Unwürdig

Dies ist Artikel 1, Absatz 1 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland.

Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

Ich möchte auf ein paar Dinge hinweisen. Diese zwei Sätze sind die Prämisse unseres Staates. Wir Deutschen haben einen Vertrag miteinander abgeschlossen und diese zwei Sätze sagen uns, worum es in diesem Vertrag geht.

Es geht um die Würde des Menschen. Also die Pointe hier ist: da steht “Mensch”. Da steht nicht “die Würde der Deutschen”. Und das hat übrigens auch einen ganz plausiblen historischen Grund, wieso im Grundgesetz der Deutschen “Menschen” und nicht “Deutschen” steht. Also sicherlich, wenn wie heute die Würde der Deutschen schon keineswegs gewährleistet ist, macht es wenig Sinn zu hoffen, dass das Deutsche Volk sich für die Würde des Menschen einsetzt. Aber trotzdem: Die Würde des Menschen zur Achtung zu bringen ist unser höchster Auftrag.

OK, klar, wir haben alle Day-Jobs. Und es ist auch nicht leicht in einer so großen Familie wie Deutschland. Da zanken sich die Geschwister ganz ordentlich, da geht schon mal was schief. Kommt vor, wäre ja noch zu entschuldigen. Aber ehrlich, dass die Würde des Menschen die allererste “Verpflichtung aller staatlichen Gewalt” ist, davon merke ich wenig.

Massenüberwachung, Waffenlieferungen, zigtausende Tote an den Mauern der Europäischen Festung, radikale Sparmaßnahmen, die die Hälfte der jungen Südeuropäer unter der dünnen Decke unserer kuscheliegen Zivilisation weg-schupsen in die Arbeitslosigkeit ohne (soziales) Netz und doppelten Boden; Massenimporte von Nahrungsmitteln für die Tiermast und für unser grünes Gewissen aus Ländern in denen Menschen verhungern; Export billigster großindustriell gefertigten Güter in ärmste Länder, wo dadurch die lokale Wirtschaft völlig zerstört wird.

Wie gesagt, es kann schon mal was schief gehen. Aber von unserem Artikel 1, Absatz 1 kann ich in unserer Vertragsumsetzung wenig erkennen.

Dem Morden ein Ende

Es gibt eine Alternative zum Pauperozid im Mittelmeer. Flüchtlinge können selbst für alle Kosten von Einreise nach, Zwangsausweisung aus und zwischenzeitliche Unterbringung in Europa tragen. Sie bezahlen heute mehr Geld an Schlepper.

Wir können den Pauperozid, den Massenmord an armen Afrikanern im Mittelmeer, leicht stoppen. Es gibt eine Kosten-neutrale, humane Alternative zum Wahnsinn an Europas Südküste. Der Zynismus, das zu einer Frage der Kostenneutralität zu machen, widert mich an, aber so ist es leider. Negerleben sind in Europa keinen Cent Wert.

Afrikaner legen ihr Leben in die Hände skrupelloser Verbrecher, weil sie keine Alternative haben. Sie haben keine Alternative wegen der EU Direktive 2001/51/EC. Der englische Text dieser Direktive kann hier eingesehen werden. Diese Direktive erlegt Transportunternehmen (Fluggesellschaften, Fährunternehmen …) die Kosten für den Rücktransport von Flüchtlingen auf, deren Aufnahme wir ablehnen. Darum transportieren legale kommerzielle Anbieter keine Flüchtlinge.

Flüchtlinge könnten diese Kosten selbst tragen, denn an Schlepper zahlen sie mehr als die Kosten für Hin- und Rückflug – und oft noch ihr Leben dazu. Hier erklärt Hans Rosling diesen Zusammenhang (ebenfalls auf Englisch).

