Liebe Karen, lieber Robin

Ein offener Brief an meine Nichte und meinen Neffen über Drogen.

Liebe Karen, lieber Robin, dies ist ein Blog.
Liebe Leser, dies ist ein Brief.

Zunächst kurz an meine Leser

Karen ist meine Nichte, Robin mein Neffe. Dieser „Artikel“ ist ein Brief an sie. Ich war heute auf Robins 18tem Geburtstag. Es passt zwar nicht ganz hier ins Thema, aber da das Thema letztendlich meine versponnenen Gedanken sind, passts dann doch wieder irgendwie. Und da das vielleicht noch wen interessiert und hier nichts Privates kommt, wähle ich als Weg mein Blog hier. Irgendwie ist das hier auch eine Übung in Postprivacy.

Und nun der Brief

Liebe Karen, lieber Robin

Ich habe heute mit Dir, Karen, kurz über Alkohol und Cannabis geredet. Nichts Aufregendes, nur ein paar Sätze nebenbei. Angefangen habe ich – zufällig – aber es wurde deutlich, dass das Thema Drogen für Dich relevant ist. Zuhause ist dann die Erinnerung gekommen. Natürlich ist das Thema in Deinen Alter relevant. Und mir ist noch etwas eingefallen. Als ich 16 war, war alles was ich über Drogen wusste absolut nutzloser, dämlicher Scheiß. Ich hoffe sehr, dass das mittlerweile besser geworden ist. Ich hoffe, dass ihr heute sehr viel besser aufgeklärt werdet als ich damals. Aber falls nicht, wollte ich Euch etwas dazu aufschreiben.

Drogen haben ein Abhängigkeits- (Sucht-) Potential und sie haben bestimmte Wirkungen und „Nebenwirkungen“. Das ist gut zu wissen, genauso wie man über andere Gesundheitsrisiken Bescheid wissen sollte – z.B. Autofahren, Gewichtszunahme und Bewegungsmangel, übermäßige Sonneneinstrahlung auf der Haut … Aber was das Thema Drogen betrifft ist das letztendlich irrelevant. Das ist ein reines Ablenkungsmanöver. Bei Drogen geht es um etwas ganz anderes.

Es gibt Menschen, die sich verlieren. Es gibt tausende Arten sich zu verlieren. Manche werden Workaholics und werden ihre Arbeit. Es gibt Menschen, für die wird Sex zum Lebensinhalt. Immer mehr versinken in diversen Sitzmöbeln vorm Computer, bei Facebook oder World of Warcraft. Routine kann Menschen auffressen, ohne dass man etwas davon sieht. Ja, es gibt auch Menschen, die Opfer von Drogen werden.

Wenn Ihr mal Heroin versucht, ist die Wahrscheinlichkeit extrem hoch, dass Ihr Euch verliert. Wenn Ihr ernsthaft anfangt zu trinken, ist sie ziemlich hoch. Auch dass ist gut zu wissen. Trotzdem spricht absolut nichts dagegen, sich mal zu besaufen. Auch mal zu Kiffen ist nicht der Rede wert. Es ist sogar sehr positiv, eine Routine zu entwickeln und sooo viele werden gar nicht von ihr gefressen. Wichtig ist eins: Was immer ihr tut, gebt auf Euch acht. Verliert Euch nicht.

Euer
Thorsten

p.S.:
Ich wollte den Text so kurz wie möglich halten. Doch jetzt – zwei Tage später – finde ich es fehlt etwas. Eine Erklärung.
Der Mensch ist – zu einem großem Teil – was er tut. Wenn man sehr glücklich ist, lächelt man. Doch reines mechanisches Lächeln macht auch glücklich. Sehr vieles, was wir tun färbt auf uns ab. Nehmt Euch hin und wieder Zeit und überlegt, was Ihr tut. Tut Ihr was ihr sein wollt? Natürlich muss man Kompromisse machen. Aber man darf nicht zu viele machen.

Postjournalismus, Postprivacy

Das Video eines prügelnden Richters – von seiner Tochter, dem Opfer aufgezeichnet – illustriert das Ende der Privatheit und die Anfänge des postkommerziellen Journalismus.

Achtung, dieses Video ist starker Tobak. Es zeigt die Misshandlung eines 16 jährigen Mädchens durch ihren Vater und ihre Mutter. Es zeigt auch einen Richter – den Vater – mit offensichtlich bestürzendem Urteilsvermögen. Das Video ist nicht zuletzt ein Dokument des schleichenden Endes der Privatheit und ein frühes Dokument (es ist von 2004) des postkommerziellen Journalismus.

Postprivacy

In meinem Haushalt gibt es zwei Smartphones mit Audio/Video, es gibt eine klassische Videokamera, einen Fotoapparat mit rudimentärer Videofunktion und bald bekomme ich eine Webcam. Das sind vier vollwärtige Audio/Video Aufzeichnungssysteme und wenn meine Kinder älter werden, werden es wahrscheinlich noch zwei mehr. Das unten verlinkte Video illustriert einen (positiven) Aspekt der so einziehenden Postprivacy: Es wird schwerer Barbarei hinter bürgerlicher Fassade zu verstecken. Wer sich für mehr meiner Gedanken über Postprivacy interessiert, sei auf diesen Artikel verwiesen.
Im zweiten Teil erweitere ich zeitgenössische Postprivacy-Entwürfe um ein juristisch garantiertes Recht auf Pseudonymität.

Postjournalismus

Wenn jeder jederzeit eine Videokamera in der Tasche hat, ändert sich das „Geschäftsfeld“ des Journalismus grundlegend. Ich hoffe es verschwindet komplett. Das Video wurde von der Tochter des Richters aufgezeichnet und (wohl lange nach der Misshandlung) veröffentlicht. Da es das unzulängliche Urteilsvermögen eines Richters dokumentiert, ist es von eminentem öffentlichen Interesse. Es wurde über zahlreiche Blogs und soziale Netzwerke verbreitet. Es gibt jetzt eine offizielle Untersuchung des Falls und der Richter verliert möglicherweise sein Amt. Es handelt sich um eine Straftat, die aber verjährt ist. Mehr Details z.B. hier.

Dies ist ein ziemlich klarer geradliniger Fall. Es gibt ein Dokument, das die komplette Problematik deutlich illustriert, das wurde über die üblichen Kanäle verbreitet, nun ist es öffentlich und Konsequenzen bahnen sich an. Oft besteht Journalismus aber darin, dass viele Fakten zusammengetragen werden. Auch hierfür gibt es Beispiele. Hier habe ich z.B. auf eine Analyse von Cablegate Depeschen durch einen Blogger hingewiesen. Diese Analyse fördert meiner Ansicht nach Erschütterndes zutage.

Die Allgegenwart von Aufzeichnungsmitteln, Twitterern und Suchwerkzeugen wird uns in Zukunft auch deutlich komplexere – und kooperative! – Recherchen und Analysen durch Amateure bringen, zahlreiche Ansätze sind bereits erkennbar. Ich halte das für eine durchweg positive Entwicklung. Hier zeichne ich das Bild eines künftigen freien Journalismus etwas ausführlicher.

Freie Videoschau

Wäre unsere Kultur ohne Urheberrecht verloren? An konkreten Beispielen zeige ich, dass unsere Kultur schon heute keineswegs auf das Urheberrecht angewiesen ist.

Ohne umfangreichen rechtlichen Schutz ihrer Urheber wäre unsere Kultur mehr oder weniger am Ende. Dieser Ansicht ist die breite Mehrheit unserer Bevölkerung. Hier wird an ganz konkreten Beispielen gezeigt, was wir verlören und was wir gewännen wenn wir wie zur Zeit der großen Dichter und Denker (und Komponisten) aufs Urheberrecht verzichteten.

Zunächst ein mal: Unsere Kultur ist gar nicht sooo unglaublich toll. Es gibt auf diesem Planeten tausende anderer Kulturen, die kulturell Großes leisten. Diese anderen Kulturen nutzen das Urheberrecht weniger als wir zur aggressiven Vermarktung und werden folgerichtig nach und nach von uns ausgelöscht. Nur die Größten und Stärksten setzen sich durch, und manchen hilft ein Zufall.

Audio

Das einzige in dem unsere Kultur wohl unübertrefflich ist, ist unsere Arroganz. Noch heute gilt hier beispielsweise das Belcanto als Zenit gesanglicher Virtuosität. Diese Gesangstechnik war unter anderem von der Notwendigkeit geprägt, Opernsäle unverstärkt mit der Stimme zu beschallen und sich dabei gegen ein ganzes Orchester durchzusetzen. Bis heute ist das rhythmische Repertoire klassischer Sänger vergleichsweise primitiv. Sie nutzen von den Ausdrucksmöglichkeiten der Stimme lediglich jenen Bruchteil, der sich in glasklaren lauten Tönen darstellen lässt – eben jenen Teil, der im natürlichen Ausdruck von Menschen die geringste Rolle spielt.

Wer heute nach gesanglicher Virtuosität sucht, der muss weit über unseren Kulturkreis hinausgehen. Einer der größten Gesangsvirtuosen unserer Zeit war der 1997 verstorbene (Sufi) Qawwali-Sänger Nusrat Fateh Ali Khan. Wir haben ihn sogar ordentlich mit Preisen überhäuft. Aber kennen tut ihn natürlich keine Sau. Hier gibt’s ein Video (eigentlich Audio). Ich habe das nach der Zugänglichkeit für westliche Ohren ausgewählt, nicht nach der dokumentierten Virtuosität.

