Summen auf Kredit in das Finanzsystem zu pumpen. Dies führte zur Überschuldung von Staaten, die – wie Irland – vorher eine Mustergültige Finanzpolitik hatten. Doch andere Länder – die großen Volkswirtschaften Europas und auch die USA und Japan – haben schon seit 40 Jahren kein hinreichendes Wirtschaftswachstum mehr gehabt, ohne dieses auf Staatsrechnung herbei zu subventionieren und somit immer größere Schuldenberge anzuhäufen.

Ich vermute, dass ein Grund für das schwindende Wachstum das Easterlin-Paradox ist: Steigendes Einkommen lässt die Zufriedenheit der Bürger wachsen, doch ab etwa 20.000$ pro Kopf Bruttoinlandsprodukt lässt dieser Effekt stark nach. Offenbar treten ab diesem Punkt andere Dinge in den Vordergrund. Die Menschen wünschen sich mehr Freizeit, bessere Arbeitsbedingungen, Sicherheit usw.. Das Wachstum lässt nach.

Wirtschaftswachstum ist für uns vor allem aus zwei Gründen wichtig: 1. Arbeitsplätze und 2. Investitionen.

  1. Der technische Fortschritt und die fortwährende Optimierung von Unternehmensprozessen erhöhen dauernd die Produktivität. Daher braucht es immer weniger Arbeitskraft um das gleiche herzustellen. Das bedeutet, dass ohne Wirtschaftswachstum die Arbeitslosigkeit steigt.
  2. In einer Marktwirtschaft wird nur in etwas investiert, wenn damit die Erwartung verknüpft ist, dass die Investition gewinnbringend ist. Wenn die Wirtschaft aber nicht wächst sinkt die Gewinnerwartung von Unternehmen. Gesamtwirtschaftlich können Investitionen in einer Gesellschaft mit geringem oder ohne Wirtschaftswachstum nur noch auf die Rendite spekulieren. Im schlimmsten Fall kommt es zu Deflation und Kontraktion der Wirtschaft.

Dynamischer Tarif

Ich habe bereits in einigen Artikeln ein spezielles Tarifgesetz erörtert. Ich halte es für möglich, dass ein solches Verfahren beide Probleme lösen könnte. Einerseits würde es für eine Verteilung der verbleibenden Arbeit sorgen, andererseits ließe sich durch adäquate Anpassung des Tarifs ein Ausgleich zwischen Angestellten und Investoren erreichen, der beide Parteien an der Wertschöpfung partizipieren ließe.

Nach dieser Regel wäre der Stundenlohn abhängig von der Wochenarbeitszeit. Je mehr jemand arbeitet, desto mehr verdient er pro Stunde. Natürlich müsste die Arbeitszeit langfristig und über alle Stellen (wenn jemand mehrere Jobs gleichzeitig hat) gemittelt werden. Auch müsste es einen Ausgleich für die Länge der Ausbildung geben. Etwas genauer ist das hier erläutert.

Verteilung der Arbeit

Dies würde dazu führen, dass die Unternehmen dafür sorgen, dass die zu erledigende Arbeit optimal verteilt würde. Denn die Unternehmen hätten ja ein Interesse, möglichst viele Menschen möglichst wenig zu beschäftigen. Heute ist umgekehrt. Unternehmen versuchen, das optimale Personal zu finden und dies möglichst viel arbeiten zu lassen.

Dieser flexible Tarif ist aber etwas völlig anderes als die Forderung nach Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich. Denn der tatsächliche Lohn und die Arbeitszeit wird ja individuell ausgehandelt. Besonders produktive Mitarbeiter würden demnach etwas mehr arbeiten und auch mehr verdienen. Es ist auch anzunehmen, dass Führungspersonal mehr arbeitete und mehr verdiente, denn Führungskräfte arbeiten auch heute im Schnitt mehr als Mitarbeiter ohne Personalverantwortung. Das müsste natürlich nicht so sein, und vielleicht würden Unternehmen das entsprechende Einsparungspotential auch ausschöpfen – was zweifellos im Sinne einer weniger hierarchischen Gesellschaft wäre.

Insgesamt ist allerdings anzunehmen, dass Arbeitnehmer im Schnitt etwas weniger verdienen. Denn es würden ja im Gegensatz zu heute alle Arbeitswilligen in die Arbeitswelt einbezogen. Der heute nur an einen Teil der Arbeitnehmerschaft ausgezahlte Gesamtbetrag würde auf mehr Menschen verteilt werden.

Dadurch, dass Unternehmen zur Kostensenkung jederzeit interessiert wären, neue zusätzliche Mitarbeiter einzustellen, würden sich andererseits zahlreiche positive Effekte für Arbeitnehmer ergeben. Dies ist ein Schwerpunkt dieses Artikels.

Das tatsächliche Lohngefüge hinge von der genauen Gestaltung der Abhängigkeit von Lohn und Arbeitszeit ab. Wenn bei steigernder Arbeitszeit der Stundenlohn zu stark stiege, würden alle Mitarbeiter eines Unternehmens gleich lange arbeiten und gleich viel verdienen, eine Individualisierung gäbe es nicht. Ist der Anstieg zu schwach, tritt der Arbeitsverteilungseffekt nicht ein. Hier muss der richtige Mittelweg gefunden werden. Dies ist die Steigung der Lohnkurve.

Verteilung der Wertschöpfung

Nun kann man auch die Durchschnittshöhe der Lohnkurve ändern. Wenn bei gleicher Arbeitszeit ein höherer Stundenlohn gezahlt wird sinkt die Rendite der Investoren und das Einkommen der Arbeitnehmer steigt. Wenn bei gleicher Arbeitszeit weniger verdient wird verhält es umgekehrt, die Investoren profitieren mehr.

Über diesen Hebel – die Durchschnittshöhe der Lohnkurve – könnte die Investitionsrate ziemlich direkt beeinflusst werden. Die Steigung der Lohnkurve könnte von einer Instanz vergleichbar den Zentralbanken oder von der Regierung festgelegt werden.

Ihre Höhe könnte von der Regierung oder in freier Verhandlung von Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern festgelegt werden. Es ist durchaus auch denkbar, wie heute nach Branchen unterschiedliche Tarife festzulegen. Allerdings müssten anders als heute alle Arbeitsverhältnisse einem derartigen Tarif unterliegen. Auch sollte die Höhe der Lohnkurve einen automatischen Inflationsausgleich enthalten, das heißt sie sollte immer relativ zum Wert eines Warenkorbes ausgedrückt werden. Letzteres würde allerdings erfordern, dass sie auch mal sinken kann, was bei heutigen Tarifen nicht der Fall zu sein scheint.

Krisenresistenz

Wenn nun das Wirtschaftswachstum schwächelt müssten die Höhe der Lohnkurve sinken, entweder durch politische Festlegung oder in wie entsprechenden Verhandlungen bestimmt. Es würde zu keinem Anstieg der Arbeitslosigkeit kommen, allerdings würden die Arbeitnehmer weniger einnehmen und vermutlich müssten auch die Investoren etwas zurückstecken. So ließen sich auch ohne oder mit geringem Wirtschaftswachstum Dividenden hinreichende Renditen erzielen ohne dass dabei die Arbeitslosigkeit zunähme.

Arbeit umzu Leben

Wir setzen Marktwirtschaft zur effizienten Ausnutzung von Arbeitskraft ein. Damit gehen wir das Problem aus gesellschaftlicher, sozialer aber auch volkswirtschaftlicher Sicht genau falsch herum an. Wir müssen den Markt zur effizienten Ausnutzung der verfügbaren Arbeitsplätze einsetzen.