Wir könnten diese Direktive ändern. Wir müssten einen bürokratischen Überbau schaffen, der Einzug, Verwahrung und Einlösung oder ggf. Rückgabe der Gelder für die Rückfahrkarten der Flüchtlinge regelt. Die Flüchtlinge könnten zusätzlich eine Verwaltungsgebühr entrichten für dieses bürokratische Monster und eine Unterbringungsgebühr für die Unterbringung in Auffanglagern in Europa.

Wir müssten keine Mörder-Regime in Nord-Afrika mehr stützen, wir müssten die Lager in Nordafrika nicht mehr finanzieren, könnten die Seenotrettungs-Programme und militärischen Aktionen gegen die Schlepper einstellen und die Schlepper würden sich mangels Nachfrage selbst abschaffen. Wahrscheinlich würden wir sogar noch Geld sparen, ohne dass die Flüchtlinge mehr ausgeben müssten.

Sollte dieser Vorschlag irgendwann umgesetzt werden, würde ich wahrscheinlich hier meckern, was das für ein kafkaeskes unmenschliches Ungetüm ist. Aber es ist allemal besser als die Mordmaschine, die wir derzeit fleißig befeuern.

Sie fliehen vor uns

Sie fliehen vor uns … zu uns. Denn wohin sollten sie sonst fliehen? Wir sind die einzigen, die vor uns einigermaßen sicher sind.

“Die Flüchtlinge sind selbst Schuld, wenn sie zu uns übers Mittelmeer fliehen”. Wir müssen die Wirtschaftsflüchtlinge von den politisch verfolgten trennen, denn nur für letztere gibt es bei uns einen Platz. Das liegt daran, dass wir die Opfer durchgedrehter Diktatoren und radikalisierter Gegner des westlichen Kultur-Imperialismus gerade noch aufnehmen können. Für unsere Opfer ist in Europa auf keinen Fall Platz, selbst wenn man “beim besten Willen” unterstellte, was nicht ferner von der Wahrheit liegen könnte.

Denn wovor fliehen diese fehlgeleiteten Wirtschaftsflüchtlinge unter bewusstem Einsatz ihres Lebens erst durch die größte Wüste der Welt und dann über die mit Abstand tödlichste Grenze der Welt, das Mittelmeer? Ein paar Beispiele.

In zahlreichen Wirtschaftsfeldern ist es vielen Afrikanern unmöglich, sich eine wirtschaftliche Existenz aufzubauen. Denn wir schicken unsere ökonomischen Massenvernichtungswaffen: z.B. billigste Hähnchenschenkel gegen die kein afrikanischer Hühnerzüchter konkurrieren kann, billigstes Milchpulver, billigste Altkleider, usw. usf. Selbst Schuld, wenn die Menschen vor dieser ökonomisch verbrannten Erde dahin fliehen wollen, wo die Wunder industrieller Massenproduktion herkommen, die ihnen ein auskömmliches Leben unmöglich machen?

Einer der giftigsten Orte der Welt liegt in Ghana. Auf der Elektroschrott-Deponie Agbogbloshie leben 40.000 Menschen und versuchen unserem Elektro-Müll eine Existenz abzupressen. Der (Müll) gibt ihnen zum Leben zu wenig (Geld) und zu viel (Gift). Selbst Schuld, wenn die dahin fliehen woher dieser endlose Strom ausgedienter Elektronik illegal zu ihnen fließt?

Niger ist laut der UN der ärmste Staat der Welt. Die Einnahmen des französischen Atom-Konzerns Areva, der von Negern in Shorts und Flip-Flops in Niger Uran für Frankreich aus-buddeln lässt, sind zehn mal so groß wie die Staatseinnahmen von Niger. Selbst Schuld wenn die Neger vor dem Uran dahin fliehen, wo sie das Uran hin-schicken?