Video

Eigentliches Thema dieses Artikels ist jedoch nicht allgemeines Kultur-Bashing. Ich nehme mir eine Folge der Telepolis Video-Schau, und analysiere einige der verlinkten Videos auf ihren Hintergrund und kulturellen Gehalt. Meine Auswahl ist natürlich davon gelenkt, dass ich demonstrieren möchte, dass freie Kultur eben nicht unterlegen ist. Doch ist die Kritik an kommerziellen Medienerzeugnissen eins zu eins auf die große Mehrzahl kommerzieller Medienerzeugnisse verallgemeinerbar. Und durch die Beschränkung auf genau eine Folge der Telepolis Videoschau verdeutliche ich, dass kulturelle Signifikanz in freien Medienerzeugnissen keine Riesen-Ausnahme sein kann.

Wir starten mit einem kommerziellen Erzeugnis. Stephen Colbert ist ein sehr erfolgreicher US-Komiker. Dies ist ein Ausschnitt aus einer seiner Shows. Er wärmt einen Gag mit Siri, Apples neuem sprachgesteuerten Assistenten im iPhone, auf, der schon vorher erfolgreich von anderem im Netz lanciert wurde. So streicht Colbert ohne großen finanziellen Aufwand (Gag-Autoren) ein paar sichere Lacher ein. Das ganze wird natürlich in einer Professionalität präsentiert, die von Amateuren kaum zu leisten ist.

The Won Ton Soup“ von Boo Ya Pictures ist ein Mischprodukt. Die Firma lebt offenbar vom Dreh kleinerer Projekte – z.B. Musikvideos – das hier besprochene Video wurde aber wohl nicht aus unmittelbaren finanziellen Interessen gedreht. Über die Motive der Macher kann ich nur spekulieren, sie mögen von Leidenschaft getrieben sein, stellen es aber sicher zur Aufmerksamkeitsgenerierung für ihr Geschäft ins Netz. Musikvideos wiederum, von denen Boo Ya Pictures lebt, dienen ebenfalls nur der Aufmerksamkeitsgenerierung. Das Geld kommt für die Musiker hauptsächlich aus Konzerten (wäre also nicht vom Auslaufen des Urheberrechts bedroht) und für die Labels aus Plattenverkäufen. Letzteres hängt am Urheberrecht. The Won Ton Soup zeigt immerhin eine originelle Idee, die recht professionell umgesetzt wird.

Gänzlich frei ist hingegen „I’m the bomb“. Feraz Ozel, der Macher, ist ebenfalls US-Comedian. Doch dieser lebt von seinen Auftritten und nutzt das Video ebenfalls zur Aufmerksamkeitsgenerierung. Das Video ist originell, witzig, gut präsentiert und problematisiert den gallopierenden Antiislamismus – bisher eindeutig das stärkste Video in diesem Review.

Wiederum kommerziell ist „Lord Monckton“ von „The Hamsterwheel“ einer australischen Comedy-Truppe. Das Video unterstellt, dass der bekannte Klima-Skeptiker Lord Monckton in Wahrheit eine von Sascha Baron Cohen geschaffene Kunstfigur ist. Den Machern ist es sogar gelungen, Lord Monckton für ein Interview zu bekommen, in dem der Interviewer so tut, als hätte er es mit dem verkleideten Sascha Baron Cohen zu tun. Ich sage es ungern in diesem Artikel, aber dieses Video ist ein kleiner Geniestreich.

The Gamers von Dead Gentlemen productions scheint ein Hobby-Projekt zu sein, sicher bin ich aber nicht. Das Video ist einigermaßen originell und bietet Einblick in die weithin unbekannte Subkultur der Pen-and-Paper-Rollenspieler. Unterstellt, dass es sich um ein Hobby-Projekt handelt, hat das Video eine sehr ordentliche Qualität. Ich habe es mir übrigens nicht in voller Länge angetan.

Gänzlich kommerziell ist „Angry Birds Seasons Ham’O’Ween“. Es handelt sich um eine Mini-Zeichentrick-Geschichte die als Werbung für das Spiel „Angry Birds“ dient. Die Story ist sturzblöd und die Optik ist von Tim Burton geklaut. Das ganze natürlich auf höchstem technischen Niveau.

Ein völlig anderes Kaliber ist „I live in the Woods“  von Max Winston. Er hat das Video als Student gedreht und es mit einem Stipendium (hinterm Link auf Award winners/alphabetically/W/runterscrollen/Max Winston, ist leider nicht direkt verlinkbar) finanziert. Es kann somit als völlig unabhängig vom Urheberrecht gelten. Das Video besticht durch eigene Optik und Stilistik, rasante Entwicklung und verstörenden Inhalt. Ein Kurzfilm auf höchstem Niveau.

Google steuert auch etwas bei. Aus Street View wird Rail View, nett anzusehen, gut gemacht, Werbung für Google. Ich habe es hier reingenommen, weil es eine (kommerzielle) Doku ist.

So kann ich Googles Beitrag diesem Meisterwerk der Piratenpartei gegenüberstellen. Ich weiß nicht so recht, was sich die Macher dabei gedacht haben. Es soll wohl auch Werbung für die Piraten sein (aber da ist natürlich nichts kommerzielles und mit Urheberrecht hat das absolut nichts zu tun). Ursprünglich war es als Interview mit Fabio Reinhardt gedacht, der soeben für die Piraten ins Berliner Abgeordnetenhaus eingezogen ist. Doch dann kam unverhofft Regine Feldewert dazu und es entspann sich ein Dialog zwischen ihr und Reinhardt. Zur Bewertung dieses Videos sollte man sich klarmachen, dass Olli Dittrich für „Dittsche“ (zurecht) unter zahlreichen Preisen auch den Adolf Grimme Preis erhielt. Regine Feldewert hat etwas, was Dittsche fehlt: Sie ist echt. Das allein macht dieses Video schon absolut sehenswert. Hinzu kommt noch, dass es ausgerechnet von den Piraten lanciert wird, die vor allem für Bürgerbeteiligung und Basisdemokratie stehen. Wie es sich für ein Kulturgut von Rang gehört, eröffnet dieses Video zahlreiche Lesarten:

  • Werbung für die Piraten
  • Anti-Werbung gegen die Piraten
  • Diskreditierung der CDU
  • Bloßstellung und Verachtung der Wähler
  • Schonungslose Transparenz
  • Schlichte Dokumentation
  • Information über die Piraten

Ich nehme es als in jeder Hinsicht absurdes Gesamtkunstwerk.

http://www.youtube.com/watch?v=IPOAXYvs1cw

Wir sind die Bösen

Subventionierter Fisch – effiziente Methoden des Massenmordes und der Umweltzerstörung.

Nicht nur unsere Polizei. Ich auch. Ich habe gestern Fisch gegessen.

Die spanische Fischerei-Industrie wird zu einem Drittel aus Steuergeldern subventioniert. Kommen Sie, kaufen Sie, nehmen Sie zwei Fische und Sie bekommen einen geschenkt! Mit diesen Steuergeldern fahren die schwimmenden Fischfabriken z.B. nach Somalia und fischen dort. Fischen die Fischgründe leer. Denn der failed State Somalia kann sich ja nicht wehren.

In Ermangelung von Fischen wurden aus somalischen Fischern dann Piraten. Das denk ich mir nicht aus, für so kranke Geschichten brauchts uns, keine Märchen. Mittlerweile sind das natürlich üble organisierte Verbrecherbanden (und das piratische Fußvolk, die Ex-Fischer – wahrscheinlich immer noch arme Schweine). Und vor denen lässt sich unsere Fischindustrie dann durch unsere Marine schützen. Das ist wahrscheinlich noch gar nicht in die Subventionen eingerechnet.

Und die Exkunden der Exfischer verrecken inzwischen auf dem somalischen Festland wegen der Jahrhundertdürre. Ja, ja, Jahrhundert-dies Jahrhundert-das, das Jahrhundert ist auch nicht mehr, was es mal war. Liegt an unserem Klimawandel. Also meinem, hab gerade neulich meine Stromrechnung gesehen. War beeindruckt, dafür habe ich bestimmt das eine oder andere somalische Baby geröstet. Nur so nebenbei, die Dürre am Horn von Afrika wurde bereits vor über einem Jahr vorhergesehen. Das große Sterben der Menschen dort hätte mit relativ kleinem Aufwand verhindert werden können, wenn man rechtzeitig gehandelt hätte.

Aber wenn wir überhaupt handeln, dann handeln wir erst wenn wir den Negerkindern endlich im Fernsehen beim Verhungern zuschauen können. Unser Mediensystem ist völlig kaputt (mein Vorschlag: Qualeaktäts Journblogismus). Ist natürlich ganz was anderes, wenn einer dieser verdreckten Neger übers Mittelmeer zu uns will. Ja, dann handeln wir. Dann ist Schluss mit Dürre, dann ist schnell mal mehr Wasser als er händeln kann.

Jean Ziegler ist der Meinung, Kinder verhungern zu lassen, während man überreichlich Nahrung an Schweine verfüttert oder in Autos verbrennt, sei Mord. Ich nenne es Pauperozid. Und der globale Pauperozid mit allein 6 Millionen verhungerten Kindern jährlich macht uns, mein Regime, zum schlimmsten Terrorregime, das je auf diesem Planeten gewütet hat.

Ja, schlimm das mit unserer Polizei.

Wachstum mussnich kannaber

Wie lässt sich die Abhängigkeit unserer Gesellschaft von kräftigem Wirtschaftswachstum brechen? Wie können wir die eigentlichen Ursachen der Finanz- und Schuldenkrisen beheben?