Die Propagandamaschine läuft wieder auf Hochtouren. Wir erleben angeblich zur Zeit den Aufschwung XXL. Vollbeschäftigung ist in Sicht. Tatsächlich wurde dieses Frühjahr erst das Vorkrisenniveau von vor drei Jahren (2008) erreicht. Schlimmer noch: in Deutschland sind wirtschaftliche Boomphasen seit 15 Jahren vom Wohlergehen der breiten Bevölkerung entkoppelt. Zwar werden Schwächephasen von den Arbeitgebern genutzt um unliebsame und unproduktive Mitarbeiter los zu werden, doch in den Boomphasen gibt es im Gegenzug keine Lohnerhöhungen mehr. Der Aufbau der Beschäftigungszahlen erfolgt überwiegend in Leiharbeit und im Niedriglohnsektor. Zu diesem Themenkreis sei die umfangreiche einschlägige Berichterstattung der Nachdenkseiten empfohlen.

Eigentlich „sollte“ es so sein, dass in Boomphasen die Nachfrage nach Arbeit steigt und diese als begrenztes Gut somit teurer wird. Doch augenscheinlich versagt hier der Markt. Der aktuelle Grund für dieses Versagen ist die Globalisierung der Wirtschaft. Große Konzerne operieren global. Sie bauen ihre Produktionsstätten dort auf, wo es Arbeit billig zu haben gibt. Und da Deutschland mit Niedriglohn-Standorten konkurriert, müssen auch hier die Löhne relativ niedrig gehalten werden. Und trotz dieser Niedriglohnpolitik haben wir selbst im aktuellen Boom noch 10% Arbeitslose und sehr viel mehr, die unfreiwillig in Teilzeit arbeiten, die vom Staat in Fortbildungsmaßnahmen jenseits der Arbeitslosenstatistik geparkt werden, die Vollzeit arbeiten und trotzdem auf staatliche Unterstützung angewiesen sind.

Notorisch erfolglose Beschätfigungspolitik

Seit nunmehr rund vierzig Jahren versucht die Politik, dieses Problem in den Griff zu bekommen – vorher gab es in Deutschland das „Wirtschaftswunder“ und keine eklatante Beschäftigungsproblematik. Erfolglos war die Politik dabei immer. Seit Harz IV wird diese Erfolglosigkeit nur offensichtlicher und für die Betroffenen schmerzhafter.

Das Scheitern der Politik am Arbeitsmarkt ist dabei kein Deutsches Phänomen, es lässt sich vielmehr weltweit beobachten. In Wirtschaftwunderphasen – das heißt bei sehr starkem wirtschaftlichen Wachstum – funktioniert der Markt, es gibt genügend Arbeitsplätze und die Löhne steigen. Doch offenbar gibt es eine Schwelle, ab der eine Saturierung eintritt, das Wirtschaftswachstum lässt nach und die Probleme beginnen.

Arbeitslosigkeit ist ein Problem, dass für die Betroffenen ein tiefen Einschnitt in ihre Würde bedeutet. Dabei ist die Würde das höchste Gut in der Deutschen Verfassung, geschützt durch den ersten Artikel derselben. Deshalb müsste der Lösung der Beschäftigungsproblematik eigentlich höchste Priorität eingeräumt werden. Und die Lösung dürfte nicht – wie gegenwärtig versucht – über Leiharbeit, die die Betroffenen in ständiger Zukunftsangst entwürdigt, und prekäre Beschäftigung versucht werden, die die Betroffenen weiterhin als Almosenempfänger des Staates entwürdigt.

Die Politik scheitert an der Beschäftigungsproblematik und sie muss daran scheitern, weil sie das Problem völlig falsch betrachtet. Wir gehen davon aus, dass Arbeit ein begrenztes Gut ist und daher der Markt zur effizienten Nutzung dieser Ressource optimal geeignet ist. Das ist falsch. Arbeit unterliegt aus mehreren Gründen in einer saturierten Marktwirtschaft nicht dieser Logik. Die seit 40 Jahren jederzeit verfügbare Mindestreserve von einem Zehntel der Arbeiterschaft zeigt deutlich, dass Arbeit keine im Sinne der Marktwirtschaft begrenzte Ressource ist. Es sind vielmehr die Arbeitsplätze, die als begrenzte Ressource angesehen werden sollten. Zudem müsste eine Gesellschaft, die sich der Menschenwürde verschrieben hat, Arbeitslosigkeit als inakzeptabel ansehen. Marktwirtschaft führt aber gar nicht zwangsläufig zur völligen Erschöpfung einer Ressource – in diesem Fall der Arbeitskraft – sie kann durchaus etwas übrig lassen, in diesem Fall also Arbeitslosigkeit erzeugen.

Arbeitsplatz statt Arbeitskraft als begrenztes Gut

Wir setzen die Marktwirtschaft dazu ein, Arbeitskraft zu verteilen. Das ist falsch. Wir sollten sie statt dessen dazu nutzen, Arbeitsplätze zu verteilen. Dies ließe sich relativ einfach erreichen. Heute verhandeln Arbeitnehmer und Arbeitgeber hauptsächlich darüber, wie viel der Arbeitnehmer pro Stunde verdient. Stattdessen sollten sie darüber verhandeln, wie viele Stunden der Arbeitnehmer arbeiten darf. Das lässt sich dadurch erreichen, dass Arbeitszeit und Stundenlohn gekoppelt werden.

Jeder erhalte erst einmal grundsätzlich den gleichen Stundenlohn. Wer mehr arbeitet erhält einen höheren Stundenlohn, wer weniger arbeitet, einen geringeren. Natürlich muss es einen Lohnausgleich für die Ausbildungszeit geben. Diesen eher technischen Aspekt habe ich hier erläutert.

Vorteile des Flächentarifs

Dieses Vorgehen hat zahlreiche positive Effekte über die Verteilung der Arbeit hinaus, doch jene ist sicher der wichtigste Aspekt. Arbeitgeber haben ein Interesse, möglichst geringe Löhne zu zahlen. Daher würden sie in diesem System automatisch dafür sorgen, dass Arbeit optimal verteilt wird. Statt wie heute möglichst wenige Angestellte möglichst viel arbeiten zu lassen, würden Arbeitgeber möglichst viele Angestellte möglichst wenig arbeiten lassen. Bewerbungen von qualifizierten Bewerbern würden in der Regel angenommen werden, da es immer im Interesse der Arbeitgeber ist, mehr Arbeitnehmer zu beschäftigen und dafür die durchschnittliche Arbeitszeit ihrer Angestellten zu senken.

Dennoch würde es natürlich Leistungsbezogene Lohnunterschiede geben. Arbeitnehmer, die besonders seltene Qualifikationen besitzen oder besonders unbeliebte Arbeiten übernehmen, könnten durchaus sehr viel mehr verdienen als ihre Kollegen. Das gleiche gilt für Arbeitnehmer, die besonders effizient und leistungsfähig sind. Doch im Gegensatz zu heute würde dieser höhere Lohn auch zwangsläufig mit höherem persönlichen Einsatz (hier also längerer Arbeitszeit) einhergehen. Auch würden unbeliebte Arbeiten besser entlohnt als beliebte. Daher würden solche Lohnunterschiede in der Gesellschaft eher als gerecht empfunden werden als die heutigen.

„Überstunden“ in diesem Sinn gäbe es nicht mehr, da die Löhne automatisch angepasst würden. Der Arbeitgeber hätte allerdings ein Interesse, „Überstunden“ so gut wie möglich zu vermeiden. Da es für Arbeitswillige niemals ein Problem wäre, Arbeit zu finden, könnten die Arbeitsmarktgesetze massiv gelockert und flexibilisiert werden. Arbeitnehmer bräuchten keine Angst vor Arbeitsplatzverlust zu haben, da sie leicht eine neue Position finden und Arbeitgeber könnten jederzeit Leute einstellen: wenn die Auftragslage schlecht ist und der Arbeitgeber seinen Angestellten weniger Arbeit anbieten kann, sinkt automatisch der durchschnittliche Stundenlohn, den er zu zahlen hat.

