Wurzelbehandlung der Finanzkrise

Die aktuelle Finanzkrise ist Symptom mehrerer Fehler unseres Gesellschaftssystems. Durch Änderung dieses Systems könnte man auch diese Fehler beheben. Extreme Governing liefert dazu Denkanstöße.

Die Ideen, die zusammen Extreme Governing ausmachen wurden lange vor der Subprime-Krise/Lehmann-Pleite von 2008 entwickelt. Dennoch glaube ich, dass dieses System die fortgesetzten Finanzkrisen verhindern könnte, die wir heute erleben. Um das zu verstehen, muss man die Kette von Gründen verfolgen, die uns in die heutige Misere geführt haben.

Staatsschulden

Die heutige Krise – August 2011 – ist angeblich eine Krise der Überschuldung zahlreicher europäischer Länder und der USA. Glauben wir das erst mal. Extreme Governing ist so ausgelegt, dass der Staat überhaupt keine Finanzen benötigt. Das hat diverse Gründe, der wichtigste ist die Tatsache, dass eine Neugründung innerhalb einer postulierten Mosaikgesellschaft (Panarchie) ziemlich aussichtslos wäre, wenn neue Mitglieder gleich Steuern zusätzlich zu dem aufgebrummt bekämen, was sie noch an ihren siechen Altstaat (z.B. die Bundesrepublik Deutschland) zu zahlen haben.

Extreme Governing will zunächst eine neue transnationale Organisationsform innerhalb der alten nationalen Gebilde sein und sich nach und nach von diesen emanzipieren. Da es weitere Gründe gibt – z.B. halte ich die Erhebung von Steuern grundsätzlich für psychologisch und volkswirtschaftlich kontraproduktiv – macht Extreme Governing aus der Not eine Tugend und operiert komplett ohne Staatsfinanzen. Somit sollte es schon Prinzip-bedingt für einen solchen Staat keine Schuldenfalle geben.

Banken-Bailout

Das ist natürlich eine ziemlich naive Herangehensweise. Die Staatsfinanzen wurden ja nicht aus Prinzip ruiniert sondern durch konkrete Ausgaben, die teilweise als alternativlos verbrämt wurden. Da ist zuvorderst die Banken-“Rettung“ (bzw. Banken-Subvention durch Sozialisierung der Spielschulden) in Folge der Lehmann-Pleite zu nennen. Und auch die gegenwärtige „Rettung“ überschuldeter Euro-Länder ist ja zu wesentlichen Teilen wieder eine „Rettung“ derselben Banken, die diesmal nicht faule Immobilienkredite in ihren Bilanzen haben sonder faule Staatskredite.

Die Banken-“Rettung“ war damals durchgeführt worden, weil die Banken sich mit unsicheren (sogenannten sub-prime) Hypotheken verspekuliert hatten. Dazu konnte es kommen, weil diese Immobilien-Kredite mehrfach geschachtelt in komplexen intransparenten Finanzkonstrukten versteckt waren. In einigen bekannt gewordenen Fällen haben Investoren solche komplexen Derivate konstruiert, diese an ihre Kunden (darunter eben auch Banken, die dadurch von der Pleite bedroht waren) verhökert und dann selbst gegen eben diese Papiere gewettet.

Letzteres – doch auch schon intransparente Finanzkonstrukte an sich – wären unter Extreme Governing gar nicht möglich. Denn hier sind alle Unternehmen völlig transparent. Jeder (!) kann Einsicht in alle Unterlagen und elektronischen Daten jeden Unternehmens nehmen (siehe z.B. hier). Ähnlich, wie Fehler in quelloffenen Computer-Programmen meist von findigen Computerspezialisten aufgestöbert werden, würden die Fehler in solchen teils betrügerischen Finanzkonstrukten von findigen Finanzspezialisten aufgestöbert und veröffentlicht werden. Damit wäre durch Extreme Governing schon die letzte Finanzkrise im Keim erstickt worden, eine Banken-“Rettung“ wäre nicht nötig und die heute am stärksten von der Überschuldung betroffenen Staaten hätten diese Probleme heute (noch) nicht.

Arbeitsmarktförderung

Doch die Subprime-Krise war wohl nur der Tropfen, der das Fass ein wenig früher zum Überlaufen brachte als ohnehin erwartbar war. Denn bereits seit Ende der 70er Jahre steigen in den westlichen Industrienationen die Schulden massiv und ohne Unterbrechung. Immer, wirklich immer, wurde damit argumentiert, dass man die Staatsausgaben gerade jetzt nicht senken könne, weil dies je nach Wirtschaftslage den Boom abwürgen oder die Baisse verschärfen und so Arbeitsplätze kosten würde.

Und zu viele Arbeitslose ruinieren sowohl die Staatsfinanzen als auch die Wahlergebnisse. Gerade letzteres ist in repräsentativen Demokratien das Killerargument schlechthin. Abgesehen davon, dass es unter Extreme Governing keine Wahlergebnisse in diesem kontraproduktiven Sinn gibt – es gibt so etwas wie Wahlen, das läuft aber völlig anders – gibt es dort auch keine Arbeitsplatz-Problematik, wie hier ausführlich erörtert wird.

Der mit Abstand wichtigste Grund für das fortgesetzte Schuldenmachen fällt also weg, wie auch die weniger wichtige aber heute stärker disktutierte Banken-“Rettung“.  Extreme Governing bietet Lösungsansätze auch für die Probleme die uns in den letzten zehn Jahren immer schneller von Krise zu Krise führten.