Unsere marode Finanzlage ist nur ein Symptom eines systemischen Fehlers. Wir brauchen mehr Wirtschaftswachstum, als spontan entsteht. Wenn die Politik dies wirklich will, werden wir die aktuelle Krise (Eurokrise Herbst 2011) einigermaßen ungeschoren überstehen. Dazu brauchen wir vor allem paneuropäische Solidarität, denn nur gemeinsam können wir den Marktkräften noch einmal die Stirn bieten. Da es sich aber um einen systemischen Fehler handelt, wird auch dann die nächste Krise nicht lange auf sich warten lassen. Und ob wir die dann auch noch überstehen können ist mindestens fraglich. Wir brauchen eine Lösung für das Problem des zu geringen Wirtschaftswachstums. Ich werde im Folgenden eine Idee einer solchen Lösung erläutern.

Wachstumszwang

Die gegenwärtige Krise ist letztendlich eine Wachstumskrise. Der aktuelle Auslöser, der das Überschuldungsfass zum Überlaufen gebracht hat, war die Subprime Finanzkrise 2008. Diese zwang die Staaten, sehr große Summen auf Kredit in das Finanzsystem zu pumpen. Dies führte zur Überschuldung von Staaten, die – wie Irland – vorher eine Mustergültige Finanzpolitik hatten. Doch andere Länder – die großen Volkswirtschaften Europas und auch die USA und Japan – haben schon seit 40 Jahren kein hinreichendes Wirtschaftswachstum mehr gehabt, ohne dieses auf Staatsrechnung herbei zu subventionieren und somit immer größere Schuldenberge anzuhäufen.

Ich vermute, dass ein Grund für das schwindende Wachstum das Easterlin-Paradox ist: Steigendes Einkommen lässt die Zufriedenheit der Bürger wachsen, doch ab etwa 20.000$ pro Kopf Bruttoinlandsprodukt lässt dieser Effekt stark nach. Offenbar treten ab diesem Punkt andere Dinge in den Vordergrund. Die Menschen wünschen sich mehr Freizeit, bessere Arbeitsbedingungen, Sicherheit usw.. Das Wachstum lässt nach.

Wirtschaftswachstum ist für uns vor allem aus zwei Gründen wichtig: 1. Arbeitsplätze und 2. Investitionen.

  1. Der technische Fortschritt und die fortwährende Optimierung von Unternehmensprozessen erhöhen dauernd die Produktivität. Daher braucht es immer weniger Arbeitskraft um das gleiche herzustellen. Das bedeutet, dass ohne Wirtschaftswachstum die Arbeitslosigkeit steigt.
  2. In einer Marktwirtschaft wird nur in etwas investiert, wenn damit die Erwartung verknüpft ist, dass die Investition gewinnbringend ist. Wenn die Wirtschaft aber nicht wächst sinkt die Gewinnerwartung von Unternehmen. Gesamtwirtschaftlich können Investitionen in einer Gesellschaft mit geringem oder ohne Wirtschaftswachstum nur noch auf die Rendite spekulieren. Im schlimmsten Fall kommt es zu Deflation und Kontraktion der Wirtschaft.

Dynamischer Tarif

Ich habe bereits in einigen Artikeln ein spezielles Tarifgesetz erörtert. Ich halte es für möglich, dass ein solches Verfahren beide Probleme lösen könnte. Einerseits würde es für eine Verteilung der verbleibenden Arbeit sorgen, andererseits ließe sich durch adäquate Anpassung des Tarifs ein Ausgleich zwischen Angestellten und Investoren erreichen, der beide Parteien an der Wertschöpfung partizipieren ließe.

Nach dieser Regel wäre der Stundenlohn abhängig von der Wochenarbeitszeit. Je mehr jemand arbeitet, desto mehr verdient er pro Stunde. Natürlich müsste die Arbeitszeit langfristig und über alle Stellen (wenn jemand mehrere Jobs gleichzeitig hat) gemittelt werden. Auch müsste es einen Ausgleich für die Länge der Ausbildung geben. Etwas genauer ist das hier erläutert.

Verteilung der Arbeit

Dies würde dazu führen, dass die Unternehmen dafür sorgen, dass die zu erledigende Arbeit optimal verteilt würde. Denn die Unternehmen hätten ja ein Interesse, möglichst viele Menschen möglichst wenig zu beschäftigen. Heute ist umgekehrt. Unternehmen versuchen, das optimale Personal zu finden und dies möglichst viel arbeiten zu lassen.

Dieser flexible Tarif ist aber etwas völlig anderes als die Forderung nach Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich. Denn der tatsächliche Lohn und die Arbeitszeit wird ja individuell ausgehandelt. Besonders produktive Mitarbeiter würden demnach etwas mehr arbeiten und auch mehr verdienen. Es ist auch anzunehmen, dass Führungspersonal mehr arbeitete und mehr verdiente, denn Führungskräfte arbeiten auch heute im Schnitt mehr als Mitarbeiter ohne Personalverantwortung. Das müsste natürlich nicht so sein, und vielleicht würden Unternehmen das entsprechende Einsparungspotential auch ausschöpfen – was zweifellos im Sinne einer weniger hierarchischen Gesellschaft wäre.

Insgesamt ist allerdings anzunehmen, dass Arbeitnehmer im Schnitt etwas weniger verdienen. Denn es würden ja im Gegensatz zu heute alle Arbeitswilligen in die Arbeitswelt einbezogen. Der heute nur an einen Teil der Arbeitnehmerschaft ausgezahlte Gesamtbetrag würde auf mehr Menschen verteilt werden.

Dadurch, dass Unternehmen zur Kostensenkung jederzeit interessiert wären, neue zusätzliche Mitarbeiter einzustellen, würden sich andererseits zahlreiche positive Effekte für Arbeitnehmer ergeben. Dies ist ein Schwerpunkt dieses Artikels.

Das tatsächliche Lohngefüge hinge von der genauen Gestaltung der Abhängigkeit von Lohn und Arbeitszeit ab. Wenn bei steigernder Arbeitszeit der Stundenlohn zu stark stiege, würden alle Mitarbeiter eines Unternehmens gleich lange arbeiten und gleich viel verdienen, eine Individualisierung gäbe es nicht. Ist der Anstieg zu schwach, tritt der Arbeitsverteilungseffekt nicht ein. Hier muss der richtige Mittelweg gefunden werden. Dies ist die Steigung der Lohnkurve.

Verteilung der Wertschöpfung

Nun kann man auch die Durchschnittshöhe der Lohnkurve ändern. Wenn bei gleicher Arbeitszeit ein höherer Stundenlohn gezahlt wird sinkt die Rendite der Investoren und das Einkommen der Arbeitnehmer steigt. Wenn bei gleicher Arbeitszeit weniger verdient wird verhält es umgekehrt, die Investoren profitieren mehr.

Über diesen Hebel – die Durchschnittshöhe der Lohnkurve – könnte die Investitionsrate ziemlich direkt beeinflusst werden. Die Steigung der Lohnkurve könnte von einer Instanz vergleichbar den Zentralbanken oder von der Regierung festgelegt werden.

Ihre Höhe könnte von der Regierung oder in freier Verhandlung von Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern festgelegt werden. Es ist durchaus auch denkbar, wie heute nach Branchen unterschiedliche Tarife festzulegen. Allerdings müssten anders als heute alle Arbeitsverhältnisse einem derartigen Tarif unterliegen. Auch sollte die Höhe der Lohnkurve einen automatischen Inflationsausgleich enthalten, das heißt sie sollte immer relativ zum Wert eines Warenkorbes ausgedrückt werden. Letzteres würde allerdings erfordern, dass sie auch mal sinken kann, was bei heutigen Tarifen nicht der Fall zu sein scheint.

Krisenresistenz

Wenn nun das Wirtschaftswachstum schwächelt müssten die Höhe der Lohnkurve sinken, entweder durch politische Festlegung oder in wie entsprechenden Verhandlungen bestimmt. Es würde zu keinem Anstieg der Arbeitslosigkeit kommen, allerdings würden die Arbeitnehmer weniger einnehmen und vermutlich müssten auch die Investoren etwas zurückstecken. So ließen sich auch ohne oder mit geringem Wirtschaftswachstum Dividenden hinreichende Renditen erzielen ohne dass dabei die Arbeitslosigkeit zunähme.

KiIsWhoWi Update

KiIsWhoWi Bewertungskategorien werden komplett von den Nutzern festgelegt werden. Die wichtigsten Argumente werden kurz erläutert.

Ich habe mich entschlossen, die Bewertungskategorien von KiIsWhoWi allein von den Usern festlegen zu lassen. Zu verdanken ist dieser komplette Sinneswandel meinerseits Ankes Sturheit, die zurecht auf ihrem Standpunkt beharrte. Hier lege ich kurz die Argumente dar, die mich lange von diesem Schritt abgehalten habe, und jene, die mich letztendlich überzeugt haben.

Contra

Ich habe KiIsWhoWi zwar immer als eigenständiges Projekt gesehen, doch ich habe es auch immer als notwendige Voraussetzung für Extreme Governing gesehen. Und in diesem Zusammenhang hielt ich die vorgegebene Kategorisierung eigentlich für notwendig, denn hierfür ist es wichtig, die Kategorien in Zusammenhang zu bringen. Diesen Zusammenhang nachträglich herzustellen bedeutet einen großen Aufwand, der von mir kaum zu bewältigen ist.

Außerdem stellt die nachträgliche Herstellung dieses Zusammenhangs eine Verzerrung der Ergebnisse dar. Wenn ich dies nachträglich umsetzte würde dies einen Akt der Willkür darstellen, der so von manchen Nutzern sicher nicht akzeptiert würde.