Der Gesetzgeber könnte, wenn notwendig, die genaue Beziehung zwischen Arbeitszeit und Stundenlohn so einstellen, dass einerseits jeder, der möchte, Arbeit bekommen kann und andererseits die Löhne an die Wirtschaftsleistung angepasst sind. Der Gesetzgeber hätte also direkten Einfluss auf die Verteilung der Arbeit und auf eine faire Verteilung der Wirtschaftsleistung zwischen Investoren und Arbeitnehmern.

Da Arbeitgeber in ständiger Konkurrenz um Arbeitskräfte stünden, würden sie in einen Wettbewerb um attraktive Arbeitsplätze eintreten. Um möglichst viele Arbeitswillige anzuziehen, wären Arbeitgeber gehalten, ein möglichst attraktives Arbeitsumfeld zu bieten.

Verantwortung ist eine schlechte Rechtfertigung für Lohnunterschiede

Heute werden höhere Löhne meist mit größerer Verantwortung gerechtfertigt. Es ist verblüffend, dass diese Rechtfertigung immer noch verfängt. Wir haben insbesondere im Zuge der Finanzkrise beobachten können, dass diese angebliche Verantwortung keine Konsequenzen für die Verantwortlichen hat. Die Verantwortlichen haften nicht für ihre beruflichen Verfehlungen, ja sie werden oft nicht einmal von ihren Firmen zur Verantwortung gezogen. Ärzte haften kaum für ihre Kunstfehler, das tun vielmehr ihre Versicherungen.

Verantwortliche mögen in der Tat zuweilen ihre Arbeit „mit nach Hause nehmen“. Das heißt sie können sich mental oft nicht von ihrer Verantwortung frei machen und in der Freizeit richtig entspannen. Doch das trifft genauso auf viele andere Arbeitnehmer zu – die dafür aber nicht besonders entlohnt werden.

Beispiele hierfür sind Mitarbeiter, die sozialen Spannungen am Arbeitsplatz ausgesetzt sind – zum Beispiel durch sozial unfähige Vorgesetzte oder im schlimmsten Fall durch Mobbing. Ebenfalls betroffen sind Arbeitnehmer, die Angst vor Arbeitsplatzverlust haben müssen. Auch alle Arbeitnehmer, die schöpferisch Tätig sind – Ingenieure, die Bauteile oder ganze Produkte entwerfen oder Programmierer arbeiten oft zu hause weiter indem sie über Alternativen nachgrübeln, selbst wenn ihre Abteilungsleiter die eigentlich Verantwortlichen sind. Fachkräfte, die kritische Komponenten montieren, Tester und Controller, die Funktion und Arbeitsabläufe sicher stellen müssen. All diese Menschen – und mehr – nehmen zuweilen ihren Job mit nach hause ohne dafür entschädigt zu werden.

Es gibt also keine logischen oder moralischen Gründe, wieso ausgerechnet Verantwortung besser entlohnt werden muss. Dennoch würden auch bei dem hier vorgeschlagenen System verantwortliche Positionen oft besser entlohnt. Denn solche Positionen werden im Sinn der Firma am besten mit besonders hoch qualifizierten Mitarbeitern besetzt, die zudem eine große Eigenständigkeit und soziale Kompetenz besitzen. Solche Mitarbeiter gibt es einfach nicht all zu viele. Daher würden die entsprechenden Individuen evtl. eine höhere Arbeitsbelastung tragen und entsprechend besser entlohnt werden.

Nicht-hierarchische Arbeitsorganisation

Es wäre natürlich auch denkbar, dass sich unter den hier vorgeschlagenen Bedingungen andere Formen der Arbeitsorganisation durchsetzen würden, die auf weniger hierarchische Strukturen setzen, um eben dieses Problem zu umgehen. Auch das wäre im Sinne der Mehrheit der Bevölkerung.

Denn in streng hierarchischen Systemen ist es so, dass der Chef grundsätzlich für alles verantwortlich ist, was seine Untergebenen so tun. Die meisten Chefs sind damit fachlich mehr oder weniger überfordert und viele sind sozial gänzlich ungeeignet, eine so unmenschliche Position ein zu nehmen. Neben besonderen fachlichen und sozialen Qualifikationen erfordert so eine Position nämlich auch Demut und Selbstkritik, damit die Interaktion mit den Untergebenen nicht langfristig aus dem Ruder läuft. Gerade diese Eigenschaften widersprechen aber den besonderen Qualifikationen und werden durch den Arbeitsalltag als Weisungsbefugter unterminiert.

Insbesondere in der Softwareentwicklung wurden in den letzten Jahren Produktionsprozesse entwickelt, die sehr stark auf nicht hierarchische Strukturen setzen (zum Beispiel das Extreme Programming, das als Vorbild für Namensgebung und einige andere Aspekte des Extreme Governing diente). Toyota hat vergleichbares in Ansätze in der Automobilproduktion etabliert (z.B. der dezentrale Kanban Prozess). Es wäre sowohl im Sinne der Angestellten als auch der Chefs, wenn die überkommene Position des Allverantwortlichen zugunsten modernerer Verhältnisse zurück gedrängt würde.

Und es wäre ebenso im Sinne der Investoren. Denn Hierarchische Systeme mit vorgeblich verantwortungsbasierter Entlohnung haben einen fatalen Konstruktionsfehler: Da Respekt und Entlohnung sich nach der „Größe“ der Verantwortung richten, sind alle stets bedacht, ihre Verantwortung zu mehren. Das heißt, jeder versucht, seinen persönlichen Verantwortungsbereich, sein Team, seine Abteilung, sein Budget zu vergrößern. Dies führt zwangsläufig zu ständigen unnötigen Aufblähungen von den Arbeitsbereichen, deren Verantwortliche dieses Spiel besonders gut beherrschen. Das trifft sowohl die staatliche Verwaltung wie auch die private Wirtschaft.

Extreme Governing macht konkrete Vorschläge, wie politische Entscheidungen effizient, sozial verträglich und dezentral in nicht hierarchischen Systemen getroffen werden können. Diese Vorschläge lassen sich auch für privatwirtschaftliche Entscheidungsprozesse und Verwaltungsakte anpassen.

Bürokratische Hürden

Ein wichtiges Argument gegen die Einführung des Arbeitszeit-abhängigen Stundenlohns ist der große bürokratische Aufwand, der damit verbunden ist. Zwar ließen sich die lohnbuchhalterischen Berechnungen der Löhne leicht computerisiert automatisieren. Doch die Überwachung der Einhaltung dieser Regeln erfordert eine staatliche Bürokratie, die mit der vergleichbar ist, die heute Steuern und Sozialabgaben überwacht. Extreme Governing macht Vorschläge, wie letztere Systeme stark vereinfacht werden könnten. Doch diese Vereinfachungen würden durch die arbeitszeit-abhängige Entlohnung teils wieder zunichte gemacht. Dennoch bin ich der Ansicht, dass die oben beschrieben massiven Vorteile dieses Systems die Nachteile klar überwiegen.

Arbeiten um zu leben

Dabei wurde der größte Vorteil noch gar nicht angeführt. Extreme Governing macht zahlreiche Vorschläge, die zu einer massiven Effektivitätssteigerung unserer Wirtschaft führen. Durch Änderungen der Regeln des sogenannten geistigen Eigentums würde Entwicklung sehr viel effizienter und Rechtsabteilungen würden stark entlastet. Durch Vereinfachungen des Steuer– und Sozialsystems würden Buchhaltungs- und Personalabteilungen entlastet. Durch das Propaganda-Verbot würden Marketing-Abteilung stark verkleinert. Der gesamte Sektor der Medien- und des Kulturbetriebes würde aus dem Bereich der Marktwirtschaft herausfallen. Der gesamte staatliche Beschäftigungssektor würde wegfallen und die Arbeitskräfte der Marktwirtschaft zugeführt (staatliche Arbeit fällt nicht weg, sie wird nur anders organisiert und effizienter). Wie oben gezeigt würden zehn Prozent der Arbeitnehmer – eben die heute Arbeitslosen – der Wirtschaft wieder zugeführt. Das gilt ebenso für all diejenigen, die heute auf die eine oder andere Weise aus der Arbeitslosenstatistik heraus-gerechnet werden.