Im Niger Delta in Nigeria (anderes Land, gleicher Fluss) fördert Shell Öl. Durch die 50 Jahre währende Ölpest im Delta ist die Lebenserwartung der 30 Millionen dort Lebenden Menschen 10 Jahre geringer als im Umland (wo übrigens westliche und chinesische Investoren das Land weg-kaufen und die ansässigen Kleinbauern vertreiben). Selbst Schuld, wenn die Menschen dahin fliehen, wo das Öl hin-fließt, das ihre Heimat so gründlich zerstört hat?

Sie fliehen vor uns … zu uns. Denn wohin sollten sie sonst fliehen? Wir sind die einzigen, die vor uns einigermaßen sicher sind.

Von Emissionen und Immissionen

Neulich bei Google+: “Okay, zugegeben. Es sterben Tausende, Hunderttausende … es werden Millionen werden, wenn der Klimawandel sich erst mal richtig auswirkt. […] Alle können nicht gerettet werden!”

Ich hatte mal wieder das Thema aufgebracht, dass wir Deutschen im und ums Mittelmeer hunderttausende sterben lassen. “Hunderttausende” ist die richtige Größenordnung, wie viele es wirklich sind, weiß niemand. Und in der Tat, “es werden Millionen werden, wenn der Klimawandel sich erst mal richtig auswirkt“. Wenn z.B. Bangladesch endgültig überflutet wird, und das wird es, werden 160 Millionen Menschen auf der Flucht sein. Da wird die eine oder andere Millionen Tote nicht zu verhindern sein. Wenn man sie nicht wirklich verhindern will. Und das will ja nun wirklich niemand.

Kann man nicht alle retten, oder will man es nicht?

Nur darum gilt: “Alle können nicht gerettet werden!”, weil niemand ernsthaft daran interessiert ist, alle zu retten. Die Nahrung, die momentan auf der Erde verbraucht wird reicht z.B. gerade locker für zwei Erdbevölkerungen – “nur” eine Frage der Verteilung, der effizienten Nutzung (also nicht die Hälfte weg schmeißen) und des Fleischkonsums. Und natürlich ist es auch eine Frage davon, wieviel Nahrungsmittel wir lieber in unseren Autos verbrennen, statt sie an Neger zu verfüttern. Aber der politische Wille, irgend wen zu retten, der nicht gerade den gleichen Pass hat, geht gegen Null.

Das zeigt gerade die Umstellung des italienischen Programms “Mare Nostrum”. Mit diesem Programm wurden innerhalb eines Jahres rund 100.000 Flüchtlinge sicher nach Italien eskortiert nachdem im Herbst 2013 mal ein paar Flüchtlinge mehr als üblich vor Lampedusa verreckt sind. Wie viele dieser 100.000 ohne “Mare Nostrum” ertrunken wären weiß man nicht, aber es wären sicher mehr als drei. Um einen einstelligen Millionen-Betrag zu sparen wird jetzt vom italienischen “Mare Nostrum” aufs europäische “Triton” umgestellt, das dann nur noch diejenigen retten soll, die in Sichtweite der europäischen Küsten ertrinken – wahrscheinlich auch nur damit Journalisten weniger hässliche Bilder in unsere heile Welt übertragen.

Damit macht sich das Deutsche Volk der gleichen Verbrechen schuldig wie zur Nazi-Zeit. Zur Erinnerung: Das Verbrechen des Deutschen Volkes war es nicht, die Juden zu vergasen – das waren tatsächlich relativ wenige Deutsche – das Verbrechen meines Volkes war es, es geschehen zu lassen. Natürlich hat das Verbrechen der Nazis eine völlig andere Dimension und ist nicht mit dem aktuell statt findenden globalen Pauperozid zu vergleichen. Aber das Volk tut genau das selbe wie vor 70 Jahren: nichts. Millionen sterben und unsere Gleichgültigkeit ist sogar noch größer als damals.