Pro

Die Idee zu KiIsWhoWi ist stark von Wikis inspiriert. Wikis werden bekanntlich von Nutzern gestaltet. Die vorherige Festlegung der Kategorien würde eine zu starke Einschränkung der Gestaltungsmöglichkeiten darstellen. Viele Nutzer würden sich durch das enge Korsett der vorgegebenen Möglichkeit unangenehm eingeschränkt fühlen.

Die Kategorien dienen zunächst dazu, Nutzern einen schnellen übersichtlichen Überblick über die bewertete Person zu geben. Vorgegebene Kategorien würden diesen Nutzen viel zu stark einschränken. Es gibt Dinge, die sich sehr sinnvoll bewerten ließen, sich aber unmöglich in vorgegebene Kategorien gießen lassen. Beispiele hierfür sind tiefgehende Kenntnisse spezieller Systeme, zum Beispiel des Programmcodes von KiIsWhoWi, Kommunikationsfähigkeiten bezüglich spezieller Personen, zum Beispiel „X ist der einzige, der Y folgen kann und auf den Y hört“ (dies ist übrigens auch für Extreme Governing relevant, siehe Ideen zur Außenpolitik), oder besondere Ortskenntnisse, zum Beispiel Kenntnisse einer bestimmten Höhle oder einer bestimmten Stadt. Diese Reihe ließe sich wahrscheinlich länger fortsetzen. All diese nützlichen Informationen auszuschließen ist nicht sinnvoll.

Wenn auch die Nutzer einen Nutzen darin sehen, Kategorien in einen Zusammenhang zu bringen, dann kann man es auch den Nutzern überlassen, diesen Zusammenhang herzustellen. Dies macht das Problem zu einem leicht zu bewältigenden und schließt Willkür meinerseits aus.

Danke Anke.

KiIsWhoWi braucht Deine Hilfe

KiIsWhoWi soll unter anderem die Möglichkeit bieten, beliebige Personen zu bewerten. Ich suche Feedback zu der Frage, nach welchen Kriterien diese Bewertung erfolgen soll, welche Schulfächer quasi benotet werde können.

KiIsWhoWi the
Who is Who Wiki matters because the
Key is who we are.
KiIsWhoWi soll unter anderem die Möglichkeit bieten, beliebige Personen zu bewerten. Ich suche Feedback zu der Frage, nach welchen Kriterien diese Bewertung erfolgen soll, welche Schulfächer quasi benotet werden können.

KiIsWhoWi soll eine nicht-kommerzielle Plattform werden, auf der man Informationen zu beliebigen Personen teilen kann. Mir ist bewusst, dass dies ein sehr kontroverses Projekt wird. Mit dem Für und Wider habe ich mich hier auseinandergesetzt. KiIsWhoWi soll die Möglichkeit bieten, eindeutig identifizierte Personen zu bewerten und beliebig editierbare Kommentare zu ihnen abzugeben. Es wird vorerst keine Diskussions-Threads geben. Man wird zu jeder Person (auch sich selbst) genau einen Kommentar abgeben und diesen immer wieder ändern (oder löschen) können. Missbrauch soll durch ein eingebautes Web-of-Trust eingedämmt werden. Die Entwicklung ist schon relativ weit fortgeschritten, das Projekt könnte in absehbarer Zukunft online gehen.

Die offene Frage ist nun, wie die Bewertung von statten gehen soll. Eine Grundannahme ist, dass Bewertungskriterien in einem Baum organisiert sind. Wer in einem Kriterium gut bewertet ist, hat für dieses Kriterium eine deutlich gewichtigere Stimme bei der Bewertung anderer. Wer in einem ähnlichen Kriterium (ein Zweig am gleichen Ast des Baumes) gut bewertet ist, hat eine etwas gewichtigere Stimme als andere. Als Diskussions-Grundlage stelle ich den Foren-Baum von wer-weiss-was zur Disposition. Ich halte als Ergänzung dazu mindestens moralische und vermutlich auch generelle analytische Kategorien für wichtig.

Es muss aber nicht unbedingt ein Kompetenz-Baum sein. Ein Vorschlag wäre Kriterien frei wählen zu lassen (Nutzer können das „Fach“ selbst frei benennen) und evtl. später zu versuchen, dies zu normieren. Das erzeugt natürlich technische Schwierigkeiten, die sich aber evtl. lösen ließen. Ich bin für alle konstruktiven Vorschläge dankbar.

Wurzelbehandlung der Finanzkrise

Die aktuelle Finanzkrise ist Symptom mehrerer Fehler unseres Gesellschaftssystems. Durch Änderung dieses Systems könnte man auch diese Fehler beheben. Extreme Governing liefert dazu Denkanstöße.

Die Ideen, die zusammen Extreme Governing ausmachen wurden lange vor der Subprime-Krise/Lehmann-Pleite von 2008 entwickelt. Dennoch glaube ich, dass dieses System die fortgesetzten Finanzkrisen verhindern könnte, die wir heute erleben. Um das zu verstehen, muss man die Kette von Gründen verfolgen, die uns in die heutige Misere geführt haben.

Staatsschulden

Die heutige Krise – August 2011 – ist angeblich eine Krise der Überschuldung zahlreicher europäischer Länder und der USA. Glauben wir das erst mal. Extreme Governing ist so ausgelegt, dass der Staat überhaupt keine Finanzen benötigt. Das hat diverse Gründe, der wichtigste ist die Tatsache, dass eine Neugründung innerhalb einer postulierten Mosaikgesellschaft (Panarchie) ziemlich aussichtslos wäre, wenn neue Mitglieder gleich Steuern zusätzlich zu dem aufgebrummt bekämen, was sie noch an ihren siechen Altstaat (z.B. die Bundesrepublik Deutschland) zu zahlen haben.

Extreme Governing will zunächst eine neue transnationale Organisationsform innerhalb der alten nationalen Gebilde sein und sich nach und nach von diesen emanzipieren. Da es weitere Gründe gibt – z.B. halte ich die Erhebung von Steuern grundsätzlich für psychologisch und volkswirtschaftlich kontraproduktiv – macht Extreme Governing aus der Not eine Tugend und operiert komplett ohne Staatsfinanzen. Somit sollte es schon Prinzip-bedingt für einen solchen Staat keine Schuldenfalle geben.

Banken-Bailout

Das ist natürlich eine ziemlich naive Herangehensweise. Die Staatsfinanzen wurden ja nicht aus Prinzip ruiniert sondern durch konkrete Ausgaben, die teilweise als alternativlos verbrämt wurden. Da ist zuvorderst die Banken-“Rettung“ (bzw. Banken-Subvention durch Sozialisierung der Spielschulden) in Folge der Lehmann-Pleite zu nennen. Und auch die gegenwärtige „Rettung“ überschuldeter Euro-Länder ist ja zu wesentlichen Teilen wieder eine „Rettung“ derselben Banken, die diesmal nicht faule Immobilienkredite in ihren Bilanzen haben sonder faule Staatskredite.

Die Banken-“Rettung“ war damals durchgeführt worden, weil die Banken sich mit unsicheren (sogenannten sub-prime) Hypotheken verspekuliert hatten. Dazu konnte es kommen, weil diese Immobilien-Kredite mehrfach geschachtelt in komplexen intransparenten Finanzkonstrukten versteckt waren. In einigen bekannt gewordenen Fällen haben Investoren solche komplexen Derivate konstruiert, diese an ihre Kunden (darunter eben auch Banken, die dadurch von der Pleite bedroht waren) verhökert und dann selbst gegen eben diese Papiere gewettet.

Letzteres – doch auch schon intransparente Finanzkonstrukte an sich – wären unter Extreme Governing gar nicht möglich. Denn hier sind alle Unternehmen völlig transparent. Jeder (!) kann Einsicht in alle Unterlagen und elektronischen Daten jeden Unternehmens nehmen (siehe z.B. hier). Ähnlich, wie Fehler in quelloffenen Computer-Programmen meist von findigen Computerspezialisten aufgestöbert werden, würden die Fehler in solchen teils betrügerischen Finanzkonstrukten von findigen Finanzspezialisten aufgestöbert und veröffentlicht werden. Damit wäre durch Extreme Governing schon die letzte Finanzkrise im Keim erstickt worden, eine Banken-“Rettung“ wäre nicht nötig und die heute am stärksten von der Überschuldung betroffenen Staaten hätten diese Probleme heute (noch) nicht.

Arbeitsmarktförderung

Doch die Subprime-Krise war wohl nur der Tropfen, der das Fass ein wenig früher zum Überlaufen brachte als ohnehin erwartbar war. Denn bereits seit Ende der 70er Jahre steigen in den westlichen Industrienationen die Schulden massiv und ohne Unterbrechung. Immer, wirklich immer, wurde damit argumentiert, dass man die Staatsausgaben gerade jetzt nicht senken könne, weil dies je nach Wirtschaftslage den Boom abwürgen oder die Baisse verschärfen und so Arbeitsplätze kosten würde.

Und zu viele Arbeitslose ruinieren sowohl die Staatsfinanzen als auch die Wahlergebnisse. Gerade letzteres ist in repräsentativen Demokratien das Killerargument schlechthin. Abgesehen davon, dass es unter Extreme Governing keine Wahlergebnisse in diesem kontraproduktiven Sinn gibt – es gibt so etwas wie Wahlen, das läuft aber völlig anders – gibt es dort auch keine Arbeitsplatz-Problematik, wie hier ausführlich erörtert wird.

Der mit Abstand wichtigste Grund für das fortgesetzte Schuldenmachen fällt also weg, wie auch die weniger wichtige aber heute stärker disktutierte Banken-“Rettung“.  Extreme Governing bietet Lösungsansätze auch für die Probleme die uns in den letzten zehn Jahren immer schneller von Krise zu Krise führten.