Da unter all diesen Maßnahmen keinesfalls die Produktivität leidet – eher ist das Gegenteil anzunehmen – würde sich eine Entlastung der heutigen Beschäftigten um vielleicht 50% ergeben, ohne dass wir dafür große Abstriche machen müssten.

Das klingt zunächst absurd. Doch man vergegenwärtige sich z.B. das selbst extrem entwicklungslastige Unternehmen wie Apple nur rund ein drittel ihres Aufwandes für Entwicklung und Produktion betreiben. Der Rest ist Marketing, Verwaltung, Recht, personal usw. All dies sind Bereiche, die der Volkswirtschaft nicht unmittelbar zugute kommen und stark optimiert werden könnten. Große Personal- und Rechtsabteilungen werden durch komplizierte Steuer-, Arbeitsrechts- und Patentgesetze erzwungen. In all diesen Bereichen macht Extreme Governing Vorschläge, die zu drastischen Vereinfachungen führen könnten. Diese Vereinfachungen betreffen primär die staatliche Verwaltung, so dass es dort zu Einsparungen käme. Doch diese Verwaltung erzeugt wiederum direkten Aufwand bei den Unternehmen, so dass Vereinfachungen hier zu doppel-Entlastungen führen. Da bestimmte (verbreitete) Formen des Marketings volkswirtschaftlich zutiefst destruktiv sind und zahlreiche gesellschaftliche Probleme bedingen, würden diese Formen des Marketings abgeschafft und so auch hier die gesamtwirtschaftliche Effizienz erhöht.

Das Verhältnis von Arbeitszeit zu Lohn würde gesetzlich festgelegt. Der Staat könnte also bei entsprechender Effizienzsteigerung durchaus Stundenlöhne festlegen die den Arbeitnehmern Einkommenserhalt bei deutlich niedrigerer Arbeitsbelastung garantieren – und das alles bei gerechterer Verteilung und einem attraktiveren Arbeitsumfeld.

Ki is who wi?

Anonymität ist Geschichte. Was wir noch dafür halten ist eine Illusion. Doch diese Illusion ermöglicht vielen erst Ihr soziozides Tun. Die Datenschützer werden so zu ahnungslosen Helfern derer, die unsere Gesellschaft zerstören. Was wir brauchen sind Datenbefreier.

Ich habe diesen Artikel auf Englisch verfasst. Aber Anke Bibusch hat ihn auf Deutsch übersetzt. Vielen Dank! Ankes Version findet sich gleich hier im Anschluss.

Ruling has always been the business of controlling the way information flows through society. The awakening of modern western societies can best be placed in the dark age after the fall of the roman empire. Western culture has drawn significantly from the romans who in turn build their culture after the Greek and so on all the way back to the Mesopotamians in what is now the middle east and the builders of Goseck and similar sites Europe’s cold north. And while we’re at this let’s not forget that Mohammed’s followers were the keepers of western humanity’s knowledge while Europe was a damp and dark land. However, our culture only began absorbing the achievements of its predecessors after it awoke from its slumber with the advent of the renaissance.

In the dark age the church had the monopoly on information. In a world where a short and miserable life was merely an entry ticket to heaven or hell, clergy were the only people to understand what they preached in the language of the fallen empire and they were the only ones who could read and write. They even had considerable control over what went on in their subjects heads. They held the key to eternity and they tortured and killed to maintain this monopoly.

The struggle for freedom was since then for a good part a struggle to bring down the information monopoly. That is why the feather is stronger than the sword and that is why despots have always striven to control information: because once you lost that struggle, you also lost the struggle over people’s actions.

Today the world is ruled by business. Business is a complex system following complex rules – rules of law, rules of psychology and most of all rules of economy. The rule of business probably came about when Calvinists and similar minded protestants established the idea that god cherishes economic success. Like all rulers before (and in parallel like the Nazis, the Stalinists and the Maoists) business seeks to control information. Business‘ instruments for information control are lobbyism, copyright, and most of all commercials.

However, I don’t claim that there is some kind of conspiracy or tyranny of big business. It is just a rule system that can be changed. Its grip on its citizens has become tighter though, with the omnipresence of commercials, the laws of copyright governing information society, the ever expanding influence of big business on party democracy, and its world wide conquest called globalization. Were it not for that small fraction of society, that particular pale and inconspicuous underground tribe, the struggle to break the information monopoly would seem to be a lost cause today. But our heroes have liberated the operating system of information society – the operating system of the information servers and networks.

I don’t believe that this is where it ends. Some projects have already demonstrated how breaking parts of the information monopoly can change our lives. When did you last consult Wikipedia? In olden days I used to consult perpetually outdated and – for many people – unaffordable printed encyclopedias for factual knowledge. In the Web’s infancy I turned to longish queries of Altavista, Metager and Lycos. Google made those queries shorter. And now I just have to browse Wikipedia’s vast commons for up to date facts that beat the hell out of these old beasts that occupied whole boards in our shelves.

This is very useful for me and makes this information available to people who could not afford it in the olden days. This in itself is a huge achievement for information society. Drawing from Wikipedia’s ideas (and indeed a lot more sources) I propose another Web 2.0 project that has the potential to transform society fundamentally – without changing any rules. It is just liberating a certain kind of information, making it available for everybody.

The information to liberate is everybody’s judgement of everybody else, and it works like this: You visit KiIsWhoWi.org (no, it doesn’t exist, it is hypothetical) and search for a person – by name and address, working position, or the 7:30 train where you see him each day. Maybe you have a picture of him on your mobile and search for matching pictures. If you don’t find him, you create a new entry, just as on Wikipedia. And then you can read what other people have written about him. You can read whom he helped or whom he cheated, where he was successful and where he failed. You may even learn about his sexual preferences and performance, whether he farts in company or picks his nose. And you can obviously add your own comments. You cannot modify other’s comments, though.

Since the information is bound to build up considerably, mechanisms are required to rate or modify comments (see Extreme Governing for examples), to merge the person from the train with the ice cream man and Mr. X from Y street n in Z. This is not a technical article though, so let’s assume we have this information at our finger tips.

Horrible idea, isn’t it? Designed to bring out the worst in us. And the best part is: it cannot really be stopped. I don’t think it would be illegal in many countries, and the internet being what it is, it would suffice if it were legal in one country. It is indeed already there, just not in one place and not covering everybody and most importantly not for everybody to read. You find out a lot about some people on social networking platforms. You can find out what they think and how they act in certain contexts if you read their blogs or comments they posted. You can learn about their payment or shipping responsiveness on ebay and so on. Business maintains huge databases with detailed economical transaction data of anybody who uses payback cards. Much of this information is anonymized, but dereferencing the alias is pretty simple in some cases. Business obviously keeps its own share of the information to itself, to maintain the monopoly. If you draw a parallel between the factual knowledge and the mutual judgements, the latter is currently in the pre Alta Vista phase, but some of it is already on record.

So, where does this take us? First of all it is important to note that I’m probably not talking about a vague possibility. KiIsWhoWi will pretty definitely come. What remains to be seen is whether it’ll be .com or .org. I’d prefer .org, but lets first take a look at .com. It is not a global platform yet but it is already much more advanced than its public counterpart. Economic transactions for payback customers, credit ratings for everybody, addresses of everybody, geoscoring (German link, geoscoring means associating your address with your credit-worthyness – no credit if your neighborhood is poor) and so on. The information may not be combined yet, but it is already surprisingly detailed. Once RFID tags become the standard in retail economic transparency will be pretty complete. Business may also strive to gather more private data like the sexual habit thingy. As long as it is of economical relevance, business will care about it.

