Umwelt und Infrastruktur

In fortschrittlichen Ländern funktioniert die infrastrukturelle Politik, deswegen nehme ich an, das wird keine große Herausforderung. Wenn eine Meta Verfassung erdacht werden kann, dann wird es ein von Anwälten und Politikern zu lösendes, rein technisches Problem sein. Ein demokratisches System das so lokal wie möglich (da Infrastruktur meist ein lokales Problem ist, sollte das System dem entsprechen) funktioniert, wird ausreichen.

Umweltschutz ist eine ganz andere Problematik. Umweltschutz funktioniert nur durchgängig in Ländern die schon das meiste ihrer Natur durch kultivierte Ländereien ersetzt haben. Und selbst diese Länder kümmern sich wenig um den Schaden der von Palmöl Plantagen oder ihrem CO2 Ausstoß angerichtet wird. Ich glaube wir werden vielleicht gerade so dem Schicksal und selbst zu braten, ertränken oder zu vergiften, entkommen. Hoffentlich schaffen wir es auch uns nicht in tausend Stücke zu sprengen. Aber wenn die Menschheit überlebt, wird die Erde arg gelitten haben. In Kürze werden wir das meiste der weltweiten Wälder abgeholzt haben, die Fischgründe leer gefischt, und fruchtbares Land ausgelaugt haben. Vielleicht können wir überleben, aber wir werden 90% oder mehr der Artenvielfalt dabei vernichten. Das ist kein Pessimismus, es ist eine Hochrechnung einer seit Jahrtausenden andauernden Entwicklung. Und es gibt keine Anzeichen einer Umkehr.

Also was kann getan werden? Ich glaube nicht das es möglich oder gar wünschenswert ist, die Umwelt zu retten während viele Menschen hungern oder an üblen Krankheiten sterben. Umweltschutz kann den Menschen in keiner Gesellschaft, in der ich leben möchte, aufgezwungen werden. Demnach ist Umweltschutz die Aufgabe, die Menschen zu ernähren und zu bilden.

Kein Problem. Lasst uns einfach weltweit eine Billionen Dollar für Nahrungsmittel und Bildung ausgeben. Jedes Jahr. Die ersten Hundert Milliarden werden die Nahrungsmittelversorgung sicherstellen, die UNO schätzt eher dreißig bis fünfzig Milliarden um den Hunger zu stillen. Die übrigen 900 Milliarden könnten sicherlich die Bildung soweit vorantreiben, das selbst Umweltschutz in einer Dekade realisiert werden könnte. Und die Welt wäre soviel besser. Eine Billionen jedes Jahr. Das ist ökonomisch durchaus möglich, dieser Betrag wird weltweit jedes Jahr für Waffen ausgegeben. OK, ich weiß es ist absolut lächerlich zu erwarten, dass die Menschen aufhören einander umzubringen und stattdessen anfangen sich gegenseitig zu ernähren und zu bilden. Hauptsächlich funktioniert es im westlichen Europa, aber selbst wenn wir uns anstrengen wird die Entwicklung im Rest der Welt wahrscheinlich noch Jahrzehnte dauern. Letztendlich wird es passieren, aber die Erde wird dann schon ganz schön alt aussehen.

Also schlage ich etwas anderes vor. Unbekannte Spezies können nicht wieder zum Leben erweckt werden. Unverstandene Ökosysteme können nicht wieder aufgebaut werden. Tatsächlich sieht es so aus, als wenn Ökosysteme gar nicht wiederhergestellt werden können. Aber solange wir nicht wissen, was wir verlieren, sollten wir unser möglichstes tun, keine Türen endgültig zu verschließen. Wir sollten unsere Regierungen veranlassen, ein paar Milliarden für die Erforschung der biologischen Vielfalt auszugeben, um eine Probe jeder Spezies die wir finden können, einzufrieren, und um die Ökologie zu studieren so lange sie noch exsistiert. Dann können, sobald wir uns für das Überleben der Menschheit entschieden haben, vielleicht einige Teile der Biosphere wiederhergestellt werden. (Sicherlich in ganz anderer Art als heute)

Lass mich das ein wenig ausführen. Falls Du ein Umweltschützer bist, machst Du großartige Arbeit, (hoffentlich) trotzdem wirst Du die meisten Schlachten verlieren. Es besteht nicht die geringste Möglichkeit das wir auch nur 50% der momentanen Biodiversität für die nächsten 50 Jahre erhalten können. Biodiversität ist höchstwahrscheinlich ein signifikanter Wert für die Menschheit, also sollten wir auch verzweifelte Maßnahmen ergreifen. Diese Arbeit ist bereits im Gang, aber es muss mehr Geld dafür ausgegeben werden. Es würde ausreichen die Mittel für Kernfusions- Forschung für die Erforschung der Biodiversität und Ökologie zur Verfügung zu stellen. Wir würden garantierte Werte gegen etwas tauschen von dem nicht bewiesen ist das es überhaupt funktioniert... von dem es nicht mal wahrscheinlich ist das es in vorhersehbarer Zukunft funktioniert. Dabei bräuchten wir die Kernfusion nicht aufzugeben, da wir nicht über so schrecklich viel Geld reden. Denk an das Human Genome Projekt. Eine ähnliche Anstrengung in ähnlichem zeitlichen Rahmen wäre ausreichend.

In der Zwischenzeit wäre eine Deckelung der Emissionen und der Nutzung natürlicher Ressourcen ausreichend. Das System vom Handel mit Emsissions Konzessionen sieht sehr vielversprechend aus. Auch hierbei ist alles eine Frage der Bildung. Die Maßnahmen sind vorhanden, der politische Wille nicht. Ich denke das wird sich schließlich von selber ändern. Sobald der Neo Liberalismus und seine formidable Propaganda Maschinerie (siehe Kapitel 5.1.1.3) nicht mehr das übermäßig vorherrschende System sind, werden sich solche Dinge automatisch verändern. Ich setze vor raus, dass die Menschen die Natur mögen, sie sehr genießen und durchaus Willens sind sie zu erhalten, wenn sie nicht massiver Propaganda, die anderes sagt, ausgesetzt sind. Und wenn sie nicht dabei sind zu verhungern.

Umweltzerstörung ist ein Symptom unserer sozialen Probleme. Sind die sozialen Probleme gelöst, werden die Umweltprobleme verschwinden. Schade nur, dass die meiste Umwelt verschwunden ist, bevor wir die Politik in den Griff kriegen, also sollten wir verzweifelt versuchen zu retten was wir können.

Thorsten Roggendorf 2009-07-04