Arbeit umzu Leben

Wir setzen Marktwirtschaft zur effizienten Ausnutzung von Arbeitskraft ein. Damit gehen wir das Problem aus gesellschaftlicher, sozialer aber auch volkswirtschaftlicher Sicht genau falsch herum an. Wir müssen den Markt zur effizienten Ausnutzung der verfügbaren Arbeitsplätze einsetzen.

Die Propagandamaschine läuft wieder auf Hochtouren. Wir erleben angeblich zur Zeit den Aufschwung XXL. Vollbeschäftigung ist in Sicht. Tatsächlich wurde dieses Frühjahr erst das Vorkrisenniveau von vor drei Jahren (2008) erreicht. Schlimmer noch: in Deutschland sind wirtschaftliche Boomphasen seit 15 Jahren vom Wohlergehen der breiten Bevölkerung entkoppelt. Zwar werden Schwächephasen von den Arbeitgebern genutzt um unliebsame und unproduktive Mitarbeiter los zu werden, doch in den Boomphasen gibt es im Gegenzug keine Lohnerhöhungen mehr. Der Aufbau der Beschäftigungszahlen erfolgt überwiegend in Leiharbeit und im Niedriglohnsektor. Zu diesem Themenkreis sei die umfangreiche einschlägige Berichterstattung der Nachdenkseiten empfohlen.

Eigentlich „sollte“ es so sein, dass in Boomphasen die Nachfrage nach Arbeit steigt und diese als begrenztes Gut somit teurer wird. Doch augenscheinlich versagt hier der Markt. Der aktuelle Grund für dieses Versagen ist die Globalisierung der Wirtschaft. Große Konzerne operieren global. Sie bauen ihre Produktionsstätten dort auf, wo es Arbeit billig zu haben gibt. Und da Deutschland mit Niedriglohn-Standorten konkurriert, müssen auch hier die Löhne relativ niedrig gehalten werden. Und trotz dieser Niedriglohnpolitik haben wir selbst im aktuellen Boom noch 10% Arbeitslose und sehr viel mehr, die unfreiwillig in Teilzeit arbeiten, die vom Staat in Fortbildungsmaßnahmen jenseits der Arbeitslosenstatistik geparkt werden, die Vollzeit arbeiten und trotzdem auf staatliche Unterstützung angewiesen sind.

Notorisch erfolglose Beschätfigungspolitik

Seit nunmehr rund vierzig Jahren versucht die Politik, dieses Problem in den Griff zu bekommen – vorher gab es in Deutschland das „Wirtschaftswunder“ und keine eklatante Beschäftigungsproblematik. Erfolglos war die Politik dabei immer. Seit Harz IV wird diese Erfolglosigkeit nur offensichtlicher und für die Betroffenen schmerzhafter.

Das Scheitern der Politik am Arbeitsmarkt ist dabei kein Deutsches Phänomen, es lässt sich vielmehr weltweit beobachten. In Wirtschaftwunderphasen – das heißt bei sehr starkem wirtschaftlichen Wachstum – funktioniert der Markt, es gibt genügend Arbeitsplätze und die Löhne steigen. Doch offenbar gibt es eine Schwelle, ab der eine Saturierung eintritt, das Wirtschaftswachstum lässt nach und die Probleme beginnen.

Arbeitslosigkeit ist ein Problem, dass für die Betroffenen ein tiefen Einschnitt in ihre Würde bedeutet. Dabei ist die Würde das höchste Gut in der Deutschen Verfassung, geschützt durch den ersten Artikel derselben. Deshalb müsste der Lösung der Beschäftigungsproblematik eigentlich höchste Priorität eingeräumt werden. Und die Lösung dürfte nicht – wie gegenwärtig versucht – über Leiharbeit, die die Betroffenen in ständiger Zukunftsangst entwürdigt, und prekäre Beschäftigung versucht werden, die die Betroffenen weiterhin als Almosenempfänger des Staates entwürdigt.

Die Politik scheitert an der Beschäftigungsproblematik und sie muss daran scheitern, weil sie das Problem völlig falsch betrachtet. Wir gehen davon aus, dass Arbeit ein begrenztes Gut ist und daher der Markt zur effizienten Nutzung dieser Ressource optimal geeignet ist. Das ist falsch. Arbeit unterliegt aus mehreren Gründen in einer saturierten Marktwirtschaft nicht dieser Logik. Die seit 40 Jahren jederzeit verfügbare Mindestreserve von einem Zehntel der Arbeiterschaft zeigt deutlich, dass Arbeit keine im Sinne der Marktwirtschaft begrenzte Ressource ist. Es sind vielmehr die Arbeitsplätze, die als begrenzte Ressource angesehen werden sollten. Zudem müsste eine Gesellschaft, die sich der Menschenwürde verschrieben hat, Arbeitslosigkeit als inakzeptabel ansehen. Marktwirtschaft führt aber gar nicht zwangsläufig zur völligen Erschöpfung einer Ressource – in diesem Fall der Arbeitskraft – sie kann durchaus etwas übrig lassen, in diesem Fall also Arbeitslosigkeit erzeugen.

Arbeitsplatz statt Arbeitskraft als begrenztes Gut

Wir setzen die Marktwirtschaft dazu ein, Arbeitskraft zu verteilen. Das ist falsch. Wir sollten sie statt dessen dazu nutzen, Arbeitsplätze zu verteilen. Dies ließe sich relativ einfach erreichen. Heute verhandeln Arbeitnehmer und Arbeitgeber hauptsächlich darüber, wie viel der Arbeitnehmer pro Stunde verdient. Stattdessen sollten sie darüber verhandeln, wie viele Stunden der Arbeitnehmer arbeiten darf. Das lässt sich dadurch erreichen, dass Arbeitszeit und Stundenlohn gekoppelt werden.

Jeder erhalte erst einmal grundsätzlich den gleichen Stundenlohn. Wer mehr arbeitet erhält einen höheren Stundenlohn, wer weniger arbeitet, einen geringeren. Natürlich muss es einen Lohnausgleich für die Ausbildungszeit geben. Diesen eher technischen Aspekt habe ich hier erläutert.

Vorteile des Flächentarifs

Dieses Vorgehen hat zahlreiche positive Effekte über die Verteilung der Arbeit hinaus, doch jene ist sicher der wichtigste Aspekt. Arbeitgeber haben ein Interesse, möglichst geringe Löhne zu zahlen. Daher würden sie in diesem System automatisch dafür sorgen, dass Arbeit optimal verteilt wird. Statt wie heute möglichst wenige Angestellte möglichst viel arbeiten zu lassen, würden Arbeitgeber möglichst viele Angestellte möglichst wenig arbeiten lassen. Bewerbungen von qualifizierten Bewerbern würden in der Regel angenommen werden, da es immer im Interesse der Arbeitgeber ist, mehr Arbeitnehmer zu beschäftigen und dafür die durchschnittliche Arbeitszeit ihrer Angestellten zu senken.

Dennoch würde es natürlich Leistungsbezogene Lohnunterschiede geben. Arbeitnehmer, die besonders seltene Qualifikationen besitzen oder besonders unbeliebte Arbeiten übernehmen, könnten durchaus sehr viel mehr verdienen als ihre Kollegen. Das gleiche gilt für Arbeitnehmer, die besonders effizient und leistungsfähig sind. Doch im Gegensatz zu heute würde dieser höhere Lohn auch zwangsläufig mit höherem persönlichen Einsatz (hier also längerer Arbeitszeit) einhergehen. Auch würden unbeliebte Arbeiten besser entlohnt als beliebte. Daher würden solche Lohnunterschiede in der Gesellschaft eher als gerecht empfunden werden als die heutigen.

„Überstunden“ in diesem Sinn gäbe es nicht mehr, da die Löhne automatisch angepasst würden. Der Arbeitgeber hätte allerdings ein Interesse, „Überstunden“ so gut wie möglich zu vermeiden. Da es für Arbeitswillige niemals ein Problem wäre, Arbeit zu finden, könnten die Arbeitsmarktgesetze massiv gelockert und flexibilisiert werden. Arbeitnehmer bräuchten keine Angst vor Arbeitsplatzverlust zu haben, da sie leicht eine neue Position finden und Arbeitgeber könnten jederzeit Leute einstellen: wenn die Auftragslage schlecht ist und der Arbeitgeber seinen Angestellten weniger Arbeit anbieten kann, sinkt automatisch der durchschnittliche Stundenlohn, den er zu zahlen hat.

Der Gesetzgeber könnte, wenn notwendig, die genaue Beziehung zwischen Arbeitszeit und Stundenlohn so einstellen, dass einerseits jeder, der möchte, Arbeit bekommen kann und andererseits die Löhne an die Wirtschaftsleistung angepasst sind. Der Gesetzgeber hätte also direkten Einfluss auf die Verteilung der Arbeit und auf eine faire Verteilung der Wirtschaftsleistung zwischen Investoren und Arbeitnehmern.

Da Arbeitgeber in ständiger Konkurrenz um Arbeitskräfte stünden, würden sie in einen Wettbewerb um attraktive Arbeitsplätze eintreten. Um möglichst viele Arbeitswillige anzuziehen, wären Arbeitgeber gehalten, ein möglichst attraktives Arbeitsumfeld zu bieten.

Verantwortung ist eine schlechte Rechtfertigung für Lohnunterschiede

Heute werden höhere Löhne meist mit größerer Verantwortung gerechtfertigt. Es ist verblüffend, dass diese Rechtfertigung immer noch verfängt. Wir haben insbesondere im Zuge der Finanzkrise beobachten können, dass diese angebliche Verantwortung keine Konsequenzen für die Verantwortlichen hat. Die Verantwortlichen haften nicht für ihre beruflichen Verfehlungen, ja sie werden oft nicht einmal von ihren Firmen zur Verantwortung gezogen. Ärzte haften kaum für ihre Kunstfehler, das tun vielmehr ihre Versicherungen.