Should that frighten us? The information will not be available to the public for some time to come. It will be protected by various data protection acts but these laws are occasionally broken. I have no doubt that the information will occasionally be used to deactivate boycott activists or other enemies of business but its main purpose is marketing. Marketing has become a mind boggling propaganda engine that has fundamentally changed public opinion. Very few people still dare to doubt the sanity of western market economy. Mass marketing does one thing: it associates buying with happiness and it has been very successful at this. We seem to be unable to imagine a life without our gadgets, big cars and exotic fruits. This in itself may be debatable. I like my gadgets though and this not the argument I want to discuss here. The real problem is that business is not a good ruler in every respect.

This has far too many facets to discuss here. I’d like to focus on the two most drastic examples. We destroy the biosphere. Ever heard about the sixth extinction? Well, suffice it to say that the other five extinctions occurred over a time span of five hundred million years (i.e. during most of geologically recorded evolution). You may have heard about the fifth extinction – that took out some funny creatures called dinosaurs, ugh well, and a good part of everything else as well. Anyway, I’d prefer to leave the biosphere intact, it is certainly not my intention to destroy it, and I assume most people would wholeheartedly agree to that. Talking of people: while people die it is preposterous to try to save the biosphere on their expense. You may be aware, that lots of cute little more or less brown babies starve all the time (about one every 5 seconds). Now business is not an evil emperor who hates brownish babies because of some sick ideology. It is just not business‘ business to save starving children. There is enough food to feed the world, there is indeed vast over abundance. But I got more money than a couple thousand starving kids combined. So I take that soy and feed it to my pigs. We buy, they die. It’s nothing personal against brown babies, not even intention. They are rather like roadkill. I doubt that posterity will share that nonchalance about the victims of my meat consumption or the destruction of the biosphere, but that judgement is for history to make.

But what does this have to do with KiIsWhoWi.com? Propaganda is essential for maintaining power. Mass marketing has been amply demonstrated to work, and its common message is that you have to buy. You have to work to get money for buying and you have to work to produce goods for others to buy. As long as this meme is governing our thoughts, business‘ power will be secured. The bad ruler will continue to produce roadkill and wastelands. The problem is not buying or working. The problem is that we overrate the importance of economic interests and as a whole make gross decisions.

The alternative to embracing KiIsWhoWi.org is fighting KiIsWhoWi.com. Business has much more resources than most private persons. Business will fight a tough battle using misinformation and manipulation on a large scale (it already does). It will bog down information society in a network of lies, propaganda, and proprietary information. If civil society can indeed stop KiIsWhoWi.com, it can only do so at a very significant cost of slowing down information flow in many many respects. Lots of valuable applications will not be possible if we decide to fight KiIsWhoWi.com – all that will remain of google for example is essentially a search engine.

Let’s now turn to KiIsWhoWe.org. There will be lies on KiIsWhoWe.org. Minorities will be bullied. Celebrities will have a real problem. Stalkers will stalk, intriguers will intrigue and dumb asses will make bad judgements. It will indeed be almost as bad as real life. A soap opera in the form of blog forum posts (wow a novel literary genre!). I find this scenario pretty frightening. But then the nerd in me finds real life pretty frightening. Maybe you are more relaxed about this. However, I don’t see how putting real life’s soap opera on record makes things worse. People (with the possible exemption of the likes of me) are after all pretty good at dealing with real life, with lies, cabal, and stupidity. I do however see how KiIsWhoWi.org could make some things better.

If somebody leaves a comment, that comment will obviously have to link back to the commenter’s page on KiIsWhoWi. You should not be able to post if you don’t have an entry with your real identity. So if the commenter lies, the victim will say so on the commenter’s page. If the commenter is a frequent lier, that will become suspicious fast. Technical helpers will aid us in reaching our personal judgements concerning other’s judgements. I believe that lie and intrigue will become scarcer in that scenario because it is all on record and maintaining these illusions if everybody can view the whole building of lies is much more difficult than telling different lies to different people who will never talk to each other. Even bullying I believe may become harder. Bullying will involve certain patterns in information flow that can be identified. Once such problems are exhibited they are easier to fight. Bullying is a serious problem now and it will likely remain to be that. I doubt that it will be made worse by KiIsWhoWi.org, though.

These arguments, these reasons for which I believe that the bad sides of KiIsWhoWi.org are not so bad after all, are also the reasons for which I believe that it can transform society to a better We. Imagine you are looking for a service. You need a plumber or a used car. You check the plumber’s/used car trader’s KiIsWhoWe.org record and see what other customers had to say. Maintaining a business based on anything else than customer satisfaction, would become real hard. Cheating and socially destructive behavior (including such behavior towards your customers) would become very expensive in the long run. In short business would be forced to do the right thing (TM) instead of maximizing shareholder value.

And this is not even where it ends. Politicians might have to learn to do the right thing as well. Satisfying your lobbyist or winning the next election may not be enough if you have to spoil your KiIsWhoWi entry for that achievement. One of democracies greatest shortcomings is that minority’s rights rely on the majority’s goodwill. If the majority decides to put atomic waste into your back yard, you are out of luck. KiIsWhoWi.org might even help with that. I would not sign a law that makes me mortal enemy of some minority. Not if their hate will be recorded in my KiIsWhoWi.org entry.

Still this is not where it ends. Moral courage, honorary office, all the virtues we value in others are suddenly something that has a very real value. Greed is a very prominent sin today. But I believe that this is not due to human nature. Greed is a natural human inclination which stems from our gatherer ancestry. But the human strive for social status is much stronger. Business uses propaganda to transform the human craving for social status into a craving for economic success. Most of the time we are not told to buy happiness directly but to buy love, respect, and social esteem. KiIsWhoWi.org has the potential to bypass economic success in defining social status. Instead social status is directly measured by ones actions towards other people. This would force us to value each and every life, because roadkilling a single child will not do, it is not something we would tolerate in our record.

At the core of this idea is a fundamental belief I hold about man. KiIsWhoWi.org would actually bring back the way human ethics were meant to be kept in check. I’m rather Darwin’s than Jehovah’s witness, so I believe there is no purpose in things being like they are. But even if you believe that man was created rather recently (geologically speaking), you may concede that man lived in small groups for the better part of our history. In these groups humans looked after each other and they talked about each other. The problem with this was that the restrictive world view of a small community crushed more liberal minds. That danger seems to be banned today – we look back at a long history of breaking information monopolies. With these monopolies fell (among many other things) the belief that free thinkers, colored people, gays and a long line of other somehow different people are inferior to the mainstream. I see no reason why this should revert with KiIsWhoWi.org.

Many of today’s apparent misdemeanors are only possible because we are anonymous in far too many contexts. KiIsWhoWi.org has the potential to change that. The information monopoly that is actually broken is my monopoly concerning certain kinds of information about myself. KiIsWhoWi.org could create a mutual transparency that would make many human vices much more difficult and dangerous to maintain. KiIsWhoWi.org is everybody’s conscience published. I’m not entirely sure how it will change the world, but change it it will.

Reality is much more complicated than this simple image I drew up here to make a point. The connection between my meat consumption and the starved children, that wobble along on my hips, is far too indirect to grant my condemnation on KiIsWhoWe.org. Yet somewhere between my hand reaching into the meat counter and people starving beside Brazil’s soy plantations, there likely is something worth mentioning. It is hard to tell whether all the good I predict would actually happen. It is even harder to tell whether all the bad I said would not happen will indeed not happen. It is impossible to imagine all the good or bad that would emerge that I haven’t even considered, but believing that I have overlooked nothing is pretty pretentious. I strongly believe though that KiIsWhoWi.com is already in the making and that its .org brother would not make things worse than they already are. So why don’t you just start the thing and we see what happens? If it turns out to have been Pandora’s blog we can still try to stuff it back where it came from along whith the contemporary megadeath and mass extinction. I wish us good luck.