Neuer Grad der Grausamkeit

Und damit das so bleibt, läuft die Propaganda-Maschine auf Hochtouren. Hier berichtet unsere öffentlich rechtliche Tagesschau unter dem Titel “Neuer Grad der Grausamkeit” darüber, wie die Methoden der Schleuser sich weiter entwickeln. Die erhöhen jetzt die Überlebens- und In-Europa-Ankunfts-Wahrscheinlichkeit ihrer Kunden, indem sie größere Schiffe als früher nehmen und die via Auto-Pilot nach Europa steuern.

So große Schiffe können selbst vom auf den meisten Augen blinden “Triton” kaum übersehen werden, da sie meilenweit auf jedem Radar zu sehen sind. Gleichzeitig sorgt so ein großer Frachter voller Flüchtlinge beim Sinken für dermaßen schlechte Presse, dass nicht mal unser Grenzschutz die alle verrecken lassen kann, so gern er auch wollte. In der Tat, uns so zynisch den Spiegel vor zu halten zeugt schon von einer gewissen, wenn auch wohl verdienten, Grausamkeit.

Wir verhindern, dass sie sich selbst helfen.

Ich muss diese ganze Flüchtlings-Problematik noch einmal in das Licht rücken, in dem ich sie sehe. Unsere Wirtschaft ist so stark, dass fast niemand auf der Welt da mithalten kann. Und was machen wir mit den ärmsten der Armen? Wir hindern sie mit unseren ökonomischen Massenvernichtungswaffen (billigste Hähnchenschenkel, Altkleider usw.) am Aufbau einer eigenen Wirtschaft, wir exportieren fleißig unseren Müll zu ihnen und pressen ihnen über internationale Verträge und Schuldenfallen ihre Ressourcen ab – wobei wir uns natürlich nicht die Hände schmutzig machen. Das nigerianische Uran für Frankreichs Stromversorgung lassen wir schön von Niggerianern ausbuddeln. Das gilt natürlich ebenso für andere Ressourcen. Da werden die Nigger auch vergiftet und verbraucht, spielt nur nicht so schön mit der German Angst.

Es heißt immer, die seien selber Schuld, die müssen mal ihre Korruption in den Griff kriegen. Nun ja, die korrupten bürokratischen Drittwelt-Regime haben wir kolonial-Mächte installiert und Korruption hat zwei Seiten. Siemens ist zum Beispiel international ganz weit vorn beim Ausgeben von Korruptions-Mitteln. Und wenn irgendwo ein besonders übler Faschist an der Macht sitzt, wurde er meist vom CIA gesponsert.

Und dann fliehen die verstrahlten, vergifteten Neger aus ihren chancenlosen Wirtschaftsräumen und folgen dem Ruf unserer Werbung ins gelobte Land wo Burger und Cola fließen. Wir tun alles, damit sie hier nicht reinkommen. Und wer ist Schuld? Klar, die Schleuser, wer sonst?

CO², Zyklon B

Es geht mir nicht um die Größe der Schuld der Täter sondern um die Größe der Schuld des Volkes. Die Millionen sind genau so tot. Den Toten ist es mutmaßlich egal, ob sie letztlich aufgrund von CO²-Emissionen starben, weil wir uns ein schöneres Leben machen und sie nicht als Nachbarn haben wollten oder aufgrund von Zyklon-B-Imissionen, weil unsere Großeltern sie nicht als Nachbarn haben wollten. Im letztgenannten Fall ist die Schuld offensichtlicher. Das Verhalten des Volkes ist fast das gleiche.

Sie ist nur fast die gleiche, weil vor 70 Jahren der Widerstand natürlich viel gefährlicher war. Heute müssten nur mal ein paar Millionen demonstrieren gehen und die Sache wäre geritzt. Und die Ausrede, dass wir von nichts wüssten, lässt sich auch deutlich schwerer halten als vor 70 Jahren.

Demos haben wir ja nun auch, allerdings etwas anders als erhofft. Pegida demonstriert nach 14 Jahren allabendlicher anti-Islam-Propaganda dafür, dass die Kanacken doch bitte zu hause verrecken sollen. Ich bin sicher nicht stolz, ein Deutscher zu sein.