Verantwortliche mögen in der Tat zuweilen ihre Arbeit „mit nach Hause nehmen“. Das heißt sie können sich mental oft nicht von ihrer Verantwortung frei machen und in der Freizeit richtig entspannen. Doch das trifft genauso auf viele andere Arbeitnehmer zu – die dafür aber nicht besonders entlohnt werden.

Beispiele hierfür sind Mitarbeiter, die sozialen Spannungen am Arbeitsplatz ausgesetzt sind – zum Beispiel durch sozial unfähige Vorgesetzte oder im schlimmsten Fall durch Mobbing. Ebenfalls betroffen sind Arbeitnehmer, die Angst vor Arbeitsplatzverlust haben müssen. Auch alle Arbeitnehmer, die schöpferisch Tätig sind – Ingenieure, die Bauteile oder ganze Produkte entwerfen oder Programmierer arbeiten oft zu hause weiter indem sie über Alternativen nachgrübeln, selbst wenn ihre Abteilungsleiter die eigentlich Verantwortlichen sind. Fachkräfte, die kritische Komponenten montieren, Tester und Controller, die Funktion und Arbeitsabläufe sicher stellen müssen. All diese Menschen – und mehr – nehmen zuweilen ihren Job mit nach hause ohne dafür entschädigt zu werden.

Es gibt also keine logischen oder moralischen Gründe, wieso ausgerechnet Verantwortung besser entlohnt werden muss. Dennoch würden auch bei dem hier vorgeschlagenen System verantwortliche Positionen oft besser entlohnt. Denn solche Positionen werden im Sinn der Firma am besten mit besonders hoch qualifizierten Mitarbeitern besetzt, die zudem eine große Eigenständigkeit und soziale Kompetenz besitzen. Solche Mitarbeiter gibt es einfach nicht all zu viele. Daher würden die entsprechenden Individuen evtl. eine höhere Arbeitsbelastung tragen und entsprechend besser entlohnt werden.

Nicht-hierarchische Arbeitsorganisation

Es wäre natürlich auch denkbar, dass sich unter den hier vorgeschlagenen Bedingungen andere Formen der Arbeitsorganisation durchsetzen würden, die auf weniger hierarchische Strukturen setzen, um eben dieses Problem zu umgehen. Auch das wäre im Sinne der Mehrheit der Bevölkerung.

Denn in streng hierarchischen Systemen ist es so, dass der Chef grundsätzlich für alles verantwortlich ist, was seine Untergebenen so tun. Die meisten Chefs sind damit fachlich mehr oder weniger überfordert und viele sind sozial gänzlich ungeeignet, eine so unmenschliche Position ein zu nehmen. Neben besonderen fachlichen und sozialen Qualifikationen erfordert so eine Position nämlich auch Demut und Selbstkritik, damit die Interaktion mit den Untergebenen nicht langfristig aus dem Ruder läuft. Gerade diese Eigenschaften widersprechen aber den besonderen Qualifikationen und werden durch den Arbeitsalltag als Weisungsbefugter unterminiert.

Insbesondere in der Softwareentwicklung wurden in den letzten Jahren Produktionsprozesse entwickelt, die sehr stark auf nicht hierarchische Strukturen setzen (zum Beispiel das Extreme Programming, das als Vorbild für Namensgebung und einige andere Aspekte des Extreme Governing diente). Toyota hat vergleichbares in Ansätze in der Automobilproduktion etabliert (z.B. der dezentrale Kanban Prozess). Es wäre sowohl im Sinne der Angestellten als auch der Chefs, wenn die überkommene Position des Allverantwortlichen zugunsten modernerer Verhältnisse zurück gedrängt würde.

Und es wäre ebenso im Sinne der Investoren. Denn Hierarchische Systeme mit vorgeblich verantwortungsbasierter Entlohnung haben einen fatalen Konstruktionsfehler: Da Respekt und Entlohnung sich nach der „Größe“ der Verantwortung richten, sind alle stets bedacht, ihre Verantwortung zu mehren. Das heißt, jeder versucht, seinen persönlichen Verantwortungsbereich, sein Team, seine Abteilung, sein Budget zu vergrößern. Dies führt zwangsläufig zu ständigen unnötigen Aufblähungen von den Arbeitsbereichen, deren Verantwortliche dieses Spiel besonders gut beherrschen. Das trifft sowohl die staatliche Verwaltung wie auch die private Wirtschaft.

Extreme Governing macht konkrete Vorschläge, wie politische Entscheidungen effizient, sozial verträglich und dezentral in nicht hierarchischen Systemen getroffen werden können. Diese Vorschläge lassen sich auch für privatwirtschaftliche Entscheidungsprozesse und Verwaltungsakte anpassen.

Bürokratische Hürden

Ein wichtiges Argument gegen die Einführung des Arbeitszeit-abhängigen Stundenlohns ist der große bürokratische Aufwand, der damit verbunden ist. Zwar ließen sich die lohnbuchhalterischen Berechnungen der Löhne leicht computerisiert automatisieren. Doch die Überwachung der Einhaltung dieser Regeln erfordert eine staatliche Bürokratie, die mit der vergleichbar ist, die heute Steuern und Sozialabgaben überwacht. Extreme Governing macht Vorschläge, wie letztere Systeme stark vereinfacht werden könnten. Doch diese Vereinfachungen würden durch die arbeitszeit-abhängige Entlohnung teils wieder zunichte gemacht. Dennoch bin ich der Ansicht, dass die oben beschrieben massiven Vorteile dieses Systems die Nachteile klar überwiegen.

Arbeiten um zu leben

Dabei wurde der größte Vorteil noch gar nicht angeführt. Extreme Governing macht zahlreiche Vorschläge, die zu einer massiven Effektivitätssteigerung unserer Wirtschaft führen. Durch Änderungen der Regeln des sogenannten geistigen Eigentums würde Entwicklung sehr viel effizienter und Rechtsabteilungen würden stark entlastet. Durch Vereinfachungen des Steuer– und Sozialsystems würden Buchhaltungs- und Personalabteilungen entlastet. Durch das Propaganda-Verbot würden Marketing-Abteilung stark verkleinert. Der gesamte Sektor der Medien- und des Kulturbetriebes würde aus dem Bereich der Marktwirtschaft herausfallen. Der gesamte staatliche Beschäftigungssektor würde wegfallen und die Arbeitskräfte der Marktwirtschaft zugeführt (staatliche Arbeit fällt nicht weg, sie wird nur anders organisiert und effizienter). Wie oben gezeigt würden zehn Prozent der Arbeitnehmer – eben die heute Arbeitslosen – der Wirtschaft wieder zugeführt. Das gilt ebenso für all diejenigen, die heute auf die eine oder andere Weise aus der Arbeitslosenstatistik heraus-gerechnet werden.

Da unter all diesen Maßnahmen keinesfalls die Produktivität leidet – eher ist das Gegenteil anzunehmen – würde sich eine Entlastung der heutigen Beschäftigten um vielleicht 50% ergeben, ohne dass wir dafür große Abstriche machen müssten.

Das klingt zunächst absurd. Doch man vergegenwärtige sich z.B. das selbst extrem entwicklungslastige Unternehmen wie Apple nur rund ein drittel ihres Aufwandes für Entwicklung und Produktion betreiben. Der Rest ist Marketing, Verwaltung, Recht, personal usw. All dies sind Bereiche, die der Volkswirtschaft nicht unmittelbar zugute kommen und stark optimiert werden könnten. Große Personal- und Rechtsabteilungen werden durch komplizierte Steuer-, Arbeitsrechts- und Patentgesetze erzwungen. In all diesen Bereichen macht Extreme Governing Vorschläge, die zu drastischen Vereinfachungen führen könnten. Diese Vereinfachungen betreffen primär die staatliche Verwaltung, so dass es dort zu Einsparungen käme. Doch diese Verwaltung erzeugt wiederum direkten Aufwand bei den Unternehmen, so dass Vereinfachungen hier zu doppel-Entlastungen führen. Da bestimmte (verbreitete) Formen des Marketings volkswirtschaftlich zutiefst destruktiv sind und zahlreiche gesellschaftliche Probleme bedingen, würden diese Formen des Marketings abgeschafft und so auch hier die gesamtwirtschaftliche Effizienz erhöht.

Das Verhältnis von Arbeitszeit zu Lohn würde gesetzlich festgelegt. Der Staat könnte also bei entsprechender Effizienzsteigerung durchaus Stundenlöhne festlegen die den Arbeitnehmern Einkommenserhalt bei deutlich niedrigerer Arbeitsbelastung garantieren – und das alles bei gerechterer Verteilung und einem attraktiveren Arbeitsumfeld.

Postpostprivacy – Teil 2

Der Datenschutz muss leider als gescheitert angesehen werden. Hier werden Alternativen zum Datenschutz vorgestellt und diskutiert.

Im ersten Teil dieses Artikels habe ich mich kritisch mit den heutigen Datenschutzbemühungen auseinandergesetzt. In diesem Teil wird es nun darum gehen, Alternativen aufzuzeigen. Dazu muss man sich zunächst klar machen, was überhaupt das Ziel ist, das zu erreichen der Datenschutz so spektakulär scheitert. Im ersten Teil dieses Artikels habe ich eingangs die beteiligten Gruppierungen aufgezählt und behauptet, Ziel der Datenschützer sei es, uns vor den Interessen der Wirtschaft und der staatlichen Exekutive zu schützen. Pointiert geht es um den Schutz vor staatlicher Willkür und ausuferndem Marketing – zu letzterem gehört übrigens auch Kreditvergabepolitik und ähnliches.