Und dasselbe nochmal auf Deutsch. Vielen Dank an Anke Bibusch für die Übersetzung!

Herrschaft war schon immer gleichbedeutend mit der Kontrolle über den Informationsfluss in der Gesellschaft. Der Ursprung von modernen westlichen Gesellschaften kann am besten im Mittelalter nach dem Untergang des Römischen Reiches angenommen werden. Die westliche Kultur lehnt sich zu einem erheblichen Teil an die römische Kultur an, diese wiederum entwickelte sich nach griechischem Vorbild, und so weiter bis zu den Mesopotamiern im heutigen mittleren Osten und den Erbauern von Goseck und ähnlichen Schauplätzen in Europas kaltem Norden. Und wo wir schon dabei sind, sollten wir auch die Anhänger Mohammed`s nicht vergessen, die Hüter des Wissens der westlichen Menschheit zu Zeiten als Europa noch ein feuchtes dunkles Land war. Wie dem auch sei, unsere Kultur hat erst begonnen sich die Errungenschaften ihrer Vorgänger anzueignen nachdem sie mit dem Beginn der Renaissance aus dem Schlummer erwachte.

Im Mittelalter hatte die Kirche das Informationsmonopol. In einer Welt in der das kurze mühselige Leben nur eine Eintrittskarte in den Himmel oder die Hölle bedeutete, waren die Geistlichen die einzigen Menschen die verstanden was sie in der Sprache des untergegangen Reiches predigten, und sie waren die einzigen die lesen und schreiben konnten. Sie hatten sogar erhebliche Kontrolle darüber was in den Köpfen ihrer Gemeindemitglieder vorging. Sie hatten den Schlüssel zur Ewigkeit und haben gefoltert und getötet um dieses Monopol zu behalten.

Der Kampf um Freiheit war seit dem zu einem großen Teil das Bestreben dieses Informationmonopol zu brechen. Deswegen ist die Feder stärker als das Schwert und deswegen haben Despoten es immer angestrebt den Informationsfluss zu kontrollieren: Ist dieser Kampf erst verloren, ist auch der Kampf um die Kontrolle der Handlungen der Menschen verloren.

Heutzutage wird die Welt durch die Wirtschaft regiert. Die Wirtschaft ist ein komplexes System das komplexen Regeln – gesetzlichen Regeln, psychologischen Regeln und am allermeisten den Regeln der Ökonomie – unterliegt. Die Allmacht der Wirtschaft entstand warscheinlich als Calvinisten und ähnlich gesinnte Protestanten die Idee etablierten, dass ökonomischer Erfolg als ein hohes Gut vor Gott anzusehen ist. Wie alle Herrscher zuvor (und parallel dazu die Nazis, die Stalinisten und die Maoisten), versucht die Wirtschaft Informationen zu kontrollieren. Die Instrumentarien der Wirtschaft zur Kontrolle der Informationen sind Lobbyismus, Copyright, und am allermeisten die Werbung.

Trozdem behaupte ich nicht das eine Art Konspiration oder Tyrannei in der Wirtschaft exsistiert. Es handelt sich lediglich um ein Regelsystem das verändert werden kann. Mit der allgegenwärtigen Werbung, den die Informationsgesellschaft bestimmenden Copyright Gesetzen, dem immer größer werdenden Einfluss der Wirtschaftsriesen auf die Parteipolitk und ihrer weltweiten Ausbreitung auch Globalisierung genannt, hat die Wirtschaft die Bürger immer mehr im Griff. Gäbe es diese kleine Fraktion der Gesellschaft nicht, diesen bestimmten blassen und unauffälligen Untergrund Klan, der Kampf das Informations Monopol zu brechen wäre heutzutage aussichtslos. Aber unsere Helden haben das Bediensystem der Informationsgesellschaft – das Betriebssystem der Informations Server und Netzwerke befreit.

Ich glaube nicht das es hier endet. Einige Projekte haben bereits demonstriert, wie das brechen von Teilen des Informations Monopols unser Leben verändern kann. Wann hast Du das letzte mal Wikipedia konsultiert? In alten Zeiten habe ich in ewig überholten und für viele Menschen unerschwinglichen gedrucken Enzyklopädien nach faktischem Wissen gesucht. Als das Internet noch in den Kinderschuhen steckte, habe ich für langwierige Nachforschungen Altavista, Metager und Lycos genutzt. Google hat diese Suchen verkürzt. Und heute brauche ich nur Wikipedias weitverzweigte Kathegorien durchstöbern und finde aktuelle Fakten die den alten Schinken die ganze Regalfächer füllten um Welten überlegen sind.

Das ist sehr nützlich für mich, und die Information wird Menschen zugänglich gemacht, die sie sich früher nicht hätten leisten können. Das ist an sich schon eine große Leistung für eine Informationsgesellschaft. Durch die Idee von Wikipedia (und natürlich einiger anderer Quellen) inspiriert schlage ich ein weiteres Web 2.0 Projekt vor. Dieses Projekt hat das Potential die Gesellschaft grundlegend zu verändern, und das ohne irgendwelche Gesetzesänderungen. Die Idee ist eine bestimmte Art von Informationen für jeden frei zugänglich zu machen.

Die zu veröffentlichende Information ist Jedermanns Urteil über Jedermann, und das geht so: Du besuchst KiIsWhoWi.org (nein, es exsistiert nicht, nur hypothetisch) und suchst nach einer bestimmten Person – mit Name und Adresse, Arbeitsplatz, oder dem 7:30 Zug wo Du ihm jeden Tag begegnest. Vielleicht hast Du ein Foto von ihm auf Deinem Handy, dann suchst Du nach passenden Fotos. Wenn Du ihn nicht findest, erstellst Du einen neuen Eintrag, genau wie bei Wikipedia. Und dann kannst Du lesen was andere Leute über Ihn geschrieben haben. Du kannst lesen wem er geholfen hat, oder wen er betrogen hat, wo er erfolgreich war wo er versagt hat. Du könntest sogar etwas über seine sexuellen Vorlieben und Leistung erfahren, und ob er in Gesellschaft pfurzt oder in der Nase bohrt. Und natürlich kannst Du Deine eigenen Kommentare hinzufügen. Allerdings kannst Du die Einträge anderer nicht verändern.

Da diese Informationen schnell anwachsen werden, sind Mechanismen zur Bewertung oder Veränderung der Kommentare notwendig (siehe z. B. Extreme Governing ), um die Verbindung zwischen der Person aus dem Zug und Herrn X aus Y Strasse n in Z zu knüpfen. In diesem Artikel geht es nicht um technische Details, also angenommen uns stehen diese Informationen zur Verfügung.

Eine scheußliche Vorstellung oder? Erdacht das schlechteste in uns herauszukehren. Und das allerbeste ist, es ist nicht aufzuhalten. Ich glaube nicht das es in vielen Ländern illegal wäre, und mit dem Internet wie es ist, wäre es ausreichend wenn es in nur einem Land legal wäre. Genaugenommen ist alles schon vorhanden, nur nicht zentral an einer Stelle und noch nicht über jeden, und am allerwichtigsten, nicht für jeden zugänglich. Über einige Menschen kannst Du viel auf sozialen Netzwerk Portalen erfahren. Alleine durch das lesen ihrer Blogs oder der Kommentare die sie geposted / geschrieben haben, kannst Du herausfinden was sie denken und wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten. Ihre Zahlungsmoral und Versandtreue kannst Du bei Ebay nachsehen und so weiter. In der Wirtschaft exsistieren riesige Datenbanken mit detaillierten Daten über geschäftliche Transaktionen von allen payback Kartennutzern. Ein Großteil dieser Informationen ist anonym, aber das dechiffrieren des Alias ist in einigen Fällen recht einfach. Um das Monopol nicht zu verlieren behält die Wirtschaft ihren Anteil der Informationen für sich. Wenn Du eine Parallele zwischen faktischem Wissen und den gegenseitigen Beurteilungen ziehst, befinden sich die letzteren in der Vor Alta Vista Phase, obwohl einiges schon zur Verfügung steht.