Wir sind Pegida

Der Umgang unserer Gesellschaft mit Pegida verkennt die Normalität dieses Rassismus. Pegida, das sind nicht ein paar Spinner in Dresden, Pegida sind wir alle.

Meine Omas hegen beide eine seltsame Verehrung für Autobahnen und mögen Negern eine gewisse Faulheit nicht absprechen. Naja, die eine seit einigen Jahren nicht mehr, Gott hab sie selig. Letztere war eine gebildete Frau. Sie ist Ärztin geworden in einer Zeit, in der das für Frauen eine außergewöhnliche Errungenschaft war. Sie war damit Teil der ganz normalen rassistischen Mittelschicht, die heute als Pegida auf die Straßen geht.

Der Umgang unserer Gesellschaft mit Pegida verkennt die Normalität dieses Rassismus. Pegida, das sind nicht ein paar Spinner in Dresden, die nicht raffen, dass nur jeder Tausendste ihre Mitbürger im fernen Osten Deutschlands ein Moslem ist, und dass diese winzige Minderheit kaum den Untergang der abendländischen Kultur herbei führen könnte. Pegida sind wir alle.

Der allgemeine Rassismus

Es gibt allgemeine rassistische Einstellungen, die es immer in unserer Gesellschaft gab und gibt. Diese Bilden das Fundament der Pegida und ähnlicher Bewegung. Und es gibt spezifische Faktoren, die gerade jetzt wirken und konkret zur Manifestation der aktuellen Bewegung führten.

Der allgemeine Rassismus drückt sich dauernd in unserer Grundgesetz-widrigen Tagespolitik aus. Der zentrale Grundsatz unseres Grundgesetzes, die Basis unserer Gesellschaft lautet: “Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.” Da steht nicht “die Würde der Deutschen” sondern “die Würde des Menschen”. Dennoch tritt Deutschland die Menschenwürde täglich mit Füßen.

Wir treiben mit unserer Erpressung Südeuropas zur Austeritäts-Politik 50% der südeuropäischen Jugendlichen in die Arbeitslosigkeit was mindestens eine soziale Entwertung der Persönlichkeit und schlimmstenfalls eine existentielle Bedrohung darstellt. Unsere Grenz-Schutz- und Flüchtlings-Politik ist direkt mit-schuld am Tod Hunderttausender. Unsere Wirtschafts-Politik zerstört die lokale Wirtschaft und damit die Lebensgrundlage der Menschen in zahllosen armen Ländern und fördert durch internationale Verträge und direkte und indirekte Subventionen den Raub von Nahrungsmitteln aus Hunger-Ländern um diese Nahrungsmittel hier zur Vieh-Mast und als Treibstoff zu verwenden. In Klima-Verhandlungen stellen wir unsere Rechte und Interessen über die anderer Menschen und erkennen ihnen nicht das gleiche CO²-Budget zu, wie uns.

Die Liste lässt sich beliebig fortführen. Die Würde des Menschen ist antastbar, sie ist bestenfalls anti-proportional zur Entfernung seiner Heimat von Deutschland. Wir behandeln dunkelhäutige Menschen nach wie vor wie Nigger und empören uns, wenn unsere Mitbürger diese Botschaft auch auf die Straße tragen.

Für unsere Politik haben Menschen ohne deutschen Pass offensichtlich immer einen geringeren Wert als wir. Wenn es bei der Wahl eng wird, wird dieser teutonische Chauvinismus auch gerne von den konservativen Parteien in den Wahlkampf getragen. Prominente Beispiele hierfür sind in jüngerer Zeit Rüttgers (CDU, “Kinder statt Inder”), Koch (CDU, wollte “kriminelle Ausländer” ausweisen), Seehofer (CSU, Ausländermaut) und Scheuer (CSU, will dass Migranten zuhause Deutsch sprechen).