Doktorspiele

Der Datenschutz ist hier nur ein Herumdoktorn an den Symptomen. Sowohl wirtschaftliche wie exekutive Akteure sind meist weitgehend intransparent und versuchen Transparenz der Bürger her zu stellen. Dieses Informationsgefälle stellt ein Machtgefälle dar, das als Bedrohung empfunden wird und tatsächlich die Form ungerechter Willkür annehmen kann – als staatliche Willkür oder wirtschaftliche Benachteiligung. Datenschutz ist nun das Bestreben, mit einigen Regeln (deren Einhaltung sich aber aufgrund des Informationsgefälles oft nicht überprüfen lässt) den Missbrauch dieses Informationsgefälle zu vermeiden.

Heilung

Es ist eine Grundthese von Extreme Governing, dass dieses Informationsgefälle keinen sozialen oder volkswirtschaftlichen Nutzen hat. Natürlich hat es einen privatwirtschaftlichen Nutzen – die Bereicherung Weniger – und wird daher vehement verteidigt. Auch erfordert unser antiquiertes Staatswesen ein solches Machtgefälle. Doch beidem kann prinzipiell abgeholfen werden und Extreme Governing erklärt wie.

Doch eine Informationsparität verhindert noch nicht zwangsläufig Informationsmissbrauch. Daher nimmt Extreme Governing den wirtschaftlichen und exekutiven Akteuren auch die Motivation für diesen Missbrauch. Somit wären die grundsätzlichen Ursachen behoben, die zu dem Bedürfnis nach Datenschutz führen und letzterer – die fortwährend scheiternde Bekämpfung der Symptome – wäre überflüssig.

Doch selbst, wenn all das erreicht ist, bleiben gute Gründe, in bestimmten Situationen „Anonymität“ zu erlauben. Hierzu liefert dieser Artikel neue Ansätze, die noch nicht in Extreme Governing angedeutet sind. Es sind diese Ansätze, die der Postprivacy im Titel dieser Artikel-Serie ein weiteres „Post“ verschaffen.

Das Geheimnis lüften

Die Abschaffung betrieblicher Geheimnisse wäre ein relativ simpler legislativer Akt. Man räume jedem Bürger das Recht ein, in jedem Betrieb auf jede ihm passend erscheinende Art zu recherchieren, beobachten und katalogisieren. Jedem stehe voller Zugang zu allen betrieblichen Informationen offen. Kosten, die dem Betrieb dadurch entstehen hat selbstverständlich der Rechercheur in Gänze zu tragen.

Wäre das das Ende der Marktwirtschaft? Ist das Geheimnis Grundvoraussetzung für einen marktwirtschaftlichen Gewinn? Zur Beantwortung dieser Frage müssen unterschiedlich Betriebsarten betrachtet werden.

Da wären zunächst reine Produktions- und Dienstleistungsbetriebe. Solche haben i.d.R. Relativ wenige Betriebsgeheimnisse und der Erfolg eines vornehmlich produzierenden/dienstleistenden Betriebes hängt nicht an der Geheimhaltung. Der Schlüssel zum Erfolg eines produzierenden/dienstleistenden Betriebes liegt viel mehr im Prozess und dieser wird von den Mitarbeitern getragen. Es ist die Art, wie eine Hand der anderen zuarbeitet, wie dabei Effizienz erreicht und Qualität und Kundenzufriedenheit sicher gestellt werden. Dieses Know How ist Teil der Unternehmenskultur und lässt sich nicht mal eben kopieren. Solche Betriebe wären von einer neuen Offenheit nicht gravierend betroffen. Allerdings ist zu erwarten, dass sich erfolgreiche Unternehmensprozesse deutlich schneller verbreiten würden, was der Gesamtproduktivität und somit der Allgemeinheit zugute käme.

Das andere Extrem bilden reine Forschungs- und Entwicklungsunternehmen. Hier muss wiederum zwischen Software-Entwicklung und anderer Forschung und Entwicklung unterschieden werden. Wie marktwirtschaftliche Software-Entwicklung mit Informationsfreiheit in Einklang zu bringen ist, habe ich hier ausführlich dargelegt. Andere Forschung und Entwicklung wird unter Extreme Governing mit der sogenannten Infotax marktwirtschaftlich organisiert.

Infotax ist eine volkswirtschaftlich vernünftigere Lösung des Problems, das wir vergeblich mit Patenten zu lösen versuchen. Infotaxes erlauben es mir, Lizenzgebühren aus der Vermarktung meiner Erfindungen und Forschungsergebnisse zu erheben. Da ich selbst diese Gebühren an den Staat entrichten muss, wenn ich meine eigene Erfindung vermarkte, kann ich andere Produzenten nicht bei der Vermarktung meiner Erkenntnisse benachteiligen. Andere dürfen jederzeit auf meinen Ergebnissen aufbauen und entsprechend zusätzliche Gebühren kassieren, wenn ihre Weiterentwicklung vermarktet wird.

Ein Betrieb, der vornehmlich in der Forschung und Entwicklung aktiv ist muss also lediglich jederzeit seinen aktuellen Forschungs-/Entwicklungsstand öffentlich dokumentieren. Dann hat er jederzeit Anspruch auf Gebühren für seinen jeweiligen Stand/Anteil, selbst wenn andere seine Ideen weiterführen – und dieses Weiterführen fremder Ideen eröffnet gerade ein enormes Entwicklungspotential. Es ist anzunehmen, dass die marktwirtschaftliche Forschung und Entwicklung unter diesen Bedingungen nicht zum erliegen käme, sondern im Gegenteil in nie dagewesenen Maße aufblühen würde. Da Infotaxes natürlich mit der Zeit auf Null fallen müssen – der Erfinder legt den Startwert als Prozent des Verkaufspreises fest, dann fällt dieser Prozentsatz in einer gesetzlich festgelegten Zeitspanne kontinuierlich auf Null – würde dieser Entwicklungsschub der Allgemeinheit zugute kommen, und nicht die Taschen weniger füllen wie es unser heutiges Erfindungsverhinderungsrecht (besser bekannt als Patentrecht) tut.

Informationsfreiheit würde also übermäßige Gewinne einzelner Betriebe schmälern. Doch Dienstleistung, Produktion, Forschung und Entwicklung würden stark davon profitieren. Und dieser Profit würde allen statt wenigen zugute kommen. Informationsfreiheit ist also in einer Marktwirtschaft volkswirtschaftlich sehr wünschenswert. Und im Rahmen der Datenschutzdiskussion würde sie einen Teil des bedrohlichen Informations- und Machtgefälles beseitigen.

Das Leben der anderen

Den anderen Teil dieses Gefälles bildet der Staat. Von Bürgerseite dürfte es unbestritten sein, dass ein voll transparenter Staat für eine moderne Gesellschaft absolut wünschenswert ist. Das einzige, wo möglicherweise Bedenken auftauchen könnten, sind die Strafverfolgung und die Geheimdienste. Und gerade die sind es auch, wo das Informationsgefälle die größte Bedrohung darstellt.

Extreme Governing geht davon aus, dass Nationalstaaten ein überkommenes Konstrukt sind. Geografische Grenzen verschwinden schon heute für die besser Gestellten. Abgesehen von der Bedienung niederster Wählerinstinkte – Nationalismus, ökonomischer Egoismus, Fremdenfeindlichkeit – dienen nationale Grenzen heute vor allem als staatliches Förderprogramm für die organisierte Kriminalität, wie ich hier ausführlicher Erörtert habe.

Vernetzte Gesellschaften werden diese Grenzen hinter sich lassen. Meine Nachbarn, meine Kollegen, die Menschen mit denen ich täglich verkehre, werden sich womöglich einem anderen Staatswesen zurechnen als ich. Sie werden in die Sozial- und Rentenkassen anderer Verbände einzahlen als ich, ihre Steuern an andere Kollektive entrichten und sich einer anderen Rechtsprechung unterwerfen.

In diesem Mosaik von Gesellschaften wird es nicht nur wie heute ethisch höchst fragwürdig sein, sich in dem Geschäft der Spionage und des Staatsterrorismus zu engagieren. Es wird für eine offene Gesellschaft, die sich mittels Extreme Governing organisiert, auch völlig überflüssig sein. Geopolitische Kriege und Geopolitik allgemein sind in der Mosaikgesellschaft passé. Eine kontinuierliche Regierung, die die Geheimdienst-Informationen nutzen könnte, gibt es nicht (siehe unten). Innerhalb der offenen Informationsgesellschaft ist die weitere Geheimhaltung der auf fragwürdigem Wege gewonnenen Information praktisch unmöglich. Extreme Governing etabliert daher keine eigenen Geheimorganisationen.

In Extreme Governing ist jeder Bürger auch Teil des Staatsapparates. Es gibt keine Hauptberuflichen Staatsangestellten. Jeder geht gegebenenfalls einer gewerblichen Tätigkeit nach, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, und engagiert sich zudem im Staatsdienst. Das gilt natürlich auch für Polizisten. Des Weiteren baut Extreme Governing auf persönliche Verantwortung und Verantwortlichkeit. Jeder ist dem Urteil seiner Mitmenschen unterworfen. Das gilt natürlich in jeder Gesellschaft, und auch bei uns werden diese Urteile teils öffentlich, teils nicht öffentlich festgehalten. Doch unter Extreme Governing ist die öffentliche Urteilsbildung ein formalisiertes System, das für die (Selbst-)Organisation des Staates genutzt wird. Näheres dazu gibt es im Originaltext und in KiIsWhoWi.