Und wohin führt uns das? Zunächst ist es wichtig sich klarzumachen, das ich wahrscheinlich nicht über eine vage Möglichkeit spreche. KiIsWhoWi wird höchstwahrscheinlich kommen. Was abzuwarten bleibt ist ob es .com oder .org sein wird. Ich würde .org vorziehen, aber lass uns einen Blick auf .com werfen. Es handelt sich noch nicht um eine globale Plattform, aber es ist bereits viel weiter entwickelt als das öffentliche Gegenstück. Wirtschaftliche Transaktionen von payback Kunden, Kreditwürdigkeitsbeurteilungen für jeden, Adressen von allen, Geoscoring (Geoscoring bedeutet Deine Kreditwürdigkeit anhand von Deiner Adresse zu beurteilen – kein Kredit wenn die Nachbarschaft arm ist) und so weiter. Vielleicht sind die Informationen noch nicht kombiniert, aber sie sind schon erstaunlich detailliert. Sobald RFID Etiketten im Einzelhandel Standard werden, ist die wirtschafliche Tranparenz fast komplett. Die Wirtschaft könnte versuchen auch mehr private Daten wie über sexuelle Vorlieben u.ä. zu sammeln. Solange wie es wirtschaftlich relevant ist, wird sich die Wirtschaft dafür interessieren.

Sollte uns das Angst einjagen? Die Informationen werden für die Öffendlichkeit in absehbarer Zeit nicht zugänglich sein. Sie werden durch verschiedene Datenschutzgesetze geschützt, aber diese Gesetze werden von Zeit zu Zeit gebrochen. Ich habe keinen Zweifel daran das die Informationen ab und zu benutzt werden um Boykott Aktivisten oder andere Gegner der Wirtschaft auszuschalten, aber der Hauptzweck ist Marketing. Marketing ist eine schwindelerregende Propagandamaschine geworden die die öffendliche Meinung fundamental verändert hat. Sehr wenige trauen sich noch die Vernunft der westlichen Marktwirtschaft anzuzweifeln. Marketing für die Massen verbindet den Vorgang des Kaufens mit Glück und war damit sehr erfolgreich. Uns erscheint ein Leben ohne unsere Gerätschaften, große Autos und exotische Früchte unvorstellbar. Darüber alleine kann man schon streiten. Ich mag meine Gerätschaften trozdem und das ist nicht der Punkt den ich hier diskutieren möchte. Das wirkliche Problem ist, das die Wirtschaft in keiner Hinsicht ein guter Herrscher ist.

Das hat mehr Facetten als hier betrachet werden können. Ich möchte mich auf die beiden drastischsten Beispiele konzentrieren. Wir vernichten die Biosphere. Schonmal was von der sechsten Auslöschung gehört? Lass es ausreichend sein, zu sagen, das die anderen fünf Auslöschungen über eine Zeitspanne von fünfhundertmillionen Jahren stattfanden (das heißt wärend der geologisch erforschten Entwicklungsgeschichte). Vielleicht hast Du von der fünften Auslöschung gehört, – die ausser ganz vielen anderen Dingen auch ein paar seltsame Kreaturen genannt Dinosaurier, dahingerafft hat. So oder so, ich würde lieber die Biosphäre intakt lassen, es ist sicher nicht meine Absicht sie zu zerstören. Und ich nehme an die meisten Menschen würden mir hier aus ganzem Herzen zustimmen. Wo wir schon von Menschen sprechen: solange wie Menschen sterben ist es anmaßend zu versuchen die Biosphäre auf ihre Kosten zu retten. Vielleicht ist es Dir bekannt, das ein Haufen süsser kleiner mehr oder weniger brauner Babys die ganze Zeit verhungert. (ungefähr eins alle 5 Sekunden). Nun ist die Wirschaft auch kein böser Monarch der wegen irgendeiner kranken Ideologie farbige Babys hasst. Es gehört einfach nicht zum Geschäft der Wirschaft hungernde Kinder zu retten. Es gibt genug Lebensmittel um die Welt zu ernähren, es gibt sogar weit mehr als genug. Aber ich habe mehr Geld als ein paar tausend hungernde Kinder zusammengenommen. Also nehme ich das Soja und verfüttere es an meine Schweine. Wir kaufen, sie sterben. Das ist nichs persönliches gegen braune Babys, es ist noch nichtmal Absicht. Sie bleiben eher zufällig auf der Strecke. Ich bezweifle das die Nachwelt diese Gleichgültigkeit gegenüber den Opfern meines Fleischkonsums oder der Zerstörung der Biosphäre teilen wird, aber das wird erst die Zukunft zeigen.

Aber was hat das alles mit KiIsWhoWi.com zu tun? Propaganda ist für die Machterhaltung unentbehrlich. Es ist bewiesen, das allgegenwärtige Werbung funktioniert, und die allem innewohnende Botschaft ist, das Du kaufen musst. Du musst Arbeiten um Geld zum kaufen zu verdienen und Du musst Arbeiten um Güter zu produzieren, die andere kaufen. Solange wie dieses Meme unsere Gedanken beherrscht, ist der Wirtschaft ihre Macht sicher. Der böse Herrscher wird weiterhin Wüsten und Leichen produzieren. Das Problem ist auch nicht kaufen oder arbeiten. Das Problem ist, das wir die Wichtigkeit von wirtschaftlichen Interessen überbewerten und insgesamt falsche Entscheidungen treffen.

Die Alternative zu der Entscheidung für KiIsWhoWi.org ist das Bekämpfen von KiIsWhoWi.com. Die Wirtschaft hat mehr Mittel als die meisten Privatpersonen. Die Wirtschaft wird sich durch großangelegte Mißinformation und Manipulation mit allen Mitteln wehren (sie tut es bereits). Sie wird die Informationsgesellschaft in einem Sumpf von Lügen, Propaganda, und geschüzter Information ersticken. Sollte die Zivile Bevölkerung es tatsächlich schaffen KiIsWhoWi.com zu stoppen, ist der erhebliche Preis hierfür, den Informationsfluss in vielerlei Hinsicht zu verlangsamen. Viele wertvolle Anwendungen werden nicht möglich sein wenn wir uns dafür entscheiden KiIsWhoWi.com zu bekämpfen. – alles was zum Beispiel von Google bleibt ist im Grunde eine Suchmaschine.

Wenden wir uns KiIsWhoWi.org, zu. Es wird Lügen bei KiIsWhoWi.org geben. Minderheiten werden belästigt. Berümtheiten werden ein richtiges Problem bekommen. Stalker werden stalken, Intrigisten werden intrigieren und Dummköpfe werden schlechte Beurteilungen schreiben. Es wird sicherlich fast geanuso übel wie das richtige Leben. Eine Seifenoper in Form eines Blog Forum Eintrags. (wow ein neues literarisches Genre!). Ich finde dieses Szenario ziemlich beängstigend. Andererseits findet der Nerd in mir das richtige Leben ziemlich beängstigend. Vielleicht bist Du in dieser Beziehung ja entspannter. Wie auch immer, ich sehe nicht wie dadurch das die echte Seifenoper nachgehalten wird, irgendetwas schlimmer wird. Die Menschen (ausgenommen Leute wie ich) kommen alles in allem recht gut mit dem richtigen Leben, mit Lügen, Intrigen und Dummheit zurecht. Ich kann mir auf jeden Fall vorstellen wie KiIsWhoWi.org einige Dinge verbessern könnte.

Wenn jemand einen Kommentar hinterlässt, hat dieser Kommentar natürlich einen Link zur KiIsWhoWi Seite des Kommentators. Du solltest nicht in der Lage sein Einträge vorzunehmen wenn Du selber keinen Eintrag mit Deiner echten Identität besitzt. Wenn nun der Kommentator gelogen hat, wird das Opfer das auf der Seite des Kommentators vermerken. Ist der Kommentator ein regelmäßiger Lügner, wird er schnell verdächtig werden. Technische Hilfsmittel werden uns dabei unterstützen, uns unsere persönliche Meinung über die Beurteilungen von anderen zu bilden. Ich glaube Lügen und Intrigen werden weniger werden, da ja alles nachgehalten wird. Diese Illusionen aufrecht zu erhalten ist deutlich schwieriger wenn jeder das ganze Gerüst ansehen kann als wenn man verschiedenen Menschen die nie miteinander sprechen werden unterschiedliche Lügen erzählt. Ich glaube auch das Belästigen wird schwieriger. Beim Belästigen sind bestimmte Muster im Informationsfluss feststellbar die Identifiziert werden können. Sobald solche Probleme öffentlich sind, werden sie leichter zu bekämpfen. Belästigungen sind heute ein ernstes Problem und werden es wahrscheinlich bleiben. Ich bezweifle jedoch das es durch KiIsWhoWi.org schlimmer wird.

Diese Argumente, diese Gründe weswegen ich glaube, das die schlechten Seiten von KiIsWhoWi.org vielleicht doch nicht so schlecht sind, sind auch die Gründe weswegen ich glaube das es die Gesellschaft in ein besseres Wir verwandeln kann. Stell Dir vor Du benötigst eine Dienstleistung. Du brauchst einen Klemptner oder ein gebrauchtes Auto. Du schaust die KiIsWhoWe.org Klempner/ Gebrauchtwagenhändler Einträge an und kannst lesen was andere Kunden zu sagen hatten. Ein Geschäft das nicht auf Kundenzufriedenheit basiert aufrecht zu erhalten wird sehr schwierig werden. Betrug und sozial destruktives Verhalten (einschließlich solchem Verhalten gegenüber Deinen Kunden) würde langfristig teuer werden. Kurz gesagt, die Wirtschaft wird gezwungen, anstelle der Maximierung des Aktienwertes, das Richtige zu tun. (TM)

Und hier hört es nicht auf. Politiker könnten ebenfalls lernen das Richtige zu tun. Ein zufriedener Lobbyist oder das Gewinnen der nächsten Wahl könnten es nicht wert sein, dafür seinen KiIsWhoWi Eintrag zu verderben. Eine der größten Schwachstellen von Demokratien ist das die Rechte der Minderheit von dem guten Willen der Mehrheit abhängig sind. Wenn die Mehrheit entscheidet Atommüll in Deinem Hinterhof zu lagern, hast Du Pech gehabt. KiIsWhoWi.org könnte hier auch helfen. Ich würde kein Gesetz unterzeichnen, wenn es mich zum Totfeind von irgendeiner Minderheit macht. Nicht wenn sich ihr Hass auf meinem KiIsWhoWi.org Eintrag wiederspiegelt.

Hier ist immer noch nicht Schluss. Moral, Courage, Ehrenämter, all diese Tugenden die wir in anderen schätzen haben plötzlich einen sehr realen Wert. Gier ist heutzutage eine weitverbreitete Sünde. Aber ich glaube nicht das das in der Natur des Menschen liegt. Gier ist nur eine natürliche Neigung, die aus unserer Sammler Abstammung herrührt. Aber das Menschliche Streben nach sozialem Status ist viel stärker. Die Wirtschaft benutzt Propaganda um das menschliche Streben nach sozialem Status in ein Streben nach wirtschaftlichem Erfolg umzuwandeln. Meistens wird uns nicht erzählt direkt Glück zu kaufen, sondern Liebe, Respekt und soziale Anerkennung. KiIsWhoWi.org hat das Potential bei der Definition von sozialem Status den wirtschaftlichen Erfolg auszuklammern. Stattdessen wird sozialer Status direkt durch das eigene Verhalten gegenüber anderen Menschen gemessen. Das würde uns zwingen jedes einzelne Leben wertzuschätzen, weil es nicht zu tolerieren ist, wenn in unserem Eintrag steht, das wegen uns auch nur ein Kind auf der Strecke bleibt.

Mein fundamentaler Glaube über die Menschheit ist der Kern dieser Idee. KiIsWhoWi.org würde die Art wie menschliche Ethik kontrolliert werden sollte zurückbringen. Ich bin lieber ein Anhänger von Darwin`s Theorie als Jehovah`s Zeuge, also glaube ich nicht an einen tieferen Sinn in den Dingen wie sie sind. Aber selbst wenn Du glaubst das die Menschen eher kürzlich (geologisch gesehen) erschaffen wurden, könntest Du zugeben das die Menschen für die meiste Zeit unserer Geschichte in kleinen Gruppen lebten. In diesen Gruppen haben die Menschen aufeinander aufgepasst und übereinander geredet. Das Problem hierbei war das einengende Weltsichten die etwas freieren Denker unterdrückten. Diese Gefahr scheint heute gebannt – wir schauen zurück auf eine lange Geschichte von brechenden Informationmonopolen. Mit diesen Monopolen ist (unter anderem) auch der Glaube das Freidenker, farbige Menschen, Homosexuelle, und eine lange Liste weiterer, irgendwie anderer Menschen, weniger Wert sind als die Allgemeinheit. Ich sehe keinen Grund warum sich das mit KiIsWhoWi.org umkehren sollte.

Viele der heute auftretenden Vergehen sind nur möglich weil wir in zu vielen Kontexten anonym sind. KiIsWhoWi.org hat das Potential das zu ändern. Das Informationsmonopol welches tatsächlich gebrochen wird, ist mein Monopol über bestimmte mich selbst betreffende Daten. KiIsWhoWi.org könnte eine allgemeine Transparenz erschaffen, die es erschweren und gefährlich machen würde sich menschliche Laster zu leisten. KiIsWhoWi.org ist jedermanns Gewissen, veröffentlicht. Ich bin mir nicht wirklich sicher wie es die Welt verändern wird, aber verändern wird es sie.

Die Realität ist viel komplizierter als das einfache Bild das ich hier gezeichnet habe um meinen Standpunkt darzustellen. Die Verbindung zwischen meinem Fleischkonsum und den verhungerten Kindern, die auf meinen Hüften wabbeln ist bei weitem zu indirekt um meine Verdammnis bei KiIsWhoWe.org zu garantieren. Trozdem gibt es zwischen meiner Hand die in die Fleischtheke greift und den Menschen die neben Brasiliens Soja Plantagen verhungen, sicher etwas erwähnenswertes. Es ist schwer zu sagen ob all das Gute das ich vorhersage tatsächlich passieren wird. Es ist noch schwerer zu sagen ob all das Schlechte von dem ich sage es wird nicht passieren, tatsächlich nicht passieren wird. Es ist unmöglich sich all das Gute oder Schlechte das entstehen würde, was ich noch nicht einmal berücksichtigt habe, vorzustellen, aber zu glauben das ich nichts übersehen habe ist ziemlich anmaßend. Ich glaube fest daran das sich KiIsWhoWi.com bereits im Aufbau befindet und der .org Bruder würde nichts schlimmer machen als es jetzt schon ist. Also warum fängst Du nicht einfach an und wir schauen was passiert? Sollte es sich als Pandora’s blog entpuppen, können wir es immer noch zusammen mit zeitgenössischen Megatoten und Massenvernichtung dahin zurückversenken wo es hergekommen ist. Ich wünsche uns viel Glück.