All dies ist der rassistische Grundton unserer Gesellschaft. Dagegen tut kaum jemand etwas (mich eingeschlossen). Es ist offensichtlich auch so, dass diese rassistische Grundeinstellung absolut mehrheitsfähig ist. Positionen die von der oben beschriebenen Grundgesetz-widrigen Politik  abweichen, haben bei Wahlen nicht die geringste Chance. Darum sind wir Deutschen mehrheitlich Pegida, auch wenn wir uns nun über das etwas plumpe Zur-Schau-Stellen dieses Chauvinismus in Dresden echauffieren.

Der Tropfen, der das Fass …

Aktuell kommen noch einige Faktoren hinzu, die konkret zu diesem rassistischen Ausbruch führten.

Es handelt sich um ein teuflisches Gebräu und es ist ein Wunder, dass der Rassismus nicht früher und heftiger ausgebrochen ist. Eine Zutat ist die Angst, die andere die Anti-Islam-Propaganda.

Jeder kennt das Bild von der “Decke der Zivilisation” die sprichwörtlich “dünn” ist. Nun, an dieser dünnen Decke wird in Deutschland und Europa gerade heftig gezerrt und was darunter hervorlugt ist nicht schön.

Angst

Ich habe oben schon von der 50%igen Jugendarbeitslosigkeit Südeuropas geschrieben. Die Jugendarbeitslosigkeit ist dort zwar am höchsten, doch auch die Gesamt-Arbeitslosigkeit hat teils verheerende Ausmaße. Die Wirtschaft z.B. in Griechenland ist um mindestens ein Drittel eingebrochen und es wird wahrscheinlich Jahrzehnte dauern, bis sie sich davon erholt. Da bekommen wir schön vorgeführt, was passiert, wenn wir nicht spuren. Und unser Tanz in relativ großen sozialen Höhen findet mittlerweile dank der Agenda 2010 weitgehend ohne Netz statt. Naja, knapp die Hälfte unserer Erwerbstätigen fiele gar nicht so tief, da mit der Agenda 2010 auch der Niedriglohnsektor in Deutschland neu erfunden wurde und gewaltige Ausmaße angenommen hat. Wer da keine sozialen Abstiegsängste entwickelt ist entweder doof oder reich.

Wie jeder weiß, der in neuerer Geschichte mal ein bisserl aufgepasst hat, sollten solche sozialen Ängste tunlichst nach außen gelenkt werden. Im Inneren wirken solche Kräfte nämlich schnell verheerend auf eine Gesellschaft. Da trifft es sich, dass sich ein paar gefährliche islamistische Wirrköpfe als Blitzableiter anbieten.

Der böse Islam

Es läuft nun seit 14 Jahren allabendliche Anti-Islam-Propaganda in der Glotze. Die Taliban sowie die Al Quaida, die für den Angriff auf das World Trade Center verantwortlich war, waren Kampf-Organisationen, die von den Amis im Kampf gegen die Sowjetunion in Afghanistan unterstützt und bewaffnet worden waren. Sadam Hussein war im Krieg gegen den Iran von den Amis unterstützt und bewaffnet worden, der Islamische Staat wurde offenbar in amerikanischen Folter-Knästen im Irak gezüchtet (siehe hier) und wird von Freunden der Amis am persischen Golf finanziert.

Doch unsere Glotze berichtet nicht von außer Kontrolle geratenen Mörder-Banden der Amis sondern von fiesen Moslem-Terroristen. Wenn so eine Mörder-Bande irgendwo eine Bombe zündet, findet unsere Glotze irgendeinen Politiker, der diesen niederträchtigen Anschlag aufs schärfste verurteilt. Wenn Obamas Mörder-SchwaDrone mal wieder irgendwelche Unschuldigen ausknipsen spricht man von “Kollateral-Schäden” – wenn man überhaupt darüber spricht. Und wenn diese Mörder-SchwaDrone dann doch auch mal ihr vorgesehenes Ziel ohne Anklage oder gar Gerichtsverhandlung erfolgreich ermorden, dann wird das in unserer Glotze gefeiert. Ein fieser,  Moslem weniger. Scheiß auf den Rechtsstaat.

Ach ja, und dann kommt immer mal wieder eine Moslem-Folter-Show in der Glotze. Abu Ghraib, vollgepisste Schädel (ausnahmsweise ohne Propheten-Bart) in Afghanistan, ein Deutscher gefolterter Moslem in Guantanamo (hey, kein richtiger Deutscher, nur ein Moslem und mit dem obligatorischen Bart) und ganz neu die XL Folter-Gala des CIA. Ich vermute, wenn der CIA Arier gefoltert hätte, wäre die Reaktion anders ausgefallen. Aber Moslems foltern scheint nicht so schlimm zu sein, da ist die politische Reaktion weitgehend ersatzlos ausgefallen.

Win – Win – Win

So und wer ist diesmal Schuld? Genau, Pegida, diese Dresdner Spackos. Die haben das alles völlig falsch verstanden.

Irgendwie scheint sich die Ansicht verbreitet zu haben, dass sich der Mensch in den letzten 70 Jahren grundlegend geändert hat. Zur Erinnerung: vor 70 Jahren ging das dritte Reich zu ende. Damals hat das deutsche Volk verängstigt und Propaganda-gesättigt der Ermordung von 6 Millionen Juden zugeschaut bzw. großenteils applaudiert. Jetzt machen wir dem Volk wieder Angst und berieseln es mit Propaganda. Fast möchte applaudieren, wie gefasst wir überwiegend damit umgehen.

Aber nein, alle sind völlig überrascht, dass sich der Hass, den die Angst gebirt, nicht gegen Merkel wendet sondern gegen plausiblere, besiegbarere Feindbilder. Die Linke springt mal wieder reflexartig auf und drischt auf die Zweitschwächsten ein. Für die Machthaber eine win-win-win-Situation: der Hass wendet sich nach außen, große Teile der Mittel- und Unterschicht werden geschwächt und die Intellektuellen sind abgelenkt.

Wenn sich jemand an Pegida stört: das ist ein Symptom und ein sehr mildes. Gegen Pegida Mitläufer vorzugehen oder sie aufklären zu wollen ist löblich und auch nicht völlig sinnlos. Aber das eigentliche Problem sind wir, die große Mehrheit von uns. Denn wir sind Pegida und durch die Dresdner Straßen zieht nur sichtbar der Geist unserer Mehrheitsmeinung.

Wir sind die Bösen

Subventionierter Fisch – effiziente Methoden des Massenmordes und der Umweltzerstörung.

Nicht nur unsere Polizei. Ich auch. Ich habe gestern Fisch gegessen.

Die spanische Fischerei-Industrie wird zu einem Drittel aus Steuergeldern subventioniert. Kommen Sie, kaufen Sie, nehmen Sie zwei Fische und Sie bekommen einen geschenkt! Mit diesen Steuergeldern fahren die schwimmenden Fischfabriken z.B. nach Somalia und fischen dort. Fischen die Fischgründe leer. Denn der failed State Somalia kann sich ja nicht wehren.

In Ermangelung von Fischen wurden aus somalischen Fischern dann Piraten. Das denk ich mir nicht aus, für so kranke Geschichten brauchts uns, keine Märchen. Mittlerweile sind das natürlich üble organisierte Verbrecherbanden (und das piratische Fußvolk, die Ex-Fischer – wahrscheinlich immer noch arme Schweine). Und vor denen lässt sich unsere Fischindustrie dann durch unsere Marine schützen. Das ist wahrscheinlich noch gar nicht in die Subventionen eingerechnet.

Und die Exkunden der Exfischer verrecken inzwischen auf dem somalischen Festland wegen der Jahrhundertdürre. Ja, ja, Jahrhundert-dies Jahrhundert-das, das Jahrhundert ist auch nicht mehr, was es mal war. Liegt an unserem Klimawandel. Also meinem, hab gerade neulich meine Stromrechnung gesehen. War beeindruckt, dafür habe ich bestimmt das eine oder andere somalische Baby geröstet. Nur so nebenbei, die Dürre am Horn von Afrika wurde bereits vor über einem Jahr vorhergesehen. Das große Sterben der Menschen dort hätte mit relativ kleinem Aufwand verhindert werden können, wenn man rechtzeitig gehandelt hätte.

Aber wenn wir überhaupt handeln, dann handeln wir erst wenn wir den Negerkindern endlich im Fernsehen beim Verhungern zuschauen können. Unser Mediensystem ist völlig kaputt (mein Vorschlag: Qualeaktäts Journblogismus). Ist natürlich ganz was anderes, wenn einer dieser verdreckten Neger übers Mittelmeer zu uns will. Ja, dann handeln wir. Dann ist Schluss mit Dürre, dann ist schnell mal mehr Wasser als er händeln kann.

Jean Ziegler ist der Meinung, Kinder verhungern zu lassen, während man überreichlich Nahrung an Schweine verfüttert oder in Autos verbrennt, sei Mord. Ich nenne es Pauperozid. Und der globale Pauperozid mit allein 6 Millionen verhungerten Kindern jährlich macht uns, mein Regime, zum schlimmsten Terrorregime, das je auf diesem Planeten gewütet hat.

Ja, schlimm das mit unserer Polizei.

Pauperozid

Pauperozid bezeichnet den globalen Armenmord, den wir – die Industriegesellschaften – zu verantworten haben.

Zu meiner Verblüffung habe ich fest gestellt, dass Google weder den Begriff „Pauperozid“ noch „pauperocide“ kennt. Um noch mehr vom Elend in der Welt profitieren zu können, reklamiere ich diese Wortschöpfung also hiermit für mich, in der Hoffnung dadurch reich oder wenigstens berühmt zu werden.

Pauperozid bezeichnet den globalen Armenmord. Arme lässt man weltweit verhungern. Z.B. verhungern jährlich 6 Millionen Kinder. Ein Mord ist das, weil wir (die Industriegesellschaften) Entwicklungsländer gezwungen haben – durch Weltbank und Währungsfond – unser System (Marktwirtschaft) zu übernehmen und dieses System nun dazu nutzen lokale selbstversorgende Agrarsysteme wirtschaftlich zu zerstören und lokale Agrarressourcen zu uns zu schaffen. Das Welt-Agrarsystem gäbe genug Ressourcen für 12 Milliarden Menschen her. Die Zahlen (6 Millionen Kinder, genug für 12 Milliarden) entstammen übrigens dem World Food Report der FAO, der Ernährungsorganisation der Uno. Es wär also genug zu essen da, wir enthalten es ihnen nur bewusst vor. Zu Mord gehören noch niedere Motive. Mehr Auto fahren zu wollen (Biodiesel) und das dringende Bedürfnis, mehr Fleisch zu fressen, kann man wohl als solche zählen.

Also liebe Mitmörder. Bei unserem nächsten Mord (in spätestens 5 Sekunden ist ein Kind fällig) nennen wir dieses – das Kind – beim Namen. Es handelt sich um Pauperozid. Wenn ich ein bisschen rechne und die Bevölkerungszahlen der Industrieländer sowie meine Lebenserwartung einbeziehe, komme ich übrigens darauf, dass ein ganzes Kind für mich drauf geht. Da ich eher überdurchschnittlich verdiene und entsprechend Ressourcen verbrate, sind es vielleicht auch zwei oder drei. Sprache formt bekanntlich das Denken und die Steuerung der Sprache ist vermutlichen ein wesentlicher Teil der Misere unserer verkommenen Gesellschaft. Also benennen wir unser Verbrechen. Wir begehen Pauperozid.