Für dieses System ist es unerlässlich, dass auch die Arbeit von Polizisten transparent und öffentlich dokumentiert sein muss. Sollte sich zeigen, dass die Offenlegung von Ermittlungsverfahren diese zu stark behindert – die Bekämpfung organisierter Kriminalität muss ohnehin völlig andere Wege gehen, und betreffs anderer Vebrechensformen halte ich die Notwendigkeit zur Geheimhaltung von Ermittlungen für nicht bewiesen – so kann die Ermittlung immerhin völlig offen gelegt werden, sobald sie abgeschlossen ist.

Es zeigt sich also, dass das Informations- und Machtgefälle zum Nutzen aller abgeschafft werden kann. Doch solange Staat und Wirtschaft nach wie vor motiviert sind, die verfügbaren Informationen gegen die Interessen der Bürger ein zu setzen, ist noch nicht all zu viel gewonnen.

Die Exekutive und das Urteil des Souveräns

Wie wir gerade gesehen haben, ist die Exekutive des Extreme Governing Teil der Bürgerschaft des selben und ständig der Beurteilung dieser Bürgerschaft ausgesetzt. Unter diesen Bedingungen kann es nicht im Interesse der Exekutive sein, gegen die Interessen der Bürgerschaft zu handeln, da sich die (in diesem Moment) im Staatsdienst Befindlichen damit selbst unmittelbaren Schaden – als Bürger doch vor allem als Beurteilte – zufügen würden.

Geld regiert die Welt

Bei der Wirtschaft liegt die Sache anders. Hier geht es den Betrieben ja nicht um sozialen Status sondern um monetäre Gewinne. Nun kann man (zurecht) annehmen, dass negative Beurteilungen eines Unternehmens diesem auch finanziell schaden. Doch Unternehmen haben eine Möglichkeit, dem im erheblichen Maße entgegen zu wirken – die Werbung. Die relevanten und richtigen Urteile der Bürgerschaft könnten vom viel „lauteren“ Marketing der Beurteilten übertönt werden.

Dies ist eine Grundeigenschaft von Marketing: Der einzige Zweck der Werbung ist i.d.R. Die Verbreitung von Fehlinformation. Werbung versucht Verbindungen herzustellen, die es so nicht gibt, z.B. die Verbindung zwischen dem Kauf eines Produktes sowie sozialer Anerkennung, Glück, Schönheit, Reichtum und so weiter. Es wird versucht, das Produkt besser darzustellen, als es tatsächlich ist. Werbung dient auch der Finanzierung eines erheblichen Teils unser Medien, Kommunikationsmittel und Kultur.

Es gibt zahlreiche Gründe, die Finanzierung der Kernelemente einer Informationsgesellschaft nicht ausgerechnet durch die Verbreitung von Fehlinformationen zu finanzieren. Dieses Vorgehen stellt nebenbei bemerkt einen volkswirtschaftlichen Unsinn sondergleichen dar. Doch im Kontext der Datenschutz-Diskussion ergeben sich ganz andere Argumente.

Das Bestreben, gezielt Werbung zu verbreiten, ist der wesentliche Grund für Unternehmen, die persönlichen Daten der Bürger zu missbrauchen. Wenn es keine Werbung mehr gibt, gibt es auch diesen Datenmissbrauch nicht mehr.

Ein Verbot von Werbung ließe sich relativ leicht durchsetzen, denn Werbung muss gerade möglichst viel Aufmerksamkeit erregen. Das verträgt sich schlecht mit kriminellen Unternehmungen – wobei die Beseitigung von Email-Spam offenbar schon nicht leicht ist. Doch in einer transparenten Gesellschaft sollte es gelingen, auch das in den Griff zu bekommen.

Es muss allerdings darauf geachtet werden, die freie Rede in keiner Weise zu beeinträchtigen. Daher schlägt Extreme Governing folgende Definition vor: Es ist verboten, jemanden dafür zu bezahlen, einen dritten von etwas zu überzeugen. Diese Definition umfasst sowohl Werbung als auch die meisten Formen politischer Propaganda, doch sie beschränkt die freie Meinungsäußerung nicht im geringsten. Ich darf jederzeit sagen, dass Cola-Trinken mich reich, sexy, cool und beliebt gemacht hat – man darf mich nur nicht dafür bezahlen, dies zu sagen.

So ließe sich also eine Gesellschaft verwirklichen, in der die Transparenz zwischen Bürgern, Regierung und Unternehmen symmetrisch ist; Und in der weder die Exekutive noch die Wirtschaft ein Interesse am Missbrauch der Transparenz der Bürger hat. Die Bedenken manch antikapitalistischer Datenschützer lassen sich so sicher nicht anfechten. Aber die Bedenken der heute vielfach schon recht freizügigen Bürgerschaft sollten damit ausgeräumt sein.

Postpostprivacy

Doch eine völlig transparente Gesellschaft macht eine anonyme Opposition praktisch unmöglich. Sie erstickt den Untergrund im Keim. Eine solche Gesellschaft wäre für manche ein formidables Schreckgespenst und das nicht zu unrecht. Denn wenn nicht alles nach meinen Idealvorstellungen läuft und sich warum auch immer ein suppressives Regime herausbildet, steckt die Gesellschaft in einer Sackgasse, aus der sie nicht so leicht wieder herauskommt. Natürlich wäre dies in einer Mosaikgesellschaft kein Problem, denn man könnte sich einfach einem anderen Staat anschließen. Doch wenn sich eine Gesellschaft als dominierend herausbildet, sollte auch sie noch einen Fußweg aus der Sackgasse bieten.

Zudem ist völlige Transparenz auch gar nicht durchsetzbar. Denn gegen Kryptoanarchisten ist (glücklicher Weise) kein technisches Kraut gewachsen. Die Underdogs des Informationszeitalters haben sich bisher jedem technischen Angriff weit überlegen gezeigt und werden das voraussichtlich auch in Zukunft tun. Ihnen verdanken wir alles, was uns technisch stark gegen Terrorregime macht: Email-Verschlüsselung, TOR, Freenet, Bitcoin und so fort. Wir sollten diese Tugend also zum Prinzip machen.

Unser heutiges Recht erzwingt als juristische Personen solche, die vom Staat in irgendeiner Form erfasst sind: zum Beispiel im Einwohnermeldeamt oder im Unternehmensregister. Dies ist wiederum ein wichtiger Kniff zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens. Doch dies muss wie gesagt ohnehin ganz anders bekämpft werden. Ich schlage vor, von diesem Rechtsgrundsatz abzusehen.

Ich kann mir ein beliebiges Pseudonym zulegen, oder in beliebiger anderer Form Verträge eingehen, die sich nicht ohne weiteres mit anderen rechtlichen Repräsentationen meiner Person in Verbindung bringen lassen. Natürlich wird sich nicht jeder und nicht jedes Unternehmen darauf einlassen, mit solchen „Inselpersonen“ Geschäftsverhältnisse einzugehen. Und auch über solche Inselpersonen können Profile (zum Beispiel bei KiIsWhoWi) angelegt werden. Doch solange die Person hinter diesen Fassaden verhindern kann, dass die Fassaden verbunden werden, genießt sie reichlich Anonymität.

Diese Anonymität erfordert natürlichen erheblichen Aufwand – das tut sie übrigens heute schon, wie ich im ersten Teil dieser Miniserie angedeutet habe. Sie wird auch nur von sehr wenigen tatsächlich genutzt werden – wie übrigens heute schon. Doch viele Leute werden wenig gegen Verbindung der Fassaden gesicherte Pseudopersonen aufbauen – auch dies lässt sich heute schon beobachten. Es ist dies offenbar ein Bedürfnis vieler Menschen. Und es ist ein weiteres Argument für die Legalisierung dieses Vorgehens, denn ein Staat sollte den Bedürfnissen seiner Bürger nichts in den Weg legen, wenn nichts kritisches dem entgegen steht.

Die technischen Voraussetzungen für pseudonyme Finanztransaktionen existiert mit Bitcoin übrigens bereits und lässt sich womöglich nicht so leicht aus der Welt schaffen. Ich tue hier also nicht viel mehr, als die Gesetze schnell den von der Wirklichkeit geschaffenen Fakten hinterher zu definieren.

Wenn es möglich wäre, rechtliche bindende Verträge und Transaktionen mit pseudonymen Personen durch zu führen, und nur dann, wäre ein wirksamer Datenschutz durchführbar. Denn dann wäre ich nicht mehr gezwungen, meine Daten in irgendeiner Form herauszugeben. Die Spackeria hat völlig recht, wenn sie behauptet, dass ich Daten die ich einmal herausgegeben habe als öffentlich ansehen sollte. Nur Daten, die ich nicht herausgebe sind wirklich geschützt. Deshalb kann es Datenschutz nur mit diesem rechtlichen Kniff geben.

Utopilotik

Das ist eine Welt, in der ich gerne Leben würde. Bezüglich des Elixiers der Informationsgesellschaft – eben bezüglich der Information – bin ich mit den Mächtigen aus Politik und Wirtschaft gleich gestellt. Ich habe auch ohnehin nichts vor ihnen zu fürchten, denn sie haben keinen Grund (mehr), mir zu schaden. Wenn es denn nach meinem Geschmack wäre, könnte ich auch trotzdem versuchen, meine rechtliche Repräsentation zu fragmentieren und diese Fragmente vor dem Auge der Öffentlichkeit getrennt zu halten. Und wenn alle Stricke reißen, suche ich mir halt einen anderen Staat, ohne umziehen zu müssen, und wenn auch das nicht geht, schließe ich mich dem Untergrund an, der extra zu seinem Schutz eine spezielle Rechtsprechung